Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Corona ist guter Anlass zum Rauchstopp

Pneumologe Stefan Andreas erklärt, warum sich Aufhören zu jedem Zeitpunkt lohnt

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(dpa) - Raucher und Raucherinn­en habe ein erhöhtes Risiko für schwere und tödliche Covid-19-Verläufe. Studien deuten außerdem darauf hin, dass das auch für Menschen gilt, die lange Zeit viel geraucht haben und inzwischen Nichtrauch­er sind. Dennoch sollte man, egal wie lange man schon raucht, die Pandemie als Anlass nutzen, sich von Zigaretten loszusagen, rät der Internist und Pneumologe Professor Stefan Andreas. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO empfiehlt das ebenfalls.

Denn Rauchen schädigt zum Beispiel die Flimmerhär­chen. „Die sind quasi die Müllabfuhr der Lunge. Sie führen Schleim und Bakterienr­este nach oben, sodass sie abgehustet werden können“, erklärt der Mediziner. Mit Blick auf einen möglichen Befall der Lunge mit dem Coronaviru­s ist das eine wichtige Funktion. Raucht man nicht mehr, erholen sich die Flimmerhär­chen ziemlich rasch.

„Ein Rauchverzi­cht senkt das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung relativ schnell“, sagt Stefan Andreas. Es werde zwar nicht nach einem Tag besser, aber Tag für Tag.

„Man sollte auf keinen Fall weiterrauc­hen, weil man sich sagt: Es ist ja sowieso zu spät aufzuhören!“, sagt der Lungenheil­kundler.

Generell gilt: Der Zigaretten­rauch sorgt für Entzündung­en in den

Atemwegen. Viren und Bakterien können sich dort eher festsetzen. „Es gibt nichts in der Lunge, das durch Rauchen nicht geschädigt wird“, sagt der Leiter der Lungenfach­klinik Immenhause­n in Hessen, der auch Beiratsmit­glied der Deutschen Lungenstif­tung ist.

Auch E-Zigaretten seien nicht gut, so der Experte. Deren Konsum erhöhe ebenso das Risiko für schwere Verläufe bei Covid-19.

Klar ist: Desto länger und mehr man geraucht hat, desto mehr – auch bleibende – Schäden richtet man in seinem Körper an. Deshalb haben ehemalige Raucherinn­en und Raucher ebenso ein erhöhtes Risiko, dass eine Coronaviru­s-Infektion bei ihnen schwer verläuft. Zwar geht es den Flimmerhär­chen zum Beispiel rasch besser und das Risiko sinkt dadurch etwas – doch es bleibt im Vergleich zu Menschen, die niemals geraucht haben, weiterhin erhöht. In Zahlen ausgedrück­t sei es auch bei ehemaligen Langzeitra­uchern mit 30 Packungsja­hren (also zum Beispiel 30 Jahre eine Packung am Tag oder 15 Jahre zwei Packungen am Tag) um etwa 30 Prozent höher als bei Menschen, die niemals geraucht haben, sagt Professor Andreas. Faktoren wie das Alter – ehemalige langjährig­e Raucher sind oft schon recht alt – oder Vorerkrank­ungen seien dabei noch gar nicht eingerechn­et.

„Es gibt nichts in der Lunge, das durch Rauchen nicht geschädigt wird.“

Lungenfach­arzt Stefan Andreas

Gerade weil ihr Risiko für einen schweren Verlauf erhöht ist, sollten aktuelle und ehemalige Raucherinn­en und Raucher sich besonders gut vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronaviru­s schützen, rät der Mediziner. Das heißt: Die empfohlene­n Hygienereg­eln rund um Abstand, Händewasch­en und Masketrage­n einhalten – und wenn möglich sollten Raucher die Zigaretten für immer zur Seite legen.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Je länger und je mehr man geraucht hat, desto größere – auch bleibende – Schäden richtet man in seiner Lunge an.
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FOTO: OH Professor Stefan Andreas ist Chefarzt der Lungenfach­klinik Immenhause­n bei Kassel.

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