Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Maria Wachter feiert ihren 100. Geburtstag
Drei Dinge fallen der Hundersingerin ein, um ein solches Alter zu erreichen
- Wenn man das Geburtstagskind fragt, wie man es schafft, in so rüstigem Zustand und geistiger Frische 100 Jahre alt zu werden, fallen ihr schlagfertig gleich drei Dinge ein: Bescheiden leben, viel arbeiten und täglich beten. Bei Maria Wachter scheinen diese drei Lebensweisheiten gewirkt zu haben und sie genießt jeden Tag, den ihr der Herrgott schenkt.
Ihren 100. Geburtstag hat sie mit der Verwandtschaft in Krauchenwies im großen Stil am Sonntag, 5. September, gefeiert und da war es für Maria Wachter selbstverständlich, dass sie alle 100 entzündeten Kerzen auf dem Tisch selbst ausgeblasen hat. „Des war des schönschte Fest in meinem Leben“, freut sie sich, wobei sie am liebsten noch getanzt hätte, was sie aber dann doch nicht mehr riskierte.
Ihre Eltern betrieben eine Landwirtschaft, dort mussten alle mitanpacken. Dazu gehörten zehn Kinder – fünf Buben und fünf Mädchen. Es war ein hartes Leben „ond d' Fraua hond so lang mitg'schaffet auf em Feld, bis sie ihre Kender fast auf em Acker verlora hand“, erinnert sich Maria Wachter noch an ihre Mutter. Als Zweitälteste war sie es auch, die als „Ersatzmutter“auf ihre Geschwister nach der Schule aufpassen und sie versorgen musste.
Nach dem Schulbesuch führte sie ihr beruflicher Weg dann nach Bartenstein, wo sie eine Ausbildung zur Krankenschwester machte. Danach trat sie ihre Stelle im Krankenhaus 14 Nothelfer in Weingarten an, wo sie bis zu ihrer Pensionierung mit 60 Jahren beruflich tätig war. Krank, nein das war sie während ihrer Tätigkeit als Krankenschwester bis auf eine Grippe nie. Mit 60 Jahren zog es Maria Wachter dann wieder in ihre
Heimat Hundersingen zurück. Dort nahm sie ihre Mutter im Haus auf und pflegte sie dreieinhalb Jahre bis zu ihrem Tod. Heute genießt sie ihren Lebensabend in ihrem Heim an der Mohrhalde und hat genug zu tun und fast keine Zeit, wie sie sagte.
Bis vor kurzem hat sie sich selbst versorgt, aber jetzt genießt sie das Essen auf Rädern, das ihr das örtliche Gasthaus liefert. Ihre Nichte Luzia Halder kümmert sich um Haushalt und Wäsche und auch die Sozialstation schaut nach der 100-Jährigen. Ebenso kommt Irmgard Spöcker immer wieder vorbei, um ein Schwätzchen zu halten.
Das Lesen, ihre täglichen Gebete und vor allem ihr Radio zählen zum festen Tagesablauf. „Im Radio kommen schöne Sachen und auch Lieder, die ich mitsingen kann“, so das Geburtstagskind. Das käme ihrer Stimme zugute, so die betagte Seniorin. Und über den eigenen Dreck lachen können sei sehr wichtig. Aber ein tiefer Glaube sei das A und O in ihrem Leben. „Und so hoff ich, dass ich noch viele Jahre fröhlich beten und singen kann“, war der Wunsch des Geburtstagskindes.
Zwei weitere Gratulanten stellten sich bei Maria Wachter am vergangenen Montagmorgen ein, nämlich Bürgermeister Magnus Hoppe und Ortsvorsteher Reinhold Eisele. Stellvertretend überbrachte Bürgermeister Hoppe die Glückwünsche von Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie von Landrätin Stefanie Bürkle. Vonseiten der Gemeinde hatte er ein besonderes Geschenk für Maria Wachter mitgebracht, nämlich eine Kopie des Oberländers, dem Vorgänger der Schwäbischen Zeitung, von ihrem Geburtstag am 5. September 1921. Maria Wachter ist innerhalb von drei Jahren schon die dritte Hundertjährige in Hundersingen.