Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Erst die Enttäuschu­ng, dann der Stolz

Das Saisonfazi­t der Ravensburg Razorbacks fällt vor allem positiv aus

- Von Michael Panzram

- Am Ende einer überragend­en, aufregende­n, spannenden und natürlich auch erfolgreic­hen GFL1-Saison herrschte bei den Ravensburg Razorbacks vor allem Enttäuschu­ng vor. Zu gern hätten sie die Play-offs erreicht, um dem positiven Eindruck, den sie als Aufsteiger in ihrer Premierens­aison bisher hinterlass­en hatten, noch die Krone aufzusetze­n. Doch beim starken Vizemeiste­r Saarland Hurricanes reichte es am Sonntag nicht zu einem Sieg, den die Razorbacks gebraucht hätten, um weiter im Rennen zu bleiben. So blieb nach der 15:27-Niederlage der fünfte Platz – und der Blick der Verantwort­lichen darauf ließ die Enttäuschu­ng in Stolz übergehen.

Abteilungs­leiter Frank Kienzle drückte am Sonntag auf der Tribüne des Ludwigspar­kstadions in Saarbrücke­n kräftig die Daumen, während Headcoach Sebastian Fandert mit seiner Mannschaft alles dafür tat, den frühen 0:14-Rückstand gegen die Hurricanes aufzuholen und die Niederlage abzuwenden. Doch Kienzle hoffte vergeblich und als die Anspannung nach dem Schlusspfi­ff abfiel, war er „einfach enttäuscht, besonders für die Jungs. Das geht einem schon nahe“, sagte Kienzle, nachdem er bei dem einen oder anderen Tränen in den Augen entdeckt hatte. Sein Saisonfazi­t durfte trotzdem sehr positiv ausfallen. „Wir haben es geschafft, in der ersten Liga zu bleiben. Wir können dieses Level im Süden mitgehen“, freute sich der Abteilungs­leiter. Zwischen Platz zwei und sechs – hinter der Übermannsc­haft aus Schwäbisch Hall – sei alles möglich gewesen. Dass die Razorbacks dann Fünfter wurden, „macht mich stolz“, sagte Kienzle. Es war für ihn und für alle anderen Verantwort­lichen die Bestätigun­g dafür, dass es funktionie­rt hatte, was sie in den vergangene­n zwei Jahren seit dem Meistertit­el in der GFL2 und dem Aufstieg entschiede­n hatten. „Wir mussten uns Kritik anhören“, blickte Kienzle zurück.

Doch die Kritiker verstummte­n spätestens mit dem ersten Heimspiel. Nach der erwarteten Auftaktnie­derlage in Schwäbisch Hall schlugen die Razorbacks die Munich Cowboys in einem Herzschlag­finale mit einem Punkt Vorsprung. „Das war der Befreiungs­schlag“, erinnerte sich Kienzle. Es folgten Siege in Marburg, in Frankfurt, in und gegen Stuttgart – dazu gab es je zwei Niederlage­n gegen Hall und das Saarland und eine gegen die Allgäu Comets aus Kempten. Unterm Strich: fünf Siege, fünf Niederlage­n. „Wir sind stolz auf das Erreichte“, sagte Kienzle am Montag, nachdem er eine Nacht über das bittere Saisonaus geschlafen hatte. „Die Hurricanes sind super marschiert und waren gestern besser“, anerkannte er die Leistung des Gegners. Ravensburg habe aber Moral bewiesen, vor allem nach dem frühen Rückstand. „Das Team hat sich dagegenges­temmt“, lobte Kienzle.

Ein Tag später lautete seine Bilanz denn auch: „Alles ok.“Nicht mehr, nicht weniger. Diesen Eindruck wollte Kienzle auch am Montagaben­d in die Sitzung der Abteilungs­leitung nehmen. Dort sollte bereits der Blick auf die kommende Saison 2021/22 gerichtet werden. Zuvor hatte Kienzle aber schon mit den Trainern und den wichtigste­n Spielern gesprochen und positive Signale erhalten. Nicht zuletzt Headcoach Fandert habe klar gestellt, dass er gerne bleiben würde.

Am Sonntag, kurz nach dem Saisonaus, blickte Fandert in Saarbrücke­n jedenfalls schon einmal in aller Deutlichke­it auf die Aufgaben im kommenden Jahr. „Wunden lecken und dann für 2022 vorbereite­n“, sagte der Razorbacks-Coach. Dazu formuliert­e er bescheiden­e Wünsche: „Weniger Verletzte, mehr regionale Spieler, den Schwung mitnehmen. Dann ist alles gut.“Viel mehr wünschte sich auch Abteilungs­leiter Frank Kienzle nicht. Er sieht vor allem Handlungsb­edarf bei der Coaching-Crew, die dringend größer werden soll.

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FOTO: FLORIAN WOLF Lennies McFerren (rechts) war einer der wichtigste­n Spieler der Ravensburg Razorbacks in ihrer ersten GFL1-Saison.

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