Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Spahn setzt auf Impfaktionswoche
Gesundheitsminister möchte Menschen in Geschäften und Fußgängerzonen erreichen
(AFP) - Eine bundesweite Aktionswoche soll der ins Stocken geratenen Impfkampagne neuen Schwung verleihen. Bei der von Bund und Ländern angeschobenen Initiative solle kommende Woche eine „gemeinsame Kraftanstrengung“für mehr Impfungen unternommen werden, wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch sagte. Nach Ansicht des Robert-KochInstituts (RKI) muss die Zahl der Impfungen deutlich gesteigert werden, um einen dramatischen Verlauf der vierten Corona-Welle zu verhindern. Der Anteil der vollständig geimpften Menschen lag am Dienstag bei 61,7 Prozent. 66 Prozent haben mindestens eine Dosis erhalten.
Spahn setzt darauf, an Orten des öffentlichen Lebens mehr Menschen für die Corona-Impfung zu gewinnen. Es fehle noch immer an der „einfachen Gelegenheit“zum Impfen, sagte der Minister. Er nannte Spielund Sportplätze, Vereine, Fußgängerzonen und Einkaufsgeschäfte, um die Menschen zu erreichen. Er sei dankbar für viele „kreative Ideen“. Spahn sagte weiter: „Wir haben das Mittel in der Hand, uns zurück in Freiheit und Normalität zu impfen.“
Zwar sei die Impfung die freie Entscheidung jedes Einzelnen. Es sei aber eine Frage, die andere betreffe.
„Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, sagte Lothar Wieler, der Chef des Robert-Koch-Instituts. Wenn die Impfquote nicht drastisch gesteigert werde, „kann die aktuelle vierte Welle einen fulminanten Verlauf nehmen“. Die Belegung der Intensivbetten in den Krankenhäusern habe sich in den vergangenen beiden Wochen fast verdoppelt. Es seien auch immer mehr jüngere Menschen betroffen. „Impfungen sind das mächtigste Werkzeug, das wir im Kampf gegen die
Pandemie haben“, so Wieler. Das RKI schätze, dass durch Impfungen zwischen Januar und Juli 77 000 Krankenhausaufenthalte und 20 000 Fälle auf Intensivstationen verhindert worden seien. Zudem seien 38 000 Todesfälle verhindert worden.
Der Einzelhandelsverband bekundete seine Unterstützung. Der Handel wolle „Verantwortung übernehmen“und setze sich dafür ein, die „Impfbereitschaft bundesweit zu steigern“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth, in Berlin.