Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bouffier geht auf die Sigmaringer zu
In einer Wahlkampfveranstaltung unterstützt der Politiker seinen „Kumpel“Bareiß
- Er legt seine Krawatte beiseite, nimmt das Mikrofon aus der Halterung, stellt sich mitten auf den Radweg und argumentiert eine gute halbe Stunde, warum die Union die kommende Bundesregierung anführen sollte: Volker Bouffier, der hessische Ministerpräsident, ist am Mittwochnachmittag auf der Donaubühne aufgetreten. Rund 50 Menschen – die Besucher auf der Terrasse von Karls Hotel nicht mitgerechnet – hörten ihm zu.
Viele Zuhörer der Wahlkampfveranstaltung stehen der CDU nahe. Er habe schon etliche Parteien gewählt, aber diesmal tendiere er zur CDU, sagt Gerhard Briem aus Vilsingen. Eine mögliche rot-rot-grüne Regierung lehne er ab. „Nur mit Verboten kommen wir nicht weiter und ich finde die Klimaschutzmaßnahmen dieser Parteien übertrieben.“
Eine Position, die der Hauptredner der Wahlkampfveranstaltung unterstreicht. Volker Bouffier findet Klimaschutz wichtig, aber nicht um jeden Preis. Es müssten zwei Dinge zusammengebracht werden: Klimaschutz und der Erhalt von Arbeitsplätzen. Plakativ gesagt: „Wenn die Menschen keine Arbeit mehr haben, ist ihnen der Klimaschutz ziemlich egal.“
Auf der anderen Donauseite halten einige Menschen, die nicht der CDU nahe stehen, ein Plakat in den Himmel, auf dem steht: „Stoppt Klimakiller Bareiß“. Vermutlich ist es kein Zufall, dass das Wort „Stoppt“in grünen Lettern geschrieben ist. Wahrscheinlich liegt es an der aktuellen politischen Großwetterlage oder an der schwarz-grünen Koalition in Hessen, dass der CDU-Spitzenpolitiker
sich kaum bis gar nicht an den Grünen abarbeitet.
Wenig überraschend: Seine Gegner sind die SPD und die Linken. Deutschland stehe vor der Frage, ob es einen Rutsch nach links gebe oder die Bundesregierung in der Mitte bleibe und damit Maß halte, wie Bouffier verspricht.
Damit meint er: auf Steuererhöhungen verzichten, die innere Sicherheit und den Zusammenhalt der Gesellschaft stärken.
Als sie das hören, klatschen Besucher wie der Sigmaringendorfer Bernd Krugger: „Als Immobilienbesitzer möchte ich mir eine linke Regierung nicht leisten, weil ich nicht die Melkkuh der Nation sein möchte.“Klimaschutz sei nicht zum Nulltarif zu haben, diese Botschaft müsse man den Bürgern vermitteln. Was
Krugger noch stört ist, dass im Wahlkampf bislang mehr über Kanzlerkandidaten und weniger über Parteiprogramme gesprochen wird.
Ein Kritikpunkt, den Bouffier aufgreift: Er redet in der Tat mehr über Inhalte und weniger über Kanzlerkandidaten. „Alle anderen links von uns wollen die Steuern erhöhen.“Wie die Union die Zukunftsaufgaben stattdessen finanzieren möchte, das sagt Bouffier nicht.
Die Aussage von Thomas Bareiß – „die Union kann stolz auf das in den vergangenen 16 Jahren Erreichte sein“– unterstreicht der dienstälteste Ministerpräsident. Trotzdem bemerkt der einschränkend: Den Wähler interessiere wenig, was in der Vergangenheit war, er wolle wissen, was ihm die Parteien für die Zukunft anbieten.
Je länger Bouffier redet, desto näher kommt er den Menschen. Er bewegt sich auf die Donaubühne zu. Ob das als Zeichen verstanden werden soll?