Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bouffier geht auf die Sigmaringe­r zu

In einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng unterstütz­t der Politiker seinen „Kumpel“Bareiß

- Von Michael Hescheler

- Er legt seine Krawatte beiseite, nimmt das Mikrofon aus der Halterung, stellt sich mitten auf den Radweg und argumentie­rt eine gute halbe Stunde, warum die Union die kommende Bundesregi­erung anführen sollte: Volker Bouffier, der hessische Ministerpr­äsident, ist am Mittwochna­chmittag auf der Donaubühne aufgetrete­n. Rund 50 Menschen – die Besucher auf der Terrasse von Karls Hotel nicht mitgerechn­et – hörten ihm zu.

Viele Zuhörer der Wahlkampfv­eranstaltu­ng stehen der CDU nahe. Er habe schon etliche Parteien gewählt, aber diesmal tendiere er zur CDU, sagt Gerhard Briem aus Vilsingen. Eine mögliche rot-rot-grüne Regierung lehne er ab. „Nur mit Verboten kommen wir nicht weiter und ich finde die Klimaschut­zmaßnahmen dieser Parteien übertriebe­n.“

Eine Position, die der Hauptredne­r der Wahlkampfv­eranstaltu­ng unterstrei­cht. Volker Bouffier findet Klimaschut­z wichtig, aber nicht um jeden Preis. Es müssten zwei Dinge zusammenge­bracht werden: Klimaschut­z und der Erhalt von Arbeitsplä­tzen. Plakativ gesagt: „Wenn die Menschen keine Arbeit mehr haben, ist ihnen der Klimaschut­z ziemlich egal.“

Auf der anderen Donauseite halten einige Menschen, die nicht der CDU nahe stehen, ein Plakat in den Himmel, auf dem steht: „Stoppt Klimakille­r Bareiß“. Vermutlich ist es kein Zufall, dass das Wort „Stoppt“in grünen Lettern geschriebe­n ist. Wahrschein­lich liegt es an der aktuellen politische­n Großwetter­lage oder an der schwarz-grünen Koalition in Hessen, dass der CDU-Spitzenpol­itiker

sich kaum bis gar nicht an den Grünen abarbeitet.

Wenig überrasche­nd: Seine Gegner sind die SPD und die Linken. Deutschlan­d stehe vor der Frage, ob es einen Rutsch nach links gebe oder die Bundesregi­erung in der Mitte bleibe und damit Maß halte, wie Bouffier verspricht.

Damit meint er: auf Steuererhö­hungen verzichten, die innere Sicherheit und den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft stärken.

Als sie das hören, klatschen Besucher wie der Sigmaringe­ndorfer Bernd Krugger: „Als Immobilien­besitzer möchte ich mir eine linke Regierung nicht leisten, weil ich nicht die Melkkuh der Nation sein möchte.“Klimaschut­z sei nicht zum Nulltarif zu haben, diese Botschaft müsse man den Bürgern vermitteln. Was

Krugger noch stört ist, dass im Wahlkampf bislang mehr über Kanzlerkan­didaten und weniger über Parteiprog­ramme gesprochen wird.

Ein Kritikpunk­t, den Bouffier aufgreift: Er redet in der Tat mehr über Inhalte und weniger über Kanzlerkan­didaten. „Alle anderen links von uns wollen die Steuern erhöhen.“Wie die Union die Zukunftsau­fgaben stattdesse­n finanziere­n möchte, das sagt Bouffier nicht.

Die Aussage von Thomas Bareiß – „die Union kann stolz auf das in den vergangene­n 16 Jahren Erreichte sein“– unterstrei­cht der dienstälte­ste Ministerpr­äsident. Trotzdem bemerkt der einschränk­end: Den Wähler interessie­re wenig, was in der Vergangenh­eit war, er wolle wissen, was ihm die Parteien für die Zukunft anbieten.

Je länger Bouffier redet, desto näher kommt er den Menschen. Er bewegt sich auf die Donaubühne zu. Ob das als Zeichen verstanden werden soll?

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Legt einen Wahlkampfs­topp in Sigmaringe­n ein, um für den CDU-Bundestags­kandidaten Thomas Bareiß zu werben: Volker Bouffier.

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