Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Armin Laschet sieht sich als Sieger

CDU-Spitzenkan­didat stellt Sofortprog­ramm vor – Was er im Falle einer Wahl zum Kanzler vorhat

- Von Claudia Kling

- Unionskanz­lerkandida­t Armin Laschet (CDU) ist zufrieden mit dem Wochenende – und zwar aus mehreren Gründen: Erstens sei es ihm gelungen beim Triell am Sonntagabe­nd deutlich zu machen, dass es bei der Bundestags­wahl um eine Richtungse­ntscheidun­g geht. Zweitens habe er in Nürnberg einen „tollen CSU-Parteitag“erlebt. Drittens beflügelt ihn das Ergebnis der CDU bei den Kommunalwa­hlen in Niedersach­sen. Zwei Wochen vor der Bundestags­wahl habe die CDU in Niedersach­sen gezeigt: „Wir sind die stärkste politische Kraft“, sagt Laschet bei der Vorstellun­g seines Sofortprog­ramms zur Bundestags­wahl am Montagmitt­ag im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin.

Auch Silvia Breher, im Zukunftste­am des Kanzlerkan­didaten das Gesicht für Familienpo­litik und selbst Niedersäch­sin, freut sich über das Ergebnis in ihrem Bundesland. Dort hätten die Umfrage auch die SPD vorne gesehen, und jetzt liege doch die CDU vorne. Die CDU kam auf 31,7 Prozent – das ist ihr schlechtes­tes Ergebnis bei Kommunalwa­hlen in Niedersach­sen seit Jahrzehnte­n. Die SPD lag knapp dahinter bei 30 Prozent.

Auch das Sofortprog­ramm zeugt von einem ungebroche­nen Optimismus der CDU-Spitze. Anstatt auf schlechte Zustimmung­swerte einzugehen, spricht Laschet lieber darüber, welche Vorhaben er als Kanzler sofort angehen wird, „unmittelba­r nach Amtsantrit­t“, wie es in dem vierseitig­en Papier heißt.

Sechs Pakete mit „Sofortmaßn­ahmen“hat die CDU geschnürt, an erster Stelle steht die Familienpo­litik – und deshalb auch die stellvertr­etende CDU-Bundesvors­itzende Breher neben ihm. „Das ist ein guter Tag für die Aufholjagd“, sagt sie. Ihr Parteichef und Kanzlerkan­didat habe beim Triell bewiesen, „dass er Kanzlerfor­mat“hat. Zudem sei sie „dankbar“, dass die Familie an den Anfang des Sofortprog­ramms gestellt wurde, da eine Familie „das größte Geschenk und Abenteuer“im Leben sei.

In den weiteren fünf Paketen geht es um die Sicherheit, Beschleuni­gung

(bei Genehmigun­gsverfahre­n und in der Bürokratie), den Klimaschut­z, die Entlastung (kleinerer und mittlerer Einkommen) und um den Mittelstan­d. Viel Neues ist darin nicht enthalten, vielmehr sind es Vorhaben, die bereits im Wahlprogra­mm von CDU und CSU enthalten sind. Beispielsw­eise die Forderung nach einer Begrenzung des Eigenantei­ls von Pflegebedü­rftigen und ihren Angehörige­n bei stationäre­r Pflege und im Pflegeheim auf 700 Euro: Dies hatte Gesundheit­sminister Jens Spahn (CSU) schon im Oktober 2020 angekündig­t, jetzt soll es wohl Priorität bekommen. Darüber hinaus werden in dem Sofortprog­ramm unter anderem 1000 neue Videokamer­as an Bahnhöfen, eine Erhöhung der Minijobgre­nze von 450 auf 550 Euro, zinslose Darlehen für ein Solardach und eine kostenfrei­e Meister-Ausbildung versproche­n.

Bei der CSU in München, die sich schon am Wochenende höchst angetan von Laschets Rede beim Parteitag gezeigt hatte, stieß seine Paketankün­digung auf große Zustimmung. CSU-Generalsek­retär Markus Blume nennt das Sofortprog­ramm einen „starken Aufschlag“. „Schnelle Steuersenk­ungen für kleine und mittlere Einkommen, dynamische Pendlerpau­schale, Förderung von Klimainnov­ationen – so geht Zukunft“, ergänzt er. Die politische Konkurrenz von der SPD, den Grünen, der Linken bis zur FDP reagieren weniger positiv darauf. SPDChefin Saskia Esken wirft Laschet Defizite bei der sozialen Gerechtigk­eit vor. „Respekt für Arbeit scheint für die CDU keine Rolle zu spielen“, sagt sie am Montag in Berlin – auch mit Verweis auf Laschets Nein zu einer Erhöhung des Mindestloh­ns.

Befürchtun­gen, dass ihm die Zeit davonlaufe­n könnte, um die Wähler noch vor der Wahl von seinen Plänen zu überzeugen, plagen den Unionskanz­lerkandida­ten nicht. Auf die Frage, ob er nervös sei mit Blick auf die wenigen Tage bis zum Wahltermin, sagt er: Die Wähler entschiede­n spätestens am 26. September. „Deshalb läuft da gar nichts weg.“Es werde noch gemeinsame Auftritte mit CSU-Chef Markus Söder in München und mit Angela Merkel geben. Die Bundeskanz­lerin werde auch seinen Wahlkreis Aachen besuchen. „Das hat gute Tradition“, so Laschet. Vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen sei sie auch da gewesen. Die hat er mit 1,8 Prozent Vorsprung vor der SPD gewonnen.

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Leider Wasser im Topf, keine Sahne

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