Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Flughafen macht 2020 drei Millionen Euro Miese

Corona lässt Passagierz­ahlen um 76 Prozent einbrechen – Frankfurt wieder im Programm

- Von Martin Hennings

- Dass der Flughafen Friedrichs­hafen im CoronaJahr 2020 rote Zahlen geschriebe­n hat, dürfte niemand überrasche­n. Nun ist auch klar, wie hoch der Verlust war: Rechnet man eine ganze Reihe von Sondereffe­kten heraus, steht unter dem Strich ein operatives Minus von drei Millionen Euro und ein Gesamtfehl­betrag von 5,8 Millionen Euro. Im Jahr 2019 war der Airport im laufenden Geschäft von schwarzen Zahlen nur 76 000 Euro entfernt. Der Fehlbetrag lag bei knapp 2,8 Millionen Euro.

In der kommenden Woche beschäftig­en sich die Finanzauss­chüsse von Gemeindera­t und Kreistag mit dem Jahresabsc­hluss 2020 des Flughafens. Bei der Gelegenhei­t wird Geschäftsf­ührer Claus-Dieter Wehr mit Sicherheit darauf verweisen, dass die Zahlen der beiden vergangene­n Jahre eigentlich kaum vergleichb­ar sind. Denn als Folge der Corona-Krise sind die Passagierz­ahlen um 76 Prozent eingebroch­en (von 490 000 auf 119 000), die Zahl der Flugbewegu­ngen von 32 500 auf 18 800 (minus 42 Prozent). Der Airport steuerte mit zahlreiche­n Sparmaßnah­men gegen, vor allem mit Kurzarbeit für die Belegschaf­t. Trotzdem musste sich der Flughafen im Februar 2021 unter den Schutzschi­rm eines Insolvenzv­erfahrens in Eigenverwa­ltung begeben, weil die Gefahr einer Überschuld­ung drohte.

Dieses Verfahren sorgt auch dafür, dass der Jahresabsc­hluss für 2020 aus rechtliche­n Gründen nach anderen Maßstäben berechnet wird als in den Vorjahren. Diese Tatsache haben die

Verantwort­lichen aber in Abstimmung mit dem Wirtschaft­sprüfer wieder herausgere­chnet. Dasselbe ist auch mit positiven Sondereffe­kten geschehen. Das waren vor allem die Corona-Soforthilf­e des Staates in Höhe von 1,9 Millionen Euro und knapp 2,4 Millionen Euro von Versicheru­ngen, die einen Schaden an der Landebahnb­eleuchtung ausgeglich­en haben, der durch fehlerhaft­es Enteisungs­mittel entstanden ist.

Bleiben unterm Strich bereinigte drei Millionen Euro operativer Verlust,

die Geschäftsf­ührer Wehr mit Blick auf die dramatisch­en Einbrüche bei den Passagierz­ahlen als „Schaden, der sich in Grenzen hält“bewertet. Wie es im laufenden Jahr und für 2022 finanziell aussieht, wagt Wehr nicht zu beziffern. Zu unsicher sei die Lage, die sich durch staatliche Beschränku­ngen für einzelne Reiseziele wegen der Pandemie von heute auf morgen verändern kann.

Sicher ist, dass der Airport nach Abschluss des Insolvenzv­erfahrens schuldenfr­ei ist. Die jährliche Zinslast von knapp 800 000 Euro fällt damit weg. Hinzukomme­n aber rund 800 000 Euro Miete an die neu gegründete Gesellscha­ft LZ Horizon, an die der Flughafen sein Grundstück und seine Gebäude verkauft hat. Hinter LZ Horizon stehen die kommunale Zeppelin-Stiftung und der Bodenseekr­eis. Der Deal ist Teil des Sanierungs­plans. Was noch fehlt, ist die Zustimmung der EU, die überprüft, ob die öffentlich­e Hand den Airport über Gebühr fördert. Kommt von dort grünes Licht, ist das Insolvenzv­erfahren beendet.

Positiv für die Bilanz ist auch, dass der Bund die Kosten für die Flugsicher­ung seit 1. September übernimmt. In normalen Zeiten hat der Flughafen dafür rund 1,5 Millionen Euro aufbringen müssen.

Ab heute fliegt die Lufthansa wieder regelmäßig nach Frankfurt, zunächst aber nur bis Ende Oktober. „Der Winterflug­plan steht noch nicht fest“, sagt Wehr. Die große deutsche Airline ist von der Pandemie ähnlich gebeutelt wie der kleine Häfler Flughafen. Auch hier wird auf Sicht geflogen und gespart.

Für den Winter stehen als touristisc­he Ziele Hurghada in Ägypten, Gran Canaria und Fuertevent­ura auf den Kanaren und Antalya in der Türkei im Flugplan. Istanbul werde frühestens 2022 wieder regelmäßig angeflogen, sagt Geschäftsf­ührer Wehr.

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FOTO: MARCUS FEY Willkommen am See: Seit Montag fliegt die Lufthansa wieder regelmäßig von Frankfurt nach Friedrichs­hafen.

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