Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Krankenhausseelsorge macht den Pfarrer
Der neue evangelische Seelsorger Christoph Schweikle wird am Sonntag in sein Amt eingeführt
- Christoph Schweikle heißt der neue Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Bad Saulgau. Nach seinem Einsatz als geschäftsführender Pfarrer in Kirchheim unter Teck übernimmt der 59Jährige die seit dem Weggang von Pfarrerin Stefanie Zerfaß vakante Stelle im Pfarramt II. Am kommenden Sonntag, 19. August, feiert die evangelische Kirchengemeinde seine Investitur, aus Gründen des Infektionsschutzes ist die Feier aber nur mit geladenen Gästen möglich.
Von Christuskirche zu Christuskirche: Auch in Kirchheim war Pfarrer Schweikle für eine Gemeinde mit einer Christuskirche verantwortlich. Der Umbau und die Neugestaltung der Kirche fiel in seine Amtszeit. „Sehr schick“habe die Gemeinde die Kirche hergerichtet. Bewusst möchte der 59-Jährige den Fokus nun aber auf die theologischen Kerngebiete legen, auf Seelsorge, Verkündigung, Bildung und auf „mein Leib- und Magenthema Gottesdienste“. Eine wichtige Rolle wird auch die Musik spielen. Der neue Pfarrer hat die CAusbildung als Organist absolviert und drei Semester in Esslingen Musik studiert.
„Ich fand die ausgeschriebene Stelle superattraktiv und interessant“, so Christoph Schweikle. Er wird den Seelsorgebezirk Bad Saulgau-Ost und Herbertingen betreuen. Der Konfirmanden-Unterricht werde im jährlichen Wechsel von ihm und dem geschäftsführenden Pfarrer Walter Schwaiger gestaltet. In den Verantwortungsbereich des neuen Pfarrers fallen Konfi-3-Kurse für Grundschüler, Erwachsenenbildung, Seniorenarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und junge Familien.
Christoph Schweikle stammt aus Freudenstadt im Schwarzwald. Nach dem Abitur wollte er Lehrer werden. Doch in Zeiten mit überfüllten Hörsälen
und Lehrerübschuss entschied er sich erst einmal zum Theologiestudium: „Religion war bei jeder möglichen Fächerkombination dabei.“Ein beeindruckender Praxiseinsatz in der Krankenhausseelsorge gab den Ausschlag, sich ganz auf die Theologie zu konzentrieren.
Die elterliche Familie sei kirchlich schwer engagiert gewesen. Der Vater war zeitweise Mitglied der evangelischen Landessynode, engagierte sich als Chorleiter und Organist in der Gestaltung von Gottesdiensten. Eine tolle Jugendgruppe habe er gehabt. „Nach intensiver Bibelarbeit
blieben meistens mehr Fragen als Antworten.“Während des Studiums heiratete er. Mit seiner Frau ist er seit 37 Jahren verheiratet. Die drei Kinder sind inzwischen erwachsen.
Nach seinem Vikariat war er im Stift Urach, einem Einkehrhaus der evangelischen Landeskirche, beschäftigt. Dort war er für die Tagesgebete zuständig. Von einem kundigen Gebetsmentor habe er in dieser Zeit viel lernen können. In den Jahren 1994 bis 2001 verließ er Deutschland und betreute deutschsprachige evangelische Christen in den mittelamerikanischen Ländern Guatemala und El Salvador. In Benningen und Kirchheim trug er nach seiner Rückkehr aus Lateinamerika als geschäftsführender Pfarrer Verantwortung.
Ganz unbekannt ist ihm Oberschwaben aus dieser Zeit nicht. In Benningen war er mit einem katholischen Kollegen aus Oberschwaben befreundet: Der frühere Superior im Kloster Sießen, Hermann Dörflinger, arbeitete zu dieser Zeit in der Nachbarstadt Marbach. „Er hat immer erzählt, wie schön es in Oberschwaben ist.“Auch die Erfahrung, in einer Gemeinde
zu arbeiten, in der evangelische Christen in der Minderheit sind, empfindet der neue Pfarrer als reizvoll. Die kleinere Gemeinde definiere sich in der Regel klarer, der Zusammenhalt sei oft dichter. Auf die Zusammenarbeit mit der katholischen Gemeinde freut er sich: „Ökumene war für mich schon immer eine wichtige Geschichte“. Wohl nicht zufällig schenkte ihm sein katholischer Kollege zum Abschied ein Bild von Martin Luther und ein Foto von Papst Franziskus. Beide hängen brereits eingerahmt und nebeneinander im Arbeitsraum im Pfarrhaus.