Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Löwe Leo nimmt Erstklässlern die Angst
Einschulungsfeier an der Berta-Hummel-Schule – Hoffen auf Zuschüsse
- Kein Gottesdienst, keine große Einschulungsfeier im Stadtforum – auch dieses Jahr ist der erste Schultag coronabedingt in einem kleinen Rahmen über die Bühne gegangen. Für 135 Mädchen und Jungen begann mit dem ersten Tag an der Berta-Hummel-Schule ein neuer Lebensabschnitt.
Sechs kleine Einschulungsfeiern wird es am Mittwochvormitag in der Mensa der Grundschule geben. Die traditionell große Veranstaltung im Stadtforum oder der gemeinsame Gottesdienst stehen auch dieses Mal nicht auf dem Programm. Für manches Kind oder dessen Eltern scheint die Version im kleinen Rahmen fast gar angenehmer und persönlicher zu sein. Es wird den ganzen Vormittag gelüftet und desinfiziert. Die 3G-Regel muss strikt eingehalten werden. Genauso wie alle anderen Vorgaben des Schutz- und Hygienekonzepts, das Schulleiterin Susanne Fröhlich ausgearbeitet hat. Die erzählt während der kleinen Feier die Geschichte des kleinen Löwen Leo. Auch er erlebt den ersten Schultag und ist ganz schön aufgeregt. Doch nachdem er und seine Klassenkameraden zeigen durften, was sie schon besonders gut können, weicht das mulmige Gefühl und das Magengrummeln verschwindet. Vielen neuen Schülerinnen und Schülern geht es wohl nicht anders. Gemeinsam sitzen sie in der ersten Reihe und schauen gespannt auf die Leinwand. Dort läuft jetzt ein kleiner Film, den Frederik Söder und Manuela Michels vom Lehrerkollegium gemeinsam mit Kindern der Berta-Hummel-Schule vorbereitet haben. Um den Neulingen einen ersten Einblick zu geben, was sie in den folgenden Jahren erwartet, werden Unterrichtssequenzen gezeigt. „Könnt ihr noch nicht rechnen, lesen und schreiben, das wird nicht mehr lange so bleiben“, heißt es im Chor. Dann wird es ernst. Ohne die Begleitung der Eltern machen sich die Kleinen auf den Weg in ihr Klassenzimmer. Ein letztes Winken, dann geht es zur ersten Schulstunde. „Danke, dass Sie die Corona-Maßnahmen erfüllen und alles mittragen“, wendet sich Susanne Fröhlich an die Eltern, „wir wollen ja alle, dass die Schulen für immer aufbleiben“. Das wünschen sich in der Tat alle Eltern.
In Gesprächen wird deutlich, welchen immensen Herausforderungen Eltern und Kinder durch die Schulschließungen gegenüberstanden. Kinder verloren vielfach die Freude am Lernen außerhalb des Klassenverbundes. Gleichzeitig wartete eine Fülle an Arbeitsblättern darauf, bearbeitet zu werden. Eltern standen oft ohnmächtig vor der Situation und waren der Verzweiflung nahe. „Ich würde für die Kinder am liebsten auf die Straße gehen und protestieren“, sagt eine Mutter. Sie seien doch die Leidtragenden der Pandemie. „Und können überhaupt nichts dafür“, fährt sie fort.
Dank des Engagements des Fördervereins sind inzwischen alle Klassenzimmer mit CO2-Sensoren ausgestattet. Doch wie sieht es mit Raumluftfiltergeräten aus? Mit 70 Millionen Euro will die Landesregierung laut Pressemitteilung die Anschaffung fördern. Doch in der Realität sieht es wohl anders aus. Laut Susanne Fröhlich kann sich die Schule keine Hoffnung auf Fördergelder machen. „Es gibt wohl keinen Zuschuss, wenn ausreichend gelüftet werden kann“. Vielleicht für die Mensa, wo sich etwa zu den Essenszeiten viele Kinder aufhalten? „Den Antrag haben wir gestellt, mal sehen, welche Antwort wir kriegen“, so die Schulleiterin. Doch es scheint auch Alternativen zu geben. Elternvertreter Simon Hausmann, der auch Mitglied im Landeselternbeirat ist, hat sich bezüglich Selbstbau-Lüftungsanlagen erkundigt, die am Max-PlanckInstitut entwickelt wurden. „Die lassen sich ganz unkompliziert einbauen und sind kostengünstig“, so Hausmann. Gespräche mit der Stadtverwaltung gab es schon. „Wir sind enttäuscht, weil wir seit Wochen keine Rückmeldung erhalten haben, wir brauchen aber dringend grünes Licht“, fährt er fort. Mit dieser Technologie würde sich selbst das ständige Be- und Entlüften erübrigen.