Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Helmpflicht durch die Hintertür
Die Verkehrswende stockt ja dieser Tage. Zuletzt veröffentlichte das Statistische Bundesamt wieder einmal die ernüchternden Zahlen: 68 Prozent aller Pendler fahren hierzulande mit dem Auto in die Arbeit, die meisten davon bis dato mit dem Diesel oder Benziner. Kalorien verbrennen hingegen lediglich gut zehn Prozent, die regelmäßig aufs Rad steigen. Viel zu wenig! Grund genug für Südwest-Verkehrsminister Winfried Hermann, eine dunkelgrüne, kohlenhydratige Umerziehungskampagne ins Leben zu rufen: die „PendlerBrezel“.
Kommende Woche von Montag bis Freitag erhält jeder, der in der Filiale einer teilnehmenden Bäckerei vormittags bis 10 Uhr erscheint und einen Fahrradhelm vorweisen kann, gratis eine frische Brezel. Es bleibt offen, ob die Aktion „PendlerBrezel“der Weisheit letzter Schluss im Kampf gegen die Treibhausgase ist. Zum einen ist dem Betrug Tür und Tor geöffnet. Schließlich kann auch jeder Fahrer eines Acht-ZylinderSUVs einen Helm in die Bäckerei tragen, um sich die Radler-Brezel zu erschwindeln. Zum anderen werden alle, die oben ohne radeln, ausgeschlossen. Wenn das mal nicht die Querlenker auf den Plan ruft! Am Ende gibt es eine brezelförmige Sternfahrt von Bäckerei zu Bäckerei – mit wehendem Haar und flatternden Wimpeln, auf denen steht: Gegen die Helmpflicht durch die Hintertür!
Aus oberschwäbischer Sicht bleibt zudem noch kleinkariert anzumerken, dass es sich um einen seelenlosen Vorschlag handelt. Nicht jeder liebt Laugengebäck. Salz und Kümmel hingegen lassen sich vom Backwerk einfach entfernen. (jos)