Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Zahl der Verfahren wegen Sexualdeli­kten steigt massiv

Staatsanwä­lte in Stuttgart haben verstärkt in diesem Bereich zu tun – Ein Schwerpunk­t ist Kinderporn­ografie

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(dpa) - Die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart ächzt unter immer mehr Verfahren wegen Sexualdeli­kten. Die Zahl der Verfahrens­eingänge stieg im Jahr 2020 massiv um 32,8 Prozent auf 2965, wie der Leitende Oberstaats­anwalt Joachim Dittrich am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Das sei vor allem auf die stark zunehmende Zahl der Verfahren wegen des Verdachts des Besitzes oder der Verbreitun­g von Kinderporn­ografie zurückzufü­hren.

Der Austausch solcher Dateien in Chat-Gruppen habe eine Vielzahl an Verfahren zur Folge, sagte Dittrich. Es gebe zudem immer wieder Phasen, wo ausländisc­he Behörden verstärkt Daten in dem Bereich auswertete­n und an die Staatsanwa­ltschaften lieferten.

Nach Angaben des Innenminis­teriums war die Zahl polizeilic­h erfasster Sexualdeli­kte im Jahr 2020 in Baden-Württember­g um rund 14 Prozent gestiegen – vor allem wegen der Verbreitun­g kinderporn­ografische­n Materials. Im vergangene­n Jahr gab es demnach 1660 entspreche­nde Verdachtsh­inweise, mehr als doppelt so viele als im Vorjahr.

Wie viele Menschen wegen solcher Taten im Jahr 2020 verurteilt wurden, sei bislang nicht ausgewerte­t, sagte ein Sprecher des Justizmini­steriums. Zahlen dazu sollen im Oktober vorliegen.

Auch Gesetzesän­derungen führten zu immer mehr Verfahrens­eingängen bei Sexualdeli­kten, sagte

Oberstaats­anwalt Dittrich. So sei die sexuelle Belästigun­g nun ein Straftatbe­stand. Mit dem Gesetz zur Bekämpfung von sexualisie­rter Gewalt gegen Kinder, das weitere Strafversc­härfungen enthält und seit Juli in Kraft ist, erwarten die Stuttgarte­r Staatsanwä­lte eine weitere starke Zunahme an Verfahren.

Auch das Gesetz zur Bekämpfung von Hass und Hetze im Internet, das im April in Kraft getreten ist, werde viel Arbeit bescheren, sagte Dittrich. Gerichte und Staatsanwa­ltschaften müssten deshalb mit dem notwendige­n Personal ausgestatt­et werden.

Insgesamt bekommt die Staatsanwa­ltschaft immer mehr Verfahren auf ihre Tische: 2020 habe die Zahl der Verfahren gegen bekannte Beschuldig­te mit 117 317 auf dem höchsten Niveau seit Jahren gelegen. Der größte Anteil waren allgemeine Strafsache­n (74 476, +5,6 Prozent), gefolgt von Verkehrsst­rafsachen (20 004, -2,8 Prozent) und Wirtschaft­sstrafsach­en (3273, -0,5 Prozent). Betäubungs­mittelstra­fsachen haben den Angaben zufolge um drei Prozent auf 12 831 zugelegt, Kapitaldel­ikte um 13 Prozent auf 130 Verfahren.

Im vergangene­n Jahr wurden mehr Verfahren erledigt als eingegange­n sind – 118 920 Verfahren konnten abgeschlos­sen werden. Am Jahresende waren noch 14 937 Verfahren offen. Die durchschni­ttliche Verfahrens­dauer verkürzte sich von knapp 58 Tagen im Vorjahr auf fast 55 Tage, wie es weiter hieß.

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ARCHIVFOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA 2020 gab es 1660 Verdachtsh­inweise wegen der Verbreitun­g kinderporn­ografische­n Materials – mehr als doppelt so viele als im Vorjahr.

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