Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Deutsche wissen zu wenig über Finanzen
Hälfte der Bürger scheitert an leichten Fragen – Ohne Kenntnisse lebt es sich teuer
Die Deutschen wissen zu wenig über Sparanlagen, Versicherungen oder Kreditkosten. Jeder Zweite kann nicht einmal sagen, wann für einen Dispokredit Zinsen berechnet werden. Das ergab eine Umfrage des Verbraucherportals Finanztip unter gut 3000 Verbraucherinnen und Verbrauchern. „Da ist ein hoher Aufklärungsbedarf“, stellt Finanztip-Chefredakteur Hermann Josef Tenhagen fest.
Mit zwölf Fragen rund um übliche Geldgeschäfte testete das Portal den Kenntnisstand der Menschen. Die Ergebnisse waren ernüchternd. Nur jeder Zehnte kennt die drei wichtigsten Versicherungen. Das sind die Haftpflichtversicherung, die Berufsunfähigkeitspolice und die Reisekrankenversicherung. Immerhin ordneten neun von zehn Befragten die Haftpflichtversicherung richtig ein.
Beim Dispo sieht das Bild nur wenig besser aus. Jeder Zweite weiß, dass die Banken dafür ab dem ersten Tag Zinsen berechnen. Ein Viertel der Befragten geht davon aus, dass der Kredit nichts kostet, solange er am Monatsende wieder ausgeglichen wird. Auch bei der Geldanlage und den Kosten für Kredite ist der Kenntnisstand schwach ausgeprägt.
Zwischen einzelnen Bevölkerungsschichten gibt es erhebliche Unterschiede beim Finanzwissen. Generell schnitten Ältere bei den Testfragen besser ab. Hier macht sich laut Tenhagen das Erfahrungswissen eines längeren Lebens bemerkbar. Auch sind Haushalte mit einem hohen Einkommen in der Regel informierter als ärmere Haushalte.
Dafür wissen jüngere Menschen mehr über Aktien und Fonds als Ältere. Allerdings verkennen sie häufiger die Gefahr, dass Fonds oder Aktien bei kürzeren Laufzeiten anfälliger für Kursschwankungen sind. Wer das angelegte Geld sicher in zwei Jahren braucht, ist mit einem Festgeld besser bedient. Das wussten viele Jüngere nicht.
Auch zwischen Männern und Frauen gibt es erhebliche Unterschiede. Männer kennen sich mit Finanzfragen
immer noch deutlich besser aus als Frauen. „Auch hier spielt geringeres Erfahrungswissen eine Rolle“, sagt Tenhagen, „denn noch immer verdienen Frauen weniger Geld als Männer.“
Hinzu kommt die oft noch vorhandene traditionelle Rollenverteilung im Haushalt. Finanzangelegenheiten sind bei Paaren oft immer noch Männersache.