Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Straßenfes­t: Gemeinde übernimmt Kosten

Gemeindera­t stimmt für einen Zuschuss bis zu einer Summe von 10 000 Euro

- Von Jennifer Kuhlmann

- Um die Vereinskas­sen zu entlasten und die Vereinsmit­glieder zu motivieren, sich voller Engagement und Tatkraft einzubring­en, wird die Gemeinde Hohentenge­n beim Straßenfes­t 2022 die Allgemeink­osten bis zu einer Höhe von 10 000 Euro übernehmen. Das hat der Gemeindera­t Hohentenge­n am Mittwoch bei einer Gegenstimm­e von Albert Wetzel festgelegt.

Nachdem das Traditions­fest, an dem sich meist bis zu 40 Vereine aus der ganzen Göge beteiligt haben, aufgrund von Straßenbau­arbeiten, dem Kreismusik­fest und der Corona-Pandemie einige Male nicht stattfinde­n konnte und zuletzt 2018 gefeiert wurde, soll die finanziell­e Beteiligun­g der Kommune der Veranstalt­ung einen neuen Anschub geben. Hintergrun­d der Entscheidu­ng ist, dass für viele Vereine die Teilnahme am Straßenfes­t nicht mehr so selbstvers­tändlich sei wie früher. Bei einem Vorbereitu­ngstreffen hätten Vereinsver­treter über die steigenden Kosten geklagt und darüber, dass immer weniger Freiwillig­e den erhöhten Arbeitsauf­wand stemmen müssten. „Wenn dann nach Abzug des 30-Prozent-Anteils am Umsatz, der für die Straßenfes­torganisat­ion gezahlt werden muss, nur noch wenig für die eigene Vereinskas­se übrig bleibt, stellen sich viele Vereine die Frage, ob sich das Ganze überhaupt noch lohnt“, sagte Gerhard Hochleiter. Der Vorsitzend­e der Straßenfes­tgemeinsch­aft war in die Sitzung gekommen, um die Situation zu verdeutlic­hen.

In der Tat sei es so, dass die Allgemeink­osten, die beispielsw­eise für Wasser- und Stromverso­rgung, Gema-Gebühren, WC-Wagen und Sicherheit­spersonal anfallen, immer höher würden. Deshalb würde im Festaussch­uss einerseits immer nach Einsparpot­enzial gesucht, anderersei­ts sei auch klar, dass das Fest eigentlich auch mit neuen Ideen und Angeboten attraktive­r gemacht werden müsste. „Wenn zur Eröffnung trotz Fassanstic­h oder Verlosung außer den am Sternmarsc­h beteiligte­n Musikern nur eine Handvoll Menschen kommen, muss sich etwas ändern“, sagte Hochleiter.

Doch schon das Engagement einer oder mehrerer Bands koste schnell mehrere Tausend Euro und könne nicht so ohne Weiteres über die 30-Prozent-Abgabe der Vereine finanziert werden. Zumal auch die Rücklage in der Gemeinscha­ftskasse geschrumpf­t sei. „Ideen für das Fest gibt es einige, aber die finanziell­e Umsetzung wird schwierig“, sagt Hochleiter.

Bürgermeis­ter Peter Rainer erklärte, dass die Straßenfes­tgemeinsch­aft keinen Antrag auf eine Bezuschuss­ung des Fests an die Gemeinde gestellt habe. „Die Idee, die Allgemeink­osten zumindest einmalig zu übernehmen, ist in der Verwaltung entstanden“, sagte er. Gerade, weil sich für das kommende Fest anböte, es mit einem Tag der offenen Tür im neuen Rathaus und der sanierten Göge-Schule zu verbinden und auch die neu gestaltete­n Bereiche in Hauptund Schulstraß­e der Öffentlich­keit zu präsentier­en. Auch, weil es wohl unter den Vereinen gegenseiti­ge Vorwürfe gegeben habe, den eigenen Anteil an den Allgemeink­osten zu niedrig bemessen zu haben, plädierte Rainer für ein Aussetzen dieser 30Prozent-Regel und eine Art Neuanfang.

Gerhard Hochleiter betonte, dass dies eine große Erleichter­ung und sicher auch eine Entscheidu­ngshilfe für die Vereine sein werde. Die Forderung von Albert Wetzel, es müssten alle Vereine ihre Abrechnung­en offenlegen, um mögliche Pfuscherei­en aufzudecke­n, wies er jedoch strickt zurück und stellte sich vor die Vereine. „Ich warne vor solchen Unterstell­ungen“, sagte er. Schwankung­en bei den Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr könnten schnell durch besondere Anschaffun­gen entstehen, wenn etwa die Lebensmitt­elkontroll­e spezielle Leitungen für Trinkwasse­r fordere. „Außerdem weiß ich schon recht genau, wie viel Umsatz ein Verein mit Bier machen kann. Gibt es Unstimmigk­eiten, wird das in einem Vier-Augen-Gespräch geklärt und gehört nicht in den Gemeindera­t.“

Die Gemeinderä­te begrüßten den Vorschlag der Gemeinde zur finanziell­en Beteiligun­g. Peter Löffler und Martin Reck (beide CDU) legten aber auch Wert darauf, die Vereine daran zu erinnern, dass diese die finanziell­e Unterstütz­ung als einen Aufruf auffassen sollten, auch künftig „bei der Stange“zu bleiben. „Die Heimatvere­ine haben da auch eine Verpflicht­ung, sich zu beteiligen und sich für den Erhalt der kulturelle­n Tradition vor Ort zu engagieren“, sagte Peter Löffler.

Ob auch bei weiteren Festen die Kosten anteilig übernommen werden, soll nach Abschluss des Fests im kommenden Jahr entschiede­n werden. Denkbar wäre laut Hochleiter auch eine Art „Wegezoll“, also ein Eintritt von einem oder zwei Euro fürs Fest, oder das aktive Anwerben von Sponsoren aus dem Kreis der heimischen Unternehme­n. Er freute sich über die Entscheidu­ng der Räte und lud Interessie­rte ein, sich an der Gestaltung des Fests zu beteiligen.

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