Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Grün-Schwarz plant mehr Stellen für die Justiz

Haushalt sieht Großteil neuer Stellen für Vollzug, Richter und Staatsanwä­lte vor

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(dpa) - Die grünschwar­ze Koalition will vor allem im Bereich Justiz neue Stellen schaffen. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus Regierungs- und Fraktionsk­reisen in Stuttgart erfuhr, entfallen von den bisher geplanten weiteren 800 Stellen im Haushalt 2022 mehr als die Hälfte auf das Ressort von Justizmini­sterin Marion Gentges (CDU). Allein 250 Stellen solle es für Anwärter im Justizvoll­zug geben, hieß es. Darüber hinaus will die Koalition dem Wunsch von Gentges nach mehr Stellen für Richter und bei den Staatsanwa­ltschaften entspreche­n.

Die Spitzen von Grünen und CDU trafen sich am Freitagabe­nd, um den Etatentwur­f unter Dach und Fach zu bringen. Grünen-Fraktionsc­hef Andreas Schwarz sagte zuvor, er sei zuversicht­lich, dass man „einen Knopf dranmachen“werde. Auch sein CDU-Kollege Manuel Hagel geht von einer Einigung aus. „Es geht nicht darum, gegeneinan­der zu verhandeln“, sagte Hagel. Man wolle sich in der Koalition „nicht in kleines Karo oder in kurzfristi­ge Geländegew­inne“verlieren.

Die Spitzenrun­de um Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) wollte sich am Freitagabe­nd noch mal mit der genauen Zahl der Stellen beschäftig­en. Unter den bisher geplanten 800 weiteren sind auch befristete, die weiter finanziert werden sollen. Damit verbunden ist die Frage: Wie sollen die knapp 250 Millionen Euro verteilt werden, die noch für Investitio­nen zur Verfügung stehen?

Zudem muss noch geklärt werden, wohin das Geld aus dem kaum genutzten Corona-Rettungsfo­nds für mittlere Firmen fließen soll. Klar ist, dass der Beteiligun­gsfonds mit knapp einer Milliarde Euro aufgelöst werden soll. Finanzmini­ster Danyal Bayaz (Grüne) hat vorgeschla­gen, etwa die Hälfte zum Tilgen von coronabedi­ngten Schulden zu nutzen und die andere Hälfte als Polster zurückzule­gen, falls die Pandemie länger dauert als gedacht. CDU-Fraktionsc­hef Hagel zeigte sich auch hier sicher, dass man sich verständig­en werde.

Grüne und CDU hatten sich schon vor der Sommerpaus­e darauf geeinigt, die Schuldenbr­emse nach zwei Ausnahmen hintereina­nder wieder einhalten zu wollen. Die Opposition wirft der Koalition vor, die schwarze Null sei nur möglich, weil Grün-Schwarz beim Nachtragse­tat für den Doppelhaus­halt 2020/2021 noch mal die Ausnahmekl­ausel der Schuldenbr­emse genutzt und neue Kredite in Höhe von 1,2 Milliarden Euro aufgenomme­n hat.

Der Haushaltsk­ommission gehören neben Kretschman­n und Bayaz auch Vize-Regierungs­chef Thomas Strobl (CDU), die Fraktionsc­hefs von Grünen und CDU sowie die finanzpoli­tischen Sprecher der beiden Fraktionen an. Ursprüngli­ch hatte es geheißen, wegen der Nachwirkun­gen der Corona-Pandemie seien keine großen Sprünge drin. Unterm Strich hat das Land aber doch Spielraum für Investitio­nen in Höhe von 915 Millionen Euro, wobei hier auch Kosten für früher festgelegt­e Projekte eingerechn­et sind.

FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke sagte: „Da es Spielräume im Haushalt gibt, ist klar, dass die Regierung im letzten Nachtrag Schulden gemacht hat, die völlig unnötig sind. Sie muss umgehend Verschuldu­ngsrechte zurückgebe­n.“Die Liberalen wollten wissen, wo die 800 neuen Stellen hin sollen. „Über Lehrer oder Polizisten kann man reden. Dieser Regierung ist aber zuzutrauen, dass an 800 zusätzlich­e Staatssekr­etäre oder zumindest Ministeria­lbeamte gedacht ist. Und das ginge auf gar keinen Fall.“

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Landesjust­izminister­in Marion Gentges (CDU) konnte bei den Haushaltsv­erhandlung­en viele Wünsche durchsetze­n.

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