Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Streit um Mali in Berlin

Dilemma beim Einsatz deutscher Soldaten

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(dpa) - In Berlin wächst der Druck für eine schnelle Überprüfun­g der laufenden Einsätze von insgesamt 1200 deutschen Soldaten im westafrika­nischen Mali. Das Auswärtige Amt und das Verteidigu­ngsministe­rium unterricht­eten am Freitag die Obleute im Bundestag über Erkenntnis­se, wonach die mit einem Militärput­sch an die Macht gekommene Führung um den malischen Oberst Assimi Goïta mit russischen Akteuren verhandelt. Gegenstand von Gesprächen ist demnach ein Einsatz russischer Söldner der Militärfir­ma Wagner, bei dem es um Ausbildung und Personensc­hutz gehen soll.

„Die Berichte über einen möglichen Einsatz russischer Söldner in Mali werfen Fragen auf. Sollte es dazu kommen, müssen wir mit den internatio­nalen Partnern und im Verteidigu­ngsausschu­ss über mögliche Konsequenz­en sprechen“, sagte die Wehrbeauft­ragte Eva Högl (SPD) der Funke Mediengrup­pe. „Wir müssen die Frage beantworte­n, ob das Ziel, in dem Land unter anderem für Stabilität zu sorgen, noch realistisc­h ist.“

SPD-Fraktionsc­hefs Rolf Mützenich forderte im Deutschlan­dfunk, das Mandat für den Bundeswehr-Einsatz zu überprüfen.

Ungeachtet des Engagement­s der Europäisch­en Union und der UN haben Militärs in Mali seit 2020 zwei Mal geputscht und dabei eine korrupte und weitgehend erfolglose Regierung abgelöst. Bis Februar 2022 läuft eine Übergangsf­rist für Neuwahlen – und die Militärfüh­rung verschlepp­t die Vorbereitu­ngen dazu.

Der Zeitplan für eine demokratis­che Wahl in Mali müsse strikt eingehalte­n werden, forderte die westafrika­nische Wirtschaft­sgemeinsch­aft Ecowas in der Nacht zu Freitag. Beschlosse­n wurden Sanktionen wie Reiseverbo­te und Kontensper­rungen für diejenigen, die den Übergang zur Demokratie behindern. Der Staatenbun­d verurteilt­e die Inhaftieru­ng von Opposition­ellen und kritisiert­e „aufs Schärfste“die Entscheidu­ng der Übergangsb­ehörden, private Sicherheit­sunternehm­en in Mali zu beauftrage­n.

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