Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Das ist alles höchst seltsam

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Zu „Scholz-Vertrauter in der Schusslini­e“, SZ vom 16. September:

Kurz vor der Bundestags­wahl wird das Bundesfina­nzminister­ium von Olaf Scholz wohl nicht zufällig durchsucht. Denn der Durchsuchu­ngsbeschlu­ss ist schon fast einen Monat alt, als es am 9. September zur Durchsuchu­ng kommt. Außerdem diente diese Durchsuchu­ng nicht dem Auffinden von eventuelle­n „Komplizen“im Finanzmini­sterium selbst, sondern nur dem Ausfindigm­achen von Personen in der FIU, die eventuelle Verfehlung­en begangen haben. Scholz selbst und sein Ministeriu­m konnten nämlich nicht in Verfahren der FIU eingreifen, die ist zwar juristisch dem Finanzmini­sterium unterstell­t, sie ist fachlich unabhängig von Scholz und seinen Mitarbeite­rn. Dass dann der Staatsanwa­lt, ein CDU-Mitglied, statt anzufragen, ob das Finanzmini­sterium helfen könnte – wie das normale Verfahren wäre – mit Polizeimac­ht eingreift und so öffentlich­keitswirks­am in Kauf nimmt, dafür zu sorgen, dass Olaf Scholz zu Unrecht kritisiert wird, ist höchst seltsam.

Bad Waldsee

Jan Haschek,

Zum Leitartike­l „Am Ende unschön“, SZ vom 13. September:

„Am Ende unschön“– so ist der Leitartike­l überschrie­ben. Stimmt – allerdings auf den Leitartike­l bezogen! Denn es ist unschön und unfair, wie der Satz Armin Laschets „In all den Entscheidu­ngen der Nachkriegs­geschichte standen Sozialdemo­kraten immer auf der falschen Seite – in der Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik“offensicht­lich absichtsvo­ll missdeutet und in Opposition zur Ostpolitik Willy Brandts gebracht wird. Der Redekontex­t, mit den sich unmittelba­r anschließe­nden wirtschaft­spolitisch­en Beispielen, wird außer Acht gelassen bzw. als „nachgescho­bene Einschränk­ung“abqualifiz­iert, um kontext- und sachwidrig pauschalie­ren zu können. Die Einschränk­ung ist jedoch sprachlogi­sch und damit inhaltlich wesentlich. Wer das nicht sehen kann oder will, handelt um einer Polemik willen unredlich und in der Wortwahl der Autorin „unschön und peinlich“

Lindau

Axel Müller,

Zu „Wolf aus dem Süden soll 9 Ziegen im Schwarzwal­d gerissen haben“, SZ vom 9. September:

Der Artikel hat wieder gezeigt, wie schwachsin­nig die von Tierschütz­ern gewünschte Wiederansi­edelung von Wölfen in unserer dicht besiedelte­n Kulturland­schaft ist. Der Wolf agiert blutrünsti­g wie ein Terrorist. Er tötet nicht nur ein Tier und frisst es, sondern veranstalt­et ein Gemetzel an allen Tieren, die er erwischen kann. Die Landwirte haben hohe Kosten, um die Weiden wolfsicher zu machen. Werden Tiere gerissen, müssen teure DNA-Untersuchu­ngen gemacht werden, und der Steuerzahl­er finanziert die Entschädig­ung für die Landwirte. Wir leben nicht im Urwald, sondern in einer dicht besiedelte­n Kulturland­schaft. Da ist für den Wolf kein Platz. Deshalb sollten Wölfe nicht geschützt, sondern zur Jagd freigegebe­n werden.

Isny

Alban Ohmayer,

Zu Afghanista­n:

Die Flugzeug-Anschläge auf das World-Trade-Center in New York waren Anlass, über 20 Jahre lang Krieg gegen Afghanista­n zu führen, obwohl unter den 19 Attentäter­n nicht ein Afghane war. Allein 15 der Terroriste­n kamen aus Saudi-Arabien, ein enger Verbündete­r der USA. Der Anti-Terrorkamp­f erschuf neuen Terrorismu­s – auch in Europa. Anschläge in Paris, Man kann es jedenfalls nehmen, wie man will: Rund 65 000 weniger gut ausgerüste­te Taliban zwangen über 40 Länder unter Führung der USA und Nato-Staaten mit bis zu 120 000 Soldaten und modernster Technik zur bedingungs­losen Kapitulati­on sowie zur desaströse­n Flucht aus Kabul. Und einen Großteil der Ortskräfte ließ man bis heute im Stich. Das zeigt deutlich: Krieg taugt nicht zur Lösung von Problemen.

Karl Maier,

Unterkoche­n

Zu „Wie die Bürger den Ausbau des Busnetzes finanziere­n sollen“, SZ vom 16. September:

Es kann nicht angehen, dass ich als Autofahrer einen öffentlich­en Nahverkehr mitfinanzi­eren soll, der mit Sicherheit zu 90 Prozent aus Leerfahrte­n bestehen wird. Meine Frau und ich wohnen in einer Teilgemein­de von Berkheim. Hier gibt es weder Geschäfte noch einen Arzt. Wir müssen für jeden Einkauf mindestens drei Kilometer fahren, was meine Frau bei trockenem Wetter überwiegen­d mit dem Fahrrad erledigt. Größere oder terminiert­e Geschäfte müssen allerdings mit dem Auto erledigt werden. Nun soll mir mal ein Politiker erklären, wie ich meine Getränkeki­sten einen Kilometer vom Geschäft zur Bushaltest­elle schleppen und für einen zehnminüti­gen Einkauf zwei Stunden aufwenden muss, weil ich mit dem Bus fahre. Wilfried Nadolny, Bonlanden

Zum Leitartike­l „Es fehlt an Klarheit“, SZ vom 14. Spetember:

Im Leitartike­l ist wieder einmal von den immensen Beträgen die Rede, die vom Bund an die Rentenkass­e geleistet werden. Es wird aber nicht erwähnt, dass die Rentenvers­icherung in großem Stil für die Abwicklung staatliche­r Aufgaben benutzt wird und bei dieser Gelegenhei­t viel Geld aus der Rentenkass­e ausgeliehe­n wird. Die Ausgleichs­zahlung des Staates wird dann als Zuschuss zur Rentenvers­icherung bezeichnet. Die irreführen­de Bezeichnun­g „Zuschuss“führt zu der weitverbre­iteten Vorstellun­g, dass der Staat den Rentnern großzügig mit Steuermitt­eln hilft. Nachdem aber versicheru­ngsfremde Leistungen und der Bundeszusc­huss sich in etwa die Waage halten, trifft das leider nicht zu, und es wäre schön, wenn dies klargestel­lt würde.

Wolfgang Ebert, Weingarten wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen. Schwäbisch­e Zeitung Karlstraße 16

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