Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kramen in der Psycho-Kiste

- Von Christine King

Tatort: Der Reiz des Bösen (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr)

- „Übertötung“, sagt Kommissar Schenk gleich zu Beginn, „spricht für Wut und Leidenscha­ft“. Eine Krankensch­wester wird mit zwölf Messerstic­hen ermordet. Kurz darauf ist klar, dass sie einen Mann geheiratet hat, den sie per Brieffreun­dschaft während seiner Haftzeit kennengele­rnt hat. Dass sie mit ihren Beziehunge­n generell kein Glück hat, zeigen Ehemann und ExEhemann, beide aufbrausen­d und gewalttäti­g.

Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) müssen in ihrem 82. Fall tief in der Psycho-Kiste kramen. Zum Glück gibt’s die Psychologi­nnen Rosenberg (Juliane Köhler) und Ansbach (Tanja Schleiff). Von den beiden hören sie zum ersten Mal vom Phänomen

Hybristoph­ilie, auch Bonnie-und-Clyde-Syndrom genannt. Aber das Wissen um die Zuneigung mancher Frauen zu gewalttäti­gen Männern hilft nicht recht weiter. Erst als Norbert Jütte (Roland Riebeling), der etwas seltsame und bedächtige Assistent, auf einen früheren Fall aufmerksam macht, wird’s spannend.

Dieser „Tatort“beginnt zunächst mit vielen Standards, nimmt nur langsam Fahrt auf, doch nach der ersten Hälfte wird es richtig spannend. So viel sei verraten: Präsentier­t wird ein raffiniert­er Erzählansa­tz, den man nicht gleich durchschau­t. Doch wenn es einmal klick macht, ist die Geschichte durch und durch glaubwürdi­g. Schön auch, dass Ballauf und Schenk ganz die Alten bleiben, zurückhalt­end agieren, und Jütte sich endlich offenbaren darf.

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FOTO: WDR Ballauf (Klaus J. Behrendt, links) und Schenk (Dietmar Bär) im Einsatz.
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