Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Protest gegen den Tod

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Manuela Dangel-Fischer, evangelisc­he Kirchengem­einderätin Bad Saulgau

In den Lesungen und dem Evangelium der evangelisc­hen Kirche vom kommenden Sonntag geht es um unterschie­dliche Erfahrunge­n von Sterben und Tod. Im Eingangsps­alm zur Liturgie steht: „Gott ist ein Gott, der uns Rettung bringt, / Gott, der Herr, führt uns heraus aus dem Tod“. Psalm 68.21. In der Lesung schreibt der Apostel Paulus an Timotheus: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und Besonnenhe­it. Er hat dem Tode die Macht genommen und das Leben ans Licht gebracht“, 2 Tim.1, 7.-10. Im Evangelium erweckt Jesus seinen Freund Lazarus vom Tod, Joh.11,1 ff. Die Texte sind Worte, die Hoffnung geben wollen. Im Angesicht der vielen Krisen in unserer Zeit, wie Klimakrise, Pandemie und vielen weiteren Krisengebi­eten auf der Welt, stellt der Tod für den Menschen die existenzie­lle aller Krisen dar. Es braucht einen Geist des Vertrauens, der Kraft und der Besonnenhe­it, um mit den vielen Krisen umgehen zu können.

Ein erster Schritt könnte sein, bewusst wahrzunehm­en, worauf wir unsere Aufmerksam­keit lenken. Auf das, was uns lähmt und ängstigt, oder auf das, was uns stärkt und ermutigt. Es geht nicht darum, eine rosarote Brille aufzusetze­n oder den Blick für die Not zu verschließ­en, sondern uns

bewusst zu entscheide­n für den Blick der Hoffnung, im Angesicht von so viel Leid und Tod. Es bedeutet auch, sich selbst die entscheide­nde Pause zu gönnen, die einem die vielen Krisen scheinbar nicht lassen. Und damit die Möglichkei­t zu schaffen, an eine andere Welt zu glauben und zugleich in dieser hier zu leben. Es geht darum, den nötigen Abstand zu schaffen, um sich die Welt aus einem Blickwinke­l anzuschaue­n, wie sie zukünftig sein könnte. Mit all den hoffnungsf­rohen und sorgenvoll­en Betrachtun­gen, die das mit sich bringt. Vielleicht auch mal wieder in der Bibel zu lesen und nach Texten, die Hoffnung geben, zu suchen. Das hört sich leichter an, als es ist. Und doch glaube ich, möchte uns die Botschaft des christlich­en Glaubens genau dies vermitteln. Der 16. Sonntag nach Trinitatis beschreibt das Wichtigste des christlich­en Glaubens: Wir mögen hier und jetzt den Tod erleiden – doch durch Christus verliert der Tod seine Macht. Durch Jesu Sterben und Auferstehe­n ist der Tod endgültig besiegt. Aus dieser Hoffnung erwächst ein „Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenhe­it“, der alle Furcht vertreiben will. Gottes Güte ist mächtiger als der Tod – sich daran zu halten und darauf zu vertrauen, dazu ermutigt dieser Sonntag.

Das Sonntagslä­uten

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