Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Fairtrade-Stadt: Erstes Ziel ist erreicht
Mit der Zertifizierung soll das Engagement der Stadt und ihrer Partner aber nicht enden
- Bundesweit betrachtet ist Mengen die Nummer 757, in BadenWürttemberg Nummer 140. So viele Kommunen sind bereits als Fairtrade-Städte zertifiziert und ausgezeichnet worden. In einer kleinen Feierstunde hat nun am Donnerstag Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz die Urkunde an Bürgermeister Bubeck und Vertreter der Steuerungsgruppe überreicht und damit den Status offiziell gemacht, den die Stadt bereits im vergangenen Jahr erreicht hat. Sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen, das hat aber keiner der Anwesenden vor.
Der Gemeinderatsbeschluss zur Fairtrade-Stadt fiel bereits vor drei Jahren, im Februar 2019 gründete sich eine Steuerungsgruppe um Wirtschaftsförderer Manuel Kern, die sich daran machte, die vom Verein Transfair vorgegebenen Kriterien zur Zertifizierung zu erfüllen. Sowohl Bubeck als auch Katrin Westermann als Sprecherin der Steuerungsgruppe berichteten davon, wie eng das Thema fairer Handel mit dem Engagement für Nachhaltigkeit und Klimaschutz zusammenhänge. Als Trägerin des European Energy Awards und Radkulturstadt passe es zur Stadt Mengen, sich auch um die Verwendung von Produkten aus fairem Handel zu bemühen, so Bubeck.
Aufgrund der Corona-Pandemie hätten die Aktionen zum Thema nicht in dem Umfang stattfinden können, wie es sich die Steuerungsgruppe und die für die FairtradeStadt gewonnenen Partner aus dem Einzelhandel, den Vereinen und Institutionen gewünscht haben. „Aber vielleicht haben unsere Infostände auf dem Markt doch den einen oder anderen motiviert, zu Weihnachten faire Produkte zu verschenken und auf Geschenkpapiermüll zu verzichten“, sagte Katrin Westermann, die als Lehrerin am Gymnasium auch zwei Aktionen zum Klimafasten begleitet hat. „Dort haben sich Schüler entschieden, künftig ganz auf Fleisch zu verzichten oder deutlich weniger zu konsumieren.“
Unter den 29 Partnern, die die Steuerungsgruppe gewonnen hat, sind Händler und Gastronomen aus dem Stadtgebiet, die sich verpflichtet haben, fair gehandelte Produkte in ihrem Sortiment oder auf der Speisekarte zu führen. „Für die Zertifizierung reicht es bei einem Gastronomen, wenn er zwei Produkte anbietet. Kaffee und Tee beispielsweise“, sagt Wirtschaftsförderer Kern.
„Schnell entscheiden sich manche dann aber auch gleich für fairen Zucker oder Kekse zum Kaffee.“Auf der Liste, die gezeigt wird, stehen aber auch Anbieter wie der Ennetacher Nudelhersteller Gaggli, der Apfelsaft der Gebrüder Heim oder die Produkte vom Bauernhof Göhring. Deren Produkte seien zwar nicht mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet, würden aber aufgrund der Regionaliät und der zum Teil Bioqualität der Produkte in weiterem Sinne auch zur Nachhaltigkeit in der Stadt beitragen, wenn etwa Nudeln und Saft im Präsentkorb der Stadt landen und keine Produkte vom anderen Ende Deutschlands. Die von der Bäckerei Bochtler für die Stadt Mengen mit Stadtlogo hergestellte Schokolade hingegen ist komplett aus fairen Zutaten hergestellt worden.
„Kaufen ist immer auch eine ethische Entscheidung“, betonte Manfred Holz, der seit der Gründung von Trainsfair dabei ist und schon viele Zertifizierungen begleitet hat.. „Mit der Unterstützung des fairen Handels tut jeder etwas gegen Kinderarbeit und Armut der Arbeiter in den Herkunftsländern der Produkte und leistet damit einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit und Lebensqualität.“Für das, was Menschen in Deutschland
billig einkaufen würden, müsste meist jemand anders teuer bezahlen.
Katrin Westermann stellte heraus, wie schwierig es sei, bei allen Kaufentscheidungen auf Fairness, Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu achten. „Unser Weg ist lang und voller Pfützen, in denen man landen kann“, sagte sie. „Aber es ist auch schön, wenn man eine überspringen kann, weil man morgens fairen Kaffee trinkt oder um die Pfütze der Massentierhaltung herumtippeln kann, indem man regionales Biofleisch einkauft.“Sie appellierte auch an die Stadtverwaltung, dass es noch viele Stellschrauben gebe, an denen für mehr Nachhaltigkeit gedreht werden könne. Dass es beim Weihnachtsmarkt keine Styropor- oder Pappbecher, sondern nur noch wiederverwertbare Glastassen gebe, konnte Bürgermeister Bubeck schon einmal zusagen.
Die Steuerungsgruppe zur Fairtrade-Stadt freut sich über weitere Mitglieder oder Anregungen für künftige Aktionen. Interessierte können sich bei Wirtschaftsförderer Manuel Kern melden: Telefon 07572/60 75 30 oder Mail an manuel.kern@mengen.de