Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Fairtrade-Stadt: Erstes Ziel ist erreicht

Mit der Zertifizie­rung soll das Engagement der Stadt und ihrer Partner aber nicht enden

- Von Jennifer Kuhlmann

- Bundesweit betrachtet ist Mengen die Nummer 757, in BadenWürtt­emberg Nummer 140. So viele Kommunen sind bereits als Fairtrade-Städte zertifizie­rt und ausgezeich­net worden. In einer kleinen Feierstund­e hat nun am Donnerstag Fairtrade-Ehrenbotsc­hafter Manfred Holz die Urkunde an Bürgermeis­ter Bubeck und Vertreter der Steuerungs­gruppe überreicht und damit den Status offiziell gemacht, den die Stadt bereits im vergangene­n Jahr erreicht hat. Sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen, das hat aber keiner der Anwesenden vor.

Der Gemeindera­tsbeschlus­s zur Fairtrade-Stadt fiel bereits vor drei Jahren, im Februar 2019 gründete sich eine Steuerungs­gruppe um Wirtschaft­sförderer Manuel Kern, die sich daran machte, die vom Verein Transfair vorgegeben­en Kriterien zur Zertifizie­rung zu erfüllen. Sowohl Bubeck als auch Katrin Westermann als Sprecherin der Steuerungs­gruppe berichtete­n davon, wie eng das Thema fairer Handel mit dem Engagement für Nachhaltig­keit und Klimaschut­z zusammenhä­nge. Als Trägerin des European Energy Awards und Radkulturs­tadt passe es zur Stadt Mengen, sich auch um die Verwendung von Produkten aus fairem Handel zu bemühen, so Bubeck.

Aufgrund der Corona-Pandemie hätten die Aktionen zum Thema nicht in dem Umfang stattfinde­n können, wie es sich die Steuerungs­gruppe und die für die FairtradeS­tadt gewonnenen Partner aus dem Einzelhand­el, den Vereinen und Institutio­nen gewünscht haben. „Aber vielleicht haben unsere Infostände auf dem Markt doch den einen oder anderen motiviert, zu Weihnachte­n faire Produkte zu verschenke­n und auf Geschenkpa­piermüll zu verzichten“, sagte Katrin Westermann, die als Lehrerin am Gymnasium auch zwei Aktionen zum Klimafaste­n begleitet hat. „Dort haben sich Schüler entschiede­n, künftig ganz auf Fleisch zu verzichten oder deutlich weniger zu konsumiere­n.“

Unter den 29 Partnern, die die Steuerungs­gruppe gewonnen hat, sind Händler und Gastronome­n aus dem Stadtgebie­t, die sich verpflicht­et haben, fair gehandelte Produkte in ihrem Sortiment oder auf der Speisekart­e zu führen. „Für die Zertifizie­rung reicht es bei einem Gastronome­n, wenn er zwei Produkte anbietet. Kaffee und Tee beispielsw­eise“, sagt Wirtschaft­sförderer Kern.

„Schnell entscheide­n sich manche dann aber auch gleich für fairen Zucker oder Kekse zum Kaffee.“Auf der Liste, die gezeigt wird, stehen aber auch Anbieter wie der Ennetacher Nudelherst­eller Gaggli, der Apfelsaft der Gebrüder Heim oder die Produkte vom Bauernhof Göhring. Deren Produkte seien zwar nicht mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeich­net, würden aber aufgrund der Regionaliä­t und der zum Teil Bioqualitä­t der Produkte in weiterem Sinne auch zur Nachhaltig­keit in der Stadt beitragen, wenn etwa Nudeln und Saft im Präsentkor­b der Stadt landen und keine Produkte vom anderen Ende Deutschlan­ds. Die von der Bäckerei Bochtler für die Stadt Mengen mit Stadtlogo hergestell­te Schokolade hingegen ist komplett aus fairen Zutaten hergestell­t worden.

„Kaufen ist immer auch eine ethische Entscheidu­ng“, betonte Manfred Holz, der seit der Gründung von Trainsfair dabei ist und schon viele Zertifizie­rungen begleitet hat.. „Mit der Unterstütz­ung des fairen Handels tut jeder etwas gegen Kinderarbe­it und Armut der Arbeiter in den Herkunftsl­ändern der Produkte und leistet damit einen Beitrag zu mehr Gerechtigk­eit und Lebensqual­ität.“Für das, was Menschen in Deutschlan­d

billig einkaufen würden, müsste meist jemand anders teuer bezahlen.

Katrin Westermann stellte heraus, wie schwierig es sei, bei allen Kaufentsch­eidungen auf Fairness, Klimaschut­z und Nachhaltig­keit zu achten. „Unser Weg ist lang und voller Pfützen, in denen man landen kann“, sagte sie. „Aber es ist auch schön, wenn man eine überspring­en kann, weil man morgens fairen Kaffee trinkt oder um die Pfütze der Massentier­haltung herumtippe­ln kann, indem man regionales Biofleisch einkauft.“Sie appelliert­e auch an die Stadtverwa­ltung, dass es noch viele Stellschra­uben gebe, an denen für mehr Nachhaltig­keit gedreht werden könne. Dass es beim Weihnachts­markt keine Styropor- oder Pappbecher, sondern nur noch wiederverw­ertbare Glastassen gebe, konnte Bürgermeis­ter Bubeck schon einmal zusagen.

Die Steuerungs­gruppe zur Fairtrade-Stadt freut sich über weitere Mitglieder oder Anregungen für künftige Aktionen. Interessie­rte können sich bei Wirtschaft­sförderer Manuel Kern melden: Telefon 07572/60 75 30 oder Mail an manuel.kern@mengen.de

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Mit der Übergabe der Urkunde durch Fairtrade-Ehrenbotsc­hafter Manfred Holz (rechts) an Katrin Westermann (Sprecherin der Steuerungs­gruppe) und Bürgermeis­ter Stefan Bubeck am Donnerstag ist es endlich offiziell: Mengen ist Fairtrade-Stadt.

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