Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Dr. Nagelsmann“gibt Entwarnung

Coman steht dem FC Bayern nach einem Eingriff am Herzen erst mal nicht zur Verfügung

- Von Patrick Strasser

- Julian Nagelsmann sprach an der Säbener Straße von einer „fast vollen Hütte“und meinte damit nicht die Allianz Arena und deren Pandemie-bedingte Kapazitäts­grenze für das Heimspiel am Samstag gegen den VfL Bochum (erneut 25 000 Fans), sondern seinen Kader: Der Bayern-Trainer erwähnte, dass bei Corentin Tolisso „die Wade immer mal wieder zumacht“und daher weiterhin kein Mannschaft­straining möglich sei. Anschließe­nd erwähnte Nagelsmann beinahe beiläufig, dass Kingsley Coman ebenfalls ausfällt. Aber nicht wegen der Wadenprobl­eme, die den Flügelspie­ler zuletzt zu Pausen zwangen, sondern wegen einer Herz-OP aufgrund einer Herzrhythm­usstörung.

Was? Wie bitte? Operiert wurde der 25-Jährige am Donnerstag im Deutschen Herzzentru­m in der Lazarettst­raße, der Spezialkli­nik an der Technische­n Universitä­t München (eines der deutschlan­dweit führenden Zentren für Herz- und Kreislaufe­rkrankunge­n). Nicht akut und auch nicht wegen eines Herzfehler­s oder einer dringenden Lungenprob­lematik. Es sei „ein Eingriff mit überschaub­arem Risiko“, gewesen, der über die Leiste vorgenomme­n wurde, so Nagelsmann. Der Grund für die Operation: Coman klagte zuletzt hin und wieder, „dass er nicht immer so perfekt Luft bekomme“, vor allem auf dem Platz unter hoher Belastung. Die plötzliche­n Atemproble­me führten zu einem akuten Leistungsa­bfall.

Nach mehreren Untersuchu­ngen entschloss man sich, ab Samstag ein Langzeit-EKG zu machen. Coman hatte ohnehin auf das Spiel in Leipzig (4:1) verzichten müssen, reiste jedoch am Montag mit zum Champions-League-Auswärtssp­iel beim FC Barcelona (3:0) und kam auch am Ende noch knapp zehn Minuten zum Einsatz. Vor seiner zunächst früher geplanten Einwechslu­ng im Camp Nou hatte er kurzfristi­g über Magenprobl­eme geklagt und die Toilette aufsuchen müssen. Über einen Zusammenha­ng mit den Herzrhythm­usstörunge­n ist nichts bekannt.

Was bei Comans Langzeit-EKG erkannt wurde, führte Nagelsmann so aus: „Es kommt irgendwann mal zu einem leichten zusätzlich­en Herzschlag. In dem Moment schlägt das Herz schneller und du bist weniger leistungsf­ähig. Er hatte kurzzeitig teilweise einen Tick weniger Luft. Dabei handelt es sich um drei, vier Minuten.“Bei der OP wurde daher einer der Stränge, die zum Herzen führen, verödet, um diesen Schlag zu verhindern. Ein Routine-Eingriff. „Es klingt deutlich dramatisch­er, als es ist“, erklärte Nagelsmann, der tatsächlic­h entspannt darüber referierte („Ich hoffe, ich kann das alles aus medizinsic­her Sicht richtig wiedergebe­n“) und befand: „Das ist nicht so

„Aber es ist ein Unterschie­d, ob meine größte Anstrengun­g ist, zum Kühlschran­k zu gehen und mir ein kühles Helles zu holen – oder ob ich Leistungss­portler bin.“

krass, das haben mehrere Menschen. Aber es ist ein Unterschie­d, ob meine größte Anstrengun­g ist, zum Kühlschran­k zu gehen und mir ein kühles Helles zu holen – oder ob ich Leistungss­portler bin.“

Die zu erwartende Pause für Coman ist überschaub­ar, Nagelsmann sprach davon, dass der Franzose nicht länger als eineinhalb bis zwei Wochen ausfallen werde, bis er wieder ins Mannschaft­straining einsteigen könne. Heißt: Nach dem Bochum-Spiel muss er auch auf die Partie bei Aufsteiger Greuther Fürth am kommenden Freitag

Julian Nagelsmann

sowie das erste Heimspiel der Champions-League-Gruppenpha­se gegen Dynamo Kiew (29. September) verzichten. Ein Comeback kurz vor der Länderspie­lpause gegen Eintracht Frankfurt (3. Oktober) ist möglich, aber eher unrealisti­sch. Je nach dem Verlauf der Wundheilun­g.

„Ihm geht es sehr gut, er hat minimale Wundschmer­zen“, berichtete Nagelsmann, der mit Coman geschriebe­n habe. Am Dienstag soll der französisc­he Nationalsp­ieler, dessen Verletzung­sakte seit dem Transfer 2015 von Juventus Turin ganze Schrankwän­de füllt (zig Bänderriss­e und Kapselverl­etzungen) mit dem Cardiotrai­ning beginnen. Der weitere Plan: „Wenn die Wundheilun­g vonstatten­gegangen ist, beginnt er wieder mit dem Aufbautrai­ning.“sprach Nagelsmann und nannte sich im Scherz „Doktor Schiwago“. Kann also alles nicht so schlimm sein beim Patienten „King“.

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FOTO: CHRISTIAN KOLBERT/IMAGO IMAGES Am Dienstag sprintete Kingsley Coman (re.) noch auf dem Platz gegen den FC Barcelona.

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