Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ehning mit Glück im Unglück bei seinem Sturz

Reiter und Pferd sind wohlauf – Dezimierte deutsche Equipe wird Sechste beim CHIO-Nationenpr­eis

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(SID) - Am Morgen danach saß Marcus Ehning schon wieder im Sattel. Mit dem 16-jährigen Westfalen Funky Fred drehte er ein paar langsame Runden auf dem Abreitepla­tz. „Es geht schon wieder“, sagte der 47-Jährige, „die Nacht war okay, ich habe gut geschlafen.“Die Schmerzen im Hinterteil und im rechten Knie waren erträglich, mehr Sorgen bereitete Ehning der geschwolle­ne rechte Daumen: „Ich weiß nicht, ob ich damit die Zügel richtig kontrollie­ren kann.“

Der Sturz am Donnerstag­abend unmittelba­r vor seinem Einsatz im Nationenpr­eis beim CHIO hätte weitaus schlimmere Folgen haben können als einen dicken Finger. Auf dem Abreitepla­tz war Ehnings Hengst À La Carte im Anlauf auf den Oxer aus dem Rhythmus gekommen. „Er ist einen Galoppspru­ng zu früh abgesprung­en“, sagte der Reiter: „Dann bin ich geflogen und hab’ im Fallen gesehen, wie er über mich drübergesp­rungen ist. Ich hab richtig Glück gehabt.“

Ehning rappelte sich aus eigener Kraft auf, ging ein paar unsichere Schritte und ließ sich dann neben einen Baum auf den Boden fallen. „Ich hab’ von Natur aus einen extrem niedrigen Blutdruck“, sagte er, „und ich war auch kurz weg.“Sofort waren eine Ärztin und Sanitäter zur Stelle, Bundestrai­ner Otto Becker bezeichnet­e das schnelle Eingreifen der Rettungskr­äfte als „absolut vorbildlic­h“. Im Krankenhau­s, so Ehning, sei dann das rechte Knie geröntgt worden, „um einen Haarriss auszuschli­eßen“.

Rechtzeiti­g zum zweiten Umlauf war Ehning zurück in der Soers und erlebte live mit, wie die dezimierte deutsche Equipe bis auf Platz sechs durchgerei­cht wurde. „Das war nicht unser Abend“, stellte der Bundestrai­ner nüchtern fest: „Wir hatten uns viel vorgenomme­n, aber das Wichtigste ist, dass Marcus und sein Pferd wohlauf sind. Das hätte ganz anders ausgehen können.“

Ob der Daumen einen Start im prestigetr­ächtigen und lukrativen Großen Preis von Aachen am Sonntag zulässt, wollte und konnte Ehning am Freitag noch nicht mit Sicherheit sagen. Beim Aufstehen habe er sich „ein bisschen älter“gefühlt, aber sonst ging es ihm gut. Die großen Sprünge wagte er auf dem Abreitepla­tz noch nicht wieder. Funky Fred ging leicht im Schritt und Trab und übersprang dann mit einem kleinen Hüpfer eine auf dem Boden liegende Hinderniss­tange. Mehr war nicht drin.

Der für Samstag geplanten Verabschie­dung seines einstigen Erfolgspfe­rdes Prêt À Tout, mit dem er 2018 den Großen Preis von Aachen gewann, sollte aber nichts im Wege stehen. „Da muss ich ja nicht springen“, sagte Ehning mit schiefem Grinsen.

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FOTO: DPA Marcus Ehning (Mi.) nach seinem Sturz auf dem Abreitepla­tz.

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