Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Suche bringt eine echte Rarität ans Licht
Die Hauptversammlung der Dorauszunft zeigt: Dank einer Menge Kreativität ist das Corona-Jahr ereignisreich
- Wer geglaubt hat, dass in der Dorauszunft Saulgau wegen des coronabedingten Lockdowns und der damit einhergehenden abgesagten Fasnet Stillstand herrschte, ist bei der Hauptversammlung am vergangenen Donnerstag eines Besseren belehrt worden. So ernst wie die Verantwortlichen ihren kulturellen Auftrag nehmen, so ernst nahmen sie auch die Regelungen rund um Corona, sodass die Versammlung im Stadtforum abgehalten wurde.
In seinem mit vielen Anekdoten und Beispielen gespickten Rückblick machte Zunftmeister Raphael Osmakowski-Miller bewusst, welche Chancen auch eine Krisenzeit bieten kann. Nach dem Funkenabbrennen 2020 war nichts mehr so wie vorher. Um trotzdem aktiv zu bleiben und dem Auftrag als Träger der närrischen Kultur gerecht zu werden, galt es kreativ zu sein und neue Wege zu gehen. Als Beispiele nannte er die Martinisitzung im digitalen Format und das wohl aufwändigste Häsabstauben in der Geschichte der Dorauszunft. Dazu wurden in 520 Arbeitsstunden die einzelnen Figuren der Bad Saulgauer Fasnet per 3-DDrucker modelliert und von Hand bemalt. Zusammen mit passender Musik und Kommentaren wurde das Häsabstauben in der Art eines Zeichentrickfilms animiert und als Video ins Netz gestellt.
Weitere Videos, wie das vom Hexensetzen und die Zunftbälle von 1985 bis 2004, aber auch das „DorausCorona-Lied 2020“vermittelten Fasnets-Feeling für die Fasnet daheim. Dass dies ankam, zeigten die über 30 000 Clicks in den Sozialen Medien aber auch die Reaktion des „Brauchtumpapstes“Professor Werner Mezger, der die virtuellen Beiträge der Dorauszunft als tolle Visitenkarte für die „ausgefallene Fasnet“bezeichnete. In Präsenzform konnte der Landschaftshock, den immer der
Organisator des kommenden Landschaftstreffen ausrichtet, in der Zunfthalle stattfinden. Hier konnte die Zunft die Vertreter der Vereinigung Schwäbische-Allemannischer Narrenzünfte davon überzeugen, dass das Landschaftstreffen 2022 in guten Händen ist.
Der Bericht des Säckelmeisters Ronny Kraft bewies, dass bei entsprechender Kreativität auch in Krisenzeiten eine positive Entwicklung der Finanzen möglich ist. „Das Ziel, für das Projekt Landschaftstreffen ein finanzielles Polster aufzubauen, ist erreicht“sagte er. Auch wenn in der Häskammer nicht viel Kundschaft zu verzeichnen war, hatte der Zeugwart Marco Schweizer genügend zu tun. Die Zeit nutze er, um den Bestand auf Vordermann zu bringen, aber auch, um die Dauerleihgaben im Fasnachtsmuseum „Narrenschopf“in Bad Dürrheim ins rechte Licht zu rücken.
„Das letzte Jahr war trotz Corona für mich als Archivar ein gutes Jahr“, führte der Zunftarchivar Matthias Metzler in seinen Bericht ein. Neben der Fertigstellung des neuen Archivraumes im Buchauer Amtshaus waren es die Erfolge bei den Recherchen
nach Erinnerungsstücken zur Geschichte der Dorauszunft und der Saulgauer Fasnet. Endgültig kam Gänsehautfeeling auf, als Metzler zwei Exponate seiner erfolgreichen Suche präsentierte: Ein Original Hummelbild mit dem Portrait von Viktor Götz, einer der Urväter der Saulgauer Fasnet und die bisher verschollen geglaubte Dorausschreier Maske mit zwei Würsten, die eine Rarität aus der Werkstätte von Alfons Scheck ist.
Der Brauchtumsbeauftragte Florian Schmitt berichtete über die Geschichte der Brennfähnle, in der vorderösterreichischen Zeit eine zünftisch gegliederte Löschtruppe aus unverheirateten Handwerksgesellen. Ziel der Arbeitsgruppe ist, eine Brennfähnleingruppe als Begleiter zu der Narrenfigur Adam zu schaffen. Ebenfalls eine Folge der Pandemieisolierung ist das neue Liederheft der Dorauszunft Saulgau, das von Ernst-Dieter Mett zusammengetragen und arrangiert wurde. Neben den Narrenliedern der VSAN-Landschaften sind darin auch gern gesungene Traditionslieder und nicht zuletzt die „Nationalhymnen“der Badener, Hohenzollern und Württemberger.
Für das originelle Layout sorgte Zunftrat Ralf Riegger.
Die anstehenden Wahlen brachte keine Veränderungen in der Führung. So wurden Zunftmeister Raphael Osmakowski-Miller, Säckelmeister Ronny Kraft, Zeugwart Marco Schweizer, die Kammerprüfer Patrick Bauser und Johannes Höninger sowie die Zunfträte Monika Hinderhofer, Karl Frankenhauser, Stefan Manz, Florian Schmitt und Berthold Widmann in ihren Ämtern bestätigt.
Eine wahre Ehrungsflut erlebten die Versammlungsteilnehmer beim Tagesordnungspunkt Ehrungen. Stellvertretend seien hier die neuen Träger der Dorauszunft-Hausorden genannt. Bronze erhielt: Richard Frey; Silber: Patrick Bauser, Werner Beller, Clemens Moll, Albert Schweizer und Josef Zeitler sowie Gold: Beate Bauser, Raphael OsmakowskiMiller, Marianne Schartmann und Alexandra Widmann. Die Grußwortliste führte Dirk Riegger an, der dies in Doppelfunktion für die Stadt und die Bürgerwache tat. Weitere gute Wünsche gab es vom Jugendspielmannszug, Stadtmusik, Heimat- und Trachtenverein und dem Bürgerausschuss für Heimatpflege.