Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Kein Impfzwang durch die Hintertür“
Zwölf Fragen an die Direktkandidaten zur Bundestagswahl – Heute: Christoph Högel (AfD)
- Die Bundestagswahl am 26. September verspricht eine spannende Wahl zu werden – auch im Wahlkreis 294, dem der Großteil des Landkreises Ravensburg angehört. Die „Schwäbische Zeitung“stellt die Direktkandidaten der aussichtsreichsten Parteien vor. Heute: Christoph Högel (AfD).
Welcher Punkt aus dem Wahlprogramm Ihrer Partei ist für Sie der Wichtigste?
Es sind zwei Punkte. Brandaktuell die Corona-Politik. Wir sind gegen eine Impfpflicht und für die freie Entscheidung eines jeden. Es darf auch keinen Impfzwang durch die Hintertür geben. Es gibt noch keine Aussagen zu Langzeitfolgen, vor allem von neuartigen Impfstoffen wie mRNA. Daher muss dies jeder für sich selbst entscheiden und nicht der Staat. Als Elektrotechnik-Ingenieur sehe ich aufgrund meiner beruflichen Kenntnisse, aber auch im privaten Umfeld, wie weit Deutschland bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Beim Breitbandausbau, wie auch beim Ausbau der Mobilfunknetze, sind wir gerade mal im Mittelfeld aller OECD-Staaten. Das ist beschämend, daher muss hier dringend der Turbo gezündet werden.
In welchen Punkten liegen Sie mit Ihrer Partei über Kreuz?
Beim Thema Rente. Das
Bild, das die AfD hier aussendet, ist in meinen Augen nicht zukunftsweisend genug. Ich persönlich will weg von einem reinen staatlichen Umlagesystem und es den Leuten stattdessen ermöglichen, privat, zum Beispiel mit Investitionen in ETFs oder einen deutschen Staatsfonds, wie ihn Norwegen oder Schweden anbietet, vorzusorgen. Mit dem derzeitigen Steuerniveau ist das vielen Menschen aber natürlich unmöglich. Daher müssen einerseits das Steuersystem geändert und andererseits die Staatsausgaben gesenkt werden.
Was tun Sie persönlich ganz konkret, um Ihren ökologischen Fußabdruck klein zu halten?
Ich lasse gesunden Menschenverstand walten. Wenn ich Wege mit dem Rad oder zu Fuß zurücklegen kann, nehme ich nicht das Auto. Und ich kaufe, wo es geht, regionale Produkte ein. Grundsätzlich ist hier Eigenverantwortung gefragt. Staatlichen Zwang darf es nicht geben. Der Staat kann aufklären, aber nichts oktroyieren. Ich will keine ökosozialistische Planwirtschaft, die festlegt, wie viel Ökolandbau es zu geben hat.
Welche Eigenschaft von Angela Merkel hätten Sie gerne?
Oh, da muss ich aber stark überlegen. Es fällt mir schwer, da etwas zu finden. Am ehesten imponierte sie mir als harte Verhandlerin innerhalb der eigenen Koalition. Das hätte ich mir allerdings auch auf anderer Bühne gewünscht.
Welche Erfahrung hat Ihr Leben nachhaltig verändert?
In meinem Leben habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich auf Erfolgen nicht ausruhen darf. Auch nicht in der Politik. Die „Regierung Merkel“ruht sich schon viel zu lange auf den Leistungen von vor 15, 20 Jahren aus. Ein Wille zu grundlegenden Reformen ist nicht mehr erkennbar.
Welche neuen Eigenschaften haben Sie während der Corona-Pandemie bei sich entdeckt?
Keine neuen Eigenschaften, aber ich habe einmal mehr gemerkt, wie wichtig Familie und familiärer Zusammenhalt sind. Wie wichtig es ist, in einer Beziehung ähnliche Interessen zu haben und zu verfolgen, sich in alltäglichen Dingen zu verstehen. Das gilt auch für den Freundeskreis und für soziale Kontakte allgemein.
Was ist der größte Luxus, den Sie sich je gegönnt haben?
Nach dem Studium habe ich mir einen Kindheitstraum erfüllt und mir ein PS-starkes Auto, allerdings gebraucht, gekauft. Als Jugendlicher war ich nämlich ein Amateur-Kartrennfahrer.
Wie lange mussten Sie überlegen, ob Sie sich gegen Corona impfen lassen?
Nicht ewig lang, aber ich habe mich viel informiert, den Nutzen gegen die Risiken abgewogen und mich am Ende für eine Impfung entschieden.
Was war der größte Mist, den Sie als Jugendlicher gebaut haben?
Als Kinder haben wir mal in einem Park unerlaubt ein Lagerfeuer gemacht. Dabei geriet durch Funkenflug die trockene Wiese in Brand. Zum Glück haben wir das Feuer relativ schnell löschen können.
Was ist das politisch Unkorrekteste, das Sie je getan haben?
Ich habe schon früh im Jahr 2015, als ich noch kein AfD-Mitglied war, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis auf die Risiken und Gefahren der Migrationswelle hingewiesen. Ich war seit Beginn gegen eine grenzenlose und vor allem unkontrollierte Zuwanderung, da sie gegenüber unserer Bevölkerung ein immenses Sicherheitsrisiko darstellt. ist auch finanziell nicht tragbar. Daher forderte ich schon damals eine menschenwürdige,
Sie
heimatnahe Unterbringung und humanitäre Hilfsleistungen. Das war zu der Zeit sehr unkorrekt, doch heute fühle ich mich in dieser Meinung bestätigt.
Wann haben Sie sich zuletzt für einen Politiker aus Ihrer Partei geschämt?
Als jüngst bekannt wurde, dass der Landesvize von Nordrhein-Westfalen früher einem Kollegen in einem Chat einmal satirisch geschrieben hat, er sei das freundliche Gesicht des NS. Da habe ich mich in Grund und Boden geschämt. Ganz egal, wie sowas gemeint ist. So etwas geht gar nicht. Solche Leute haben in der AfD nichts zu suchen.
Was halten Sie vom Gendern?
Das ist eine Vergewaltigung unserer schönen, über die Jahrhunderte gewachsenen, deutschen Sprache. Vor wenigen Tagen habe ich vom „Kanzler*inkandidat*innen-Triell“gelesen. Ich frage mich, ob diesen Ideologen langweilig ist und wir als Gesellschaft nichts Besseres zu tun haben. Wir haben doch genug dringendere Baustellen und sollten zum Beispiel lieber die Hürden und Einschränkungen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen abbauen.