Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Jammern kommt für ihn nicht infrage
Christoph Schweikle wird als neuer Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde verpflichtet
- Ein Freudentag für die evangelische Kirchengemeinde Bad Saulgau ist der vergangene Sonntag gewesen. Pfarrer Christoph Schweikle wurde im Rahmen des Investitur-Festgottesdienstes in seinem neuen Amt als Pfarrer des Pfarramts II, zu dem auch die Gemeinde Herbertingen gehört, verpflichtet. Damit endet die Vakanz dieser Stelle. Pandemiebedingt fand dies nur zusammen mit geladenen Gästen, darunter die Familie und die Wegbegleiter des neuen Pfarrers, in der Christuskirche statt.
„Wie zwei Flüsse treffen Sie als Pfarrer und Sie als Kirchengemeinde zusammen, um zum gemeinsamen Strom zu werden. Jeder Fluss hat wie jeder Mensch seine eigene Herkunft und Vergangenheit. So wie der eine Fluss in den anderen mündet, so mündet ihr Lebensweg in das Strombett dieser Gemeinde“mit diesem Sinnbild beschrieb Dekan Matthias Krack die Situation, aber auch die Herausforderung für Pfarrer und Kirchengemeinde.
Bei seiner Vorstellung ließ Pfarrer Christoph Schweikle seinen Humor aufblitzen, als er sich, anlehnend an den Flüsse-Vergleich eher als kleines Gewässer und den Weg aus dem Schwäbischen ins Oberschwäbische als Aufstieg bezeichnete. Dass sich die Christusgemeinde auf einen lebenserfahrenen Pfarrer freuen darf, zeigte seine Vorstellung. „Dies ist in 37 Ehejahren mit meiner Frau Renate und meiner Familie mein zwölfter Umzug“so Christoph Schweikle. Nach seinem Vikariat in Urach folgten viele Stellen bis nach Guatemala und El Salvador und zuletzt nach Kirchheim-Teck, wo er acht Jahre tätig war.
Mit der Amtsverpflichtung durch Dekan Matthias Krack und der Bestätigung „Du Gott helfe mir“wurde ein neues Kapitel in der Vita von
Pfarrer Christoph Schweikle und der Kirchengemeinde aufgeschlagen und der Akt von den Mitgliedern des Besetzungsgremiums und der beiden Investiturzeugen Hildegard Schallenmüller aus Kirchheim-Teck und Dekan Beatus Widmann aus Balingen bezeugt. Für seine Investiturpredigt hatte Christoph Schweikle mit dem Leitthema aus dem Buch der Klagelieder Jeremias den Text des 16. Sonntags nach Trinitatis, auch der derzeitigen Situation wegen, ausgewählt. Die Ängste um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Gesundheit aber auch die Gefahr der Selbstüberschätzung sind präsent und geben Grund zur Klage. Klage ja, Jammern nein, denn Jammern ist sehr selbstbezogen. Die Klage ist fundamental anders, ist viel bewusster, reflektierter und gibt den Horizont frei. Als Gläubige können wir auf die Güte, Barmherzigkeit und Treue Gottes bauen, so die Botschaft der Predigt.
Unkonventionell, herzlich, vorbehaltlos auf Menschen zugehend mit einem großen Herzen für die Ökumene, jemand, der viel Farbe in unsere Gemeinde gebracht hat, so beschrieb Hildegard Schallenmüller von der Christuskirchengemeinde Kirchheim-Teck die Charaktereigenschaften von Pfarrer Christoph Schweikle. Sie wünschte ihm, dass er seine vielen Begabungen in die neue Gemeinde einbringen kann. Namens der Bürgermeisterin Doris Schröter und der Bürger begrüßte Stadtrat Thomas Zimmerer den neuen Pfarrer und wünschte ihm einen guten Start. „Ökumene wird hier gelebt“bestätigte Bürgermeister Magnus Hoppe als einer, der selber als Protestant ins katholische Oberland kam. Er wünschte ein gutes Ankommen und viele gute Begegnungen. „Uns eint, dass wir beide in unseren Stellen neu sind“begrüßte die seit 1. September im Amt befindliche Schuldekanin Andrea Holm aus Biberach Christoph Schweikle, dem sie viel Kraft und Erfüllung auch als Religionslehrer wünschte. Die Grüße der katholischen Kirchengemeinde überbrachte deren gewählter Vorsitzender
Ludwig Boll, der als Beispiel für die praktizierte Ökumene den Schließdienst der in der Nachbarschaft zur Christuskirche gelegenen Kreuzkapelle nannte. Weitere Grüße gab es von Pastor Helmut Deschner für die Freie Christengemeinde Bad Saulgau und Pfarrerin Heidrun Stocker für die Pfarrerinnen und Pfarrer des Kirchendistrikts. Die zweite Vorsitzende der Evangelischen Kirchengemeinde Susanne Keppler dankte Pfarrer Christoph Schweikle für seine Entscheidung pro Bad Saulgau und sprach ihm das Kompliment aus, einen Anfang in der oberschwäbischen Diaspora zu wagen. Sie dankte auch allen, die in der Zeit der Vakanz mithalfen, diese zu überbrücken.