Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der Food Systems Summit der UN

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Im Herbst stehen mehrere Umweltgipf­el auf dem Programm: im Oktober die Weltnaturs­chutzkonfe­renz, im November der Klimagipfe­l. Den Anfang macht am 23. September der Food Systems Summit der UN.

UN-Generalsek­retär António Guterres hat die Staatengem­einschaft nach New York eingeladen. „Grund ist, dass wir erstens in den vergangene­n fünf Jahren keinen Fortschrit­t bei der Hungerbekä­mpfung sehen und zweitens eine verstärkte Belastung der Umwelt durch das Ernährungs­system beobachten, vor allem von Böden, Klima und Wasser“, sagt Joachim von Braun, der das wissenscha­ftliche Beratungsg­remium des Gipfels leitet.

Was das konkret bedeutet, veranschau­licht eine in der vergangene­n Woche vorgestell­te Studie des Instituts für Umwelt und menschlich­e Sicherheit der UN-Universitä­t in Bonn. Dort zeigen die Autoren beispielsw­eise auf, was der Fleischkon­sum der Industrien­ationen mit den Waldbrände­n im Amazonas zu tun hat. Die Feuer werden gelegt, um landwirtsc­haftliche Flächen für die Vieh- und Sojabohnen­produktion zu gewinnen. Die Sojabohnen wiederum dienen oftmals als Tierfutter. Die Forscher halten fest: „Auch wenn Fleisch nicht direkt am Amazonas produziert wird, ist der Fleischkon­sum durch die Vernetzung globaler Lieferkett­en eine der Hauptursac­hen für die Zerstörung des Amazonas.“Das hat Konsequenz­en: für das Klima, die Umwelt und die Menschen, die dort leben. Indigenen-Vertreter sollen ausdrückli­ch beim Gipfel in New York miteinbezo­gen werden. Eine bessere Vernetzung der Akteure haben offenbar schon die Vorarbeite­n zu dem Spitzentre­ffen bewirkt.

Wenn es nach den Organisato­ren geht, soll das aber nicht das einzige Ergebnis bleiben. Zwar versteht sich der Food Systems Summit nicht als Veranstalt­ung, bei der sich die Länder gegenseiti­g mit publikumsw­irksamen Finanzieru­ngsverspre­chen übertrumpf­en. Aber allen dürfte klar sein, dass der angestrebt­e Umbau Geld kostet. Drei Instrument­e sind dafür im Gespräch: erstens ein Fonds für die Hungernden; zweitens sogenannte Food Bonds, mit denen die Länder Anleihen auflegen können, um die großen Aufgaben im Ernährungs­system zu schultern; drittens eine Selbstverp­flichtung der Staaten, mindestens ein Prozent des agrarische­n Produkts für Forschung bereitzust­ellen. „Ohne Innovation werden wir Produktivi­tät, Nachhaltig­keit und das Problem der Nach-Ernte-Verluste etwa durch unsachgemä­ße Lagerung von Lebensmitt­eln nicht in den Griff bekommen“, sagt Braun. Neben Geld braucht es langen Atem. Das Thema muss für die kommenden Jahre einen festen Platz auf der internatio­nalen Agenda erhalten. (KNA)

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