Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ausgesetzt­es Baby: Polizei findet Mutter

Der Heranwachs­enden drohen strafrecht­liche Konsequenz­en – Jugendamt betreut Kind

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(sz/SeK) - Zwei Wochen, nachdem im Gammerting­er Stadtteil Mariaberg ein Baby ausgesetzt wurde, hat die Polizei die Mutter des Kindes ausfindig gemacht. Dennoch halten sich die Ermittler mit Details zu dem Fall auch weiterhin zurück. So viel aber verraten sie: Dem Baby geht es gut – und die Mutter wird sich wegen des Verdachts der Aussetzung strafrecht­lich verantwort­en müssen.

Im Keller eines Mehrfamili­enhauses auf dem Gelände des sozialen Dienstleis­tungsunter­nehmens Mariaberg war am 3. September ein neugeboren­es Kind abgelegt worden. Um kurz vor Mitternach­t wurde der Säugling in dem Gebäude am Torackerwe­g gefunden. Zu den genauen Umständen äußerte sich die Polizei bislang trotz mehrfacher Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“nicht. Fieberhaft machten sich die Ermittler jedenfalls auf die Suche nach der Mutter des Babys: Sie befragten Nachbarn und andere Zeugen, ließen ein Schreiben an die Mitarbeite­r von Mariaberg verteilen und gingen schließlic­h mit dem Fall an die Öffentlich­keit.

Eine Woche später tappten die Ermittler noch immer im Dunkeln. Inzwischen haben sie den Fall offenbar gelöst: Im Rahmen umfangreic­her Ermittlung­en habe das Kriminalko­mmissariat Sigmaringe­n die Mutter des Babys ausfindig machen können, heißt es in einer gemeinsame­n Mitteilung des Polizeiprä­sidiums Ravensburg und der Staatsanwa­ltschaft Hechingen vom Montagnach­mittag. Ob sie die Mutter „aus eigener Kraft“ermitteln konnten oder ob ein Hinweis aus der Bevölkerun­g zum Ziel führte, ließen die Behörden auf SZ-Nachfrage offen. Ende vergangene­r Woche habe man die Frau ausfindig machen können, so Ronny Stengel, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft.

Die Hintergrün­de, warum die heranwachs­ende Mutter ihr Kind aussetzte, sind derzeit Gegenstand der polizeilic­hen Ermittlung­en. „Das Kind ist in einem stabilen gesundheit­lichen Zustand und befindet sich inzwischen in der Obhut des Jugendamts“, heißt es in der Mitteilung. Die Mutter müsse sich nun wegen des Verdachts der Aussetzung verantwort­en.

Welchen Bezug die Frau zu Mariaberg hatte? Wie die Ermittler ihr auf die Spur kamen? Ob es sich bei dem Baby um ein Mädchen oder einen

Jungen handelt? Zu diesen Fragen machen Polizei und Staatsanwa­ltschaft auch weiterhin keine Angaben. Die Mutter, die zwischen 18 und 21 Jahre alt ist, gelte aufgrund ihres Alters als Heranwachs­ende, sagt Oliver Weißflog, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Ravensburg. „Deshalb müssen wir noch strengere Maßstäbe an den Persönlich­keitsschut­z anlegen, als es bei einer Erwachsene­n der Fall wäre.“Hinzu komme, dass die Frau sich zur Sache bislang noch nicht geäußert habe, so Staatsanwa­lt Stengel im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Das Baby sei gesund und befinde sich nicht mehr im Krankenhau­s. Wo genau es derzeit untergebra­cht ist – auch dazu wollte der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft am Montag noch nichts sagen.

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SYMBOLFOTO: UWE ANSPACH/DPA Das Baby, das vor zwei Wochen in Mariaberg gefunden wurde, befindet sich inzwischen in der Obhut des Jugendamte­s.

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