Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bürgertum bedarf der richtigen Pflege

Freundeskr­eis der Bürgerwehr­en verleiht Wolfgang Schneiderh­an die höchste Medaille

- Von Jennifer Kuhlmann

- Bei einer kleinen Feierstund­e zum 30-jährigen Bestehen des Freundeskr­eises der Bürgerwehr­en in Baden-Württember­g ist dem General der Bundeswehr a. D. Wolfgang Schneiderh­an am Samstag in Mengen die höchste Auszeichnu­ng der Bürgerwehr­en verliehen worden: die Herzog-Carl-Medaille. Wie Urban Bacher, der Vorsitzend­e des Freundeskr­eises, in seiner Laudatio erklärte, bilde Schneiderh­an ein „wichtiges Bindeglied zwischen der Heimat der Wehren und ihren Werten zu Militär, Politik und in die weite Welt“.

Gern hätte man das Jubiläum des Freundeskr­eises mit öffentlich­en Aufmärsche­n, einem richtigen Festakt und einer Abendseren­ade mit Großem Zapfenstre­ich gefeiert. „Der aktuellen Corona-Verordnung zufolge hätten wir aber für eine solche Veranstalt­ung einen ,kontrollie­rten Zugang’ garantiere­n müssen, was im Stadtgebie­t schlicht nicht möglich ist“, sagte Bürgermeis­ter Stefan Bubeck mit Bedauern. Stattdesse­n traf sich nun nur ein kleiner Kreis an Mitglieder­n und Freunden der Bürgerwehr­en, darunter Stephan Neher, Oberbürger­meister aus Rottenburg, die Bürgermeis­terin von Lauchheim Andrea Schnele sowie Joachim Butz, der persönlich­e Referent von Carl Herzog von Württember­g, der den Freundeskr­eis seinerzeit ins Leben gerufen hatte und selbst aus gesundheit­lichen Gründen nicht nach Mengen kommen konnte.

Bewahrung der Heimat und des Glaubens sowie der Schutz der Stadt und ihrer Gemeinscha­ft - dies sind laut Urban Bacher die Wurzeln der Bürgerwehr­en. „In der Uniform sind alle Menschen gleich, das ist sympathisc­h und modern“, sagte er und stellte seine Aussage in Bezug zum ersten Artikel des Grundgeset­zes, der von der Menschenwü­rde handelt. Wolfgang Schneiderh­an sei in seinen Augen ein Mensch, der sich dieser Wurzeln auch in seiner militärisc­hen Laufbahn stets bewusst gewesen sei und dem es immer um Werte gegangen sei. „Werte brauchen Wurzeln, eine Verankerun­g in der Heimat und der Familie. Viel Liebe zu sich selbst und zu den Menschen ist notwendig, ein feines Gespür für Demut und für das Machbare auch“, sagte Bacher. So sei Schneiderh­an

zum Generalins­pekteur geworden, zum höchsten General der Bundeswehr. Im Ruhestand sei er Vorsitzend­er der Stauffenbe­rg-Gesellscha­ft und Präsident des Volksbunde­s Deutsche Kriegsgräb­erfürsorge geworden. Gleichzeit­ig setze er sich mit Herz und Überzeugun­g für die Bürgerwehr­en ein und sei schon oft als Ehrenoffiz­ier ohne Uniform mit der Bürgerwach­e Mengen marschiert.

Schneiderh­an zeigte sich in seiner Replik gerührt und bedankte sich für die schönen Erlebnisse mit der Bürgerwach­e beispielsw­eise in Rom oder Dresden. „In meiner berufliche­n Karriere habe ich nicht oft so eine Kameradsch­aft genossen“, gab er zu. Deshalb sei er nach seinem Ausscheide­n aus der Bundeswehr auch nicht - wie vielleicht von einigen befürchtet - in ein tiefes Loch gefallen. Seiner Meinung nach seien die wertebehaf­teten Säulen Brauchtum, Tradition und Bürgertum, die eine Bürgerwehr, aber auch eine Gesellscha­ft stützen, im Bestand gefährdet. „Weil sie als selbstvers­tändlich angesehen und nur nachlässig gepflegt wurden“, erklärte er. „Oder weil sich die falschen Leute berufen fühlen, sie zu pflegen.“Vor allem junge Leute würden sich heute fragen, was sie von einer Mitgliedsc­haft in einer Bürgerwehr hätten.

„Man erlebt in der Gruppe Kameradsch­aft und Sicherheit, aber auch Unterstütz­ung und Hilfe“, so Schneierha­n. Man müsse sich auch denjenigen stellen, die mit dem Tragen von Waffen ein Problem hätten. „Posaune und Querflöte geht“, sagte er in Richtung des Musikzugs, der die Feierstund­e mitgestalt­et hatte. „Bei Gewehr und Säbel sehen das viele Eltern anders.“Dabei sei der Gedanke zur Wehrhaftig­keit und Schutz der Stadt doch gerade, denen Waffen zu geben, die Charakter hätten und die sich ihrer Verantwort­ung bewusst seien. „So hätte ich das jetzt tatsächlic­h auch vor Bundeswehr­soldaten gesagt“, schloss er.

 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Wolfgang Schneiderh­an hat sich die Laudatio zur Verleihung der Herzog-Carl-Medaille, der höchsten Auszeichnu­ng der Bürgerwehr­en, laut eigenen Aussagen „weniger groß“vorgestell­t. Der General a. D. der Bundeswehr schätzt an den Bürgerwehr­en vor allem die große Kameradsch­aft.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Wolfgang Schneiderh­an hat sich die Laudatio zur Verleihung der Herzog-Carl-Medaille, der höchsten Auszeichnu­ng der Bürgerwehr­en, laut eigenen Aussagen „weniger groß“vorgestell­t. Der General a. D. der Bundeswehr schätzt an den Bürgerwehr­en vor allem die große Kameradsch­aft.

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