Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Angst vor Cholesterinsenkern ist oft unbegründet
Statine sollen den Cholesterinspiegel und so das Risiko schwerer Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken – Doch sie haben einen schlechten Ruf
(dpa) - Cholesterinsenker sollen das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall verringern. Doch eine häufig verordnete Wirkstoffgruppe, die Statine, hat Experten zufolge bei vielen Patienten einen schlechten Ruf.
Es kursierten Irrtümer und Vorurteile über die Blutfettsenker, sagt die Deutschen Herzstiftung. Dies könne im Extremfall dazu führen, dass Menschen die Statine ablehnen. Die Folgen könnten fatal sein. Denn die Medikamente senken laut Herzstiftung nachweislich das sogenannte LDL-Cholesterin und hemmen dadurch die Entstehung einer Arteriosklerose. Das ist eine Verengung der Arterien, die zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann.
Statine halten auch das Voranschreiten der sogenannten Schaufensterkrankheit auf, wie der Gefäßchirurg Christian-Alexander Behrendt erklärt. Verengte Gefäße führen bei der Krankheit dazu, dass die Beine schlechter mit Blut versorgt werden – unter Belastung kann das zu Sauerstoffmangel in der Muskulatur führen, der sich wie ein Krampf oder ein Muskelkater anfühlen kann. Die Folge: Betroffene müssen stehen bleiben. So, als würden sie sich was im Schaufenster anschauen wollen.
Der medizinische Fachbegriff lautet periphere arterielle Verschlusskrankheit. Wer davon betroffen ist, ist ein Risikopatient sowohl für Amputationen als auch für lebensbedrohliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Rate von Infarkten, Schlaganfällen sowie Amputationen werde hier durch Statine gesenkt, so der Experte von der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin.
Doch woher kommen die Vorbehalte? Oft geht es um mögliche Nebenwirkungen. Laut Herzstiftung werden die Cholesterinsenker allerdings im Allgemeinen gut vertragen. Bei einem sehr geringen Teil der Patienten könnten Muskelschmerzen in Oberschenkeln und Armen auftreten, besonders bei hohen Dosierungen. Diese ließen sich vielfach in den Griff bekommen, indem man die Dosis anpasst.
Äußerst selten kann es bei längerer Einnahme zu einer gefährlichen
Auflösung von Muskelfasern (Rhabdomyolyse) kommen, was zu Lähmungen und Nierenschäden führen kann. Dunkel verfärbter Urin ist dafür ein mögliches Warnzeichen. Das sollte man ärztlich abklären lassen, ebenso wie Muskelschmerzen.
Insgesamt sei die Rate der schweren Nebenwirkungen bei Statinen verschwindend gering, betont Behrendt. Dass diese Wirkstoffe ein Risikofaktor für Diabetes sein können, wird immer wieder untersucht – eine Studie aus Rotterdam von 2019 zeigt ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes durch die Einnahme von Statinen, während eine Untersuchung aus 2020, an der Behrendt mitgearbeitet hat, keine Hinweise fand, dass die Wirkstoffe Diabetes förderten.