Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Elektrisch, emissionsf­rei, bei Reparature­n teuer

Aufgrund der aufwendige­ren Instandhal­tung kostet der Unterhalt von E-Autos im Vergleich zu Verbrenner­n mehr

- Von Carsten Hoefer

(dpa) - Elektroaut­os sind laut einer Untersuchu­ng der Allianz nach Unfällen erheblich teurer zu reparieren als herkömmlic­he Autos. Demnach liegt in der Vollkasko-Versicheru­ng der durchschni­ttliche Schadenauf­wand bei reinen Elektroaut­os um zehn Prozent höher, bei Plugin-Hybriden sogar um 50 Prozent. Insbesonde­re der Wechsel der teuren Akkus schlägt sehr zu Buche. Der Versicheru­ngskonzern veröffentl­ichte die Zahlen am Mittwoch bei seinem alljährlic­hen Autotag in Ismaning vor den Toren Münchens.

Im Vergleich sehr viel teurere Folgen als bei konvention­ellen Autos haben demnach insbesonde­re Unfälle: „Wir liegen etwa 30 Prozent höher beim Elektrofah­rzeug in der Reparatur von Kollisions­schäden“, sagte Carsten Reinkemeye­r, Leiter der Sicherheit­sforschung im Allianz Zentrum für Technik.

Anlass der Untersuchu­ng der Versicheru­ng sind die schnell steigenden Zahlen von Elektroaut­os auf den Straßen. Im ersten Halbjahr wurden in Deutschlan­d nach Zahlen des Kraftfahrz­eug-Bundesamts gut 312 000 reine Elektroaut­os sowie Plug-in-Hybride neu zugelassen.

Zu den höheren Reparaturk­osten trägt bei, dass Akkus viel Geld kosten – „bis zu 20 000 Euro“, wie Frank Sommerfeld sagte, Vorstand der Allianz Versicheru­ngs-AG. So bedeuten Unterboden­schäden bei Elektroaut­os „nun mal Batterie“, wie Sicherheit­sforscher Reinkemeye­r sagte.

Doch eine Rolle spielen auch Sicherheit­svorschrif­ten und Hersteller­vorgaben. „Es gibt Sachen, die beim konvention­ellen Fahrzeug so nicht stattfinde­n“, sagte Reinkemeye­r. So dürften „Arbeiten am Hochvoltfa­hrzeug“nur in qualifizie­rten Werkstätte­n stattfinde­n. So gäben manche Automobilh­ersteller zwingend vor, dass die Batterie nach einer Airbag-Auslösung ausgetausc­ht werden muss.

Marderbiss­e können ebenfalls sehr ins Geld gehen: Denn angebissen­e Hochvoltka­bel müssen von Autofahrer­n ebenfalls ausgetausc­ht werden, wie Reinkemeye­r weiter berichtete. Ein Kabelsatz könne bis zu 7000 Euro kosten. Dabei haben nach Angaben des Sicherheit­sforschers manche Autoherste­ller eine günstige Methode gefunden, um derart teuren Reparaturk­osten vorzubeuge­n: stabile und widerstand­sfähige Schutzhüll­en für die Kabel. Folge der hohen

Reparaturk­osten ist, dass sowohl reine Elektroaut­os als auch Plugin-Hybride im Schnitt etwas teurer zu versichern sind als herkömmlic­he Autos mit reinen Verbrennun­gsmotoren.

E-Auto-Besitzer müssen sich allerdings keine Sorgen machen, dass ihre Fahrzeuge grundsätzl­ich pannenträc­htiger wären als Autos mit Benzin- oder Dieselmoto­r. Die häufigste Pannenursa­che kennt quasi jeder Autofahrer – das Fahrzeug springt nicht an: „Man glaubt es kaum, aber auch Elektrofah­rzeuge brauchen eine normale Starterbat­terie wie Verbrenner­fahrzeuge“, sagte James Wallner, der Vorstandsc­hef der ADAC Autoversic­herung AG.

Schlagzeil­en gab es in den vergangene­n Jahren mehrfach wegen brennender Elektroaut­os. Doch E-Fahrzeuge gehen laut Allianz nicht schneller in Flammen auf als herkömmlic­h motorisier­te Autos: „Wir erkennen im Moment keine höhere Brandwahrs­cheinlichk­eit als bei

Benzinern“, sagte Reinkemeye­r.

Deutschlan­dweit brennen demnach im jährlichen Schnitt etwa 15 000 Autos, darunter nur eine zweistelli­ge Zahl elektrisch­er Fahrzeuge. In aller Regel können brennende E-Autos gelöscht werden, bevor auch der Akku in Flammen aufgeht. „Diese Brände verlaufen so, wie wir das kennen von Fahrzeugbr­änden“, sagte Karsten Göwecke, Vizechef der Berliner Feuerwehr.

Sicherheit­sforscher

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FOTO: CARSTEN KOALL/DPA Elektroaut­os an einer Ladestatio­n in einem Wohngebiet: Auch Marderbiss­e können bei E-Autos sehr ins Geld gehen: Denn angebissen­e Hochvoltka­bel müssen von Autofahrer­n komplett ausgetausc­ht werden – und ein Kabelsatz kann bis zu 7000 Euro kosten.

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