Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Eine große Portion Spannung und eine Prise Gefühl
Uli Herzog bringt mit „Vermisst: Gold-Finger aus Ravensburg“seinen vierten Krimi heraus
- Bislang ließ der Altshauser Krimiautor Uli Herzog seine Hauptfigur Ludwig Hirschberger in Oberschwaben ermitteln. In seinem vierten Buch aber führt das mysteriöse Verschwinden eines Ravensburgers ihn nach Gran Canaria und in das Umfeld der Mafia.
Dem Bücherschreiben widmet Uli Herzog sich seit seiner Rente. „Ich habe zwei linke Hände und keinen grünen Daumen. Wenn meine Frau mich fragte, was ich als Rentner überhaupt machen will, sagte ich einfach, dass ich ein Buch schreiben werde“, erinnert sich der 72-Jährige. Zwar lachte seine Frau ihn da noch aus, aber 2015 brachte der Verlag Oertel und Spörer schließlich mit „Mord am Schützensamstag“den ersten Krimi des Altshausers heraus.
In seinem nun vierten Band „Vermisst: Gold-Finger aus Ravensburg“verschwindet der Ravensburger Gold- und Schmuckhändler Samuel Finger in seinem Winterdomizil auf Gran Canaria plötzlich spurlos. Dessen Schwester Judith engagiert den pensionierten Profiler Ludwig Hirschberger und schickt in auf die kanarische Insel. Der deckt schließlich auf, dass der Ravensburger nicht nur in illegale Geschäfte verstrickt war, sondern auch einem Ableger der Mafia zu nahe kam. Deren raue Methoden bekommt schließlich auch Ludwig Hirschberger deutlich zu spüren.
Eigentlich sollte die Handlung des vierten Buches viel mehr in Ravensburg spielen, doch die Handlung zwang den Autor zum Schwenk nach Gran Canaria, wo ein Freihafen dem Schmuckhändler seine dubiosen Geschäfte erst möglich gemacht hat. So verwebt Herzog in seinem neuen Werk nicht nur wieder viel Wissen über Oberschwaben, sondern auch über die kanarische Insel. Die besuchte er erstmals 1978 als er in einem Preisausschreiben eine
Kurzreise dorthin gewann. „Im Gepäck hatte ich damals nur Winterklamotten, weil ich mir gar nicht vorstellen konnte, was dort zu der Jahreszeit für ein Wetter herrscht“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln. Als er ausstieg und die Leute im Atlantik baden sah, war er sofort begeistert und tauscht seitdem regelmäßig für ein paar Wintertage das kalte Oberschwaben gegen das milde Klima Gran Canarias. Alle Orte und historischen Einflechtungen sind somit wieder real – Täter, Opfer und natürlich die Handlung frei erfunden.
Bei früheren Lesungen hat Herzog die Erfahrung gemacht, dass nicht nur Frauen dort in der Überzahl sind, sondern sich auch mehr für die Liebesgeschichte von Ludwig Hirschberger und seiner Ex-Frau Lea interessieren. Eine Portion Gefühl gibt es daher auch im neuen Buch, allerdings als Rückblende auf die erste große Liebe im Leben des Ermittlers. Einerseits weil Herzog mit 72 Jahren einräumt, ein wenig nostalgisch zu werden, andererseits aber auch, weil er die Rückblende als Erklärung für Ludwigs Verhalten gegenüber einer wildfremden Frau brauchte.
Anders als bei seinen vorherigen Büchern lässt das Ende des vierten Krimis einige Fragen offen – mit Absicht. Denn die werden erst im fünften Band geklärt, der voraussichtlich im Frühjahr 2023 erscheint und ganz neue Seiten bei der Hauptfigur Ludwig Hirschberger zeigen soll. Das ist einerseits eine Konsequenz aus den dramatischen Erlebnissen im vierten Band, aber auch der bisherigen Entwicklung des Charakters. Hirschberger und Herzog teilen Biografie und Erscheinungsbild, aber sind vom Wesen her ganz unterschiedlich. „Ich habe anfangs mit Ludwig Hirschberger meine Idealvorstellung von Uli Herzog schaffen wollen. Aber es ist mir nie gelungen und je mehr ich schreibe, desto weiter entfernen wir uns auch voneinander“, sagt Herzog. So bleibt dem 72-Jährigen nur der neidische Blick auf manche Eigenschaft seines pensionierten Profilers: Etwa die Souveränität, über Dingen stehen zu können hätte der Altshauser gerne. Aber beide teilen sich auch nach wie vor einen Wesenszug:
Niemals aufzugeben – der eine trotz Corona-Hürden nicht das Veröffentlichen von Büchern, der andere nicht das Ermitteln selbst im Angesicht des Todes.
In den vergangenen rund anderthalb Jahren konnten aufgrund der Corona-Pandemie keine Lesungen stattfinden. Die Veröffentlichung des vierten Buches wurde daher verschoben. Sein nun erhältliches Werk stellt Uli Herzog am Mittwoch, 29. September um 19 Uhr bei einer Lesung im katholischen Gemeindehaus in Altshausen vor. Im November sind zudem Kriminächte in Aulendorf und Wilhelmsdorf geplant.