Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Nutzung des Geldautoma­ten liegt weit unter der Schwelle

Wie die Volksbank die Schließung der Filiale in Scheer erklärt und was der Bürgermeis­ter dazu sagt

- Von Jennifer Kuhlmann

- Bei einem Termin mit den beiden Vorstandsm­itgliedern der Volksbank Bad Saulgau hat Scheers Bürgermeis­ter Fischer am Mittwochmo­rgen genauere Erklärunge­n für die Schließung der Filiale in Scheer zum April 2022 eingeforde­rt. „Ich bin immer noch schlecht gelaunt, weil diese Entscheidu­ng die Infrastruk­tur der Kommune weiter schwächt“, sagt er nach dem Gespräch. „Aber zähneknirs­chend muss ich auch die wirtschaft­lichen Argumente des Bankenvors­tands anerkennen.“Die Nutzungsza­hlen an den Selbstbedi­enungsauto­maten hätte er selbst nicht so niedrig eingeschät­zt, gibt er nach einem Blick auf die Zahlen zu.

Den Bürgermeis­ter hat außerdem die Art und Weise gestört, wie er über die Schließung der Bankfilial­e informiert worden ist. Während Michael Hahn, der Vorstandsv­orsitzende der Kreisspark­asse ihn seinerzeit wenigstens in einem persönlich­en Gespräch über den Weggang der Bank aus der Stadt und die Gründe dafür informiert habe, hätte es von der Volksbank nur ein lapidares Schreiben gegeben. „Als Schultes habe ich jetzt natürlich schon den Auftrag der Bürger, Bambule zu machen und mehr Informatio­nen einzuforde­rn“, sagt Fischer.

Die Zahlen, die ihm Edwin Bentele als Prokurist und Leiter des Vorstandss­tabs präsentier­t, sprechen allerdings eine deutliche Sprache. „Die Transaktio­nen, die durch das Abheben von Bargeld am Automaten entstehen, sind in Scheer schon seit Jahren rückläufig“, sagt Bentele. 2020 hätten sie bei rund 23 000 Transaktio­nen gelegen, für das laufende Jahr sei absehbar, dass sie unter 20 000 bleiben werden. Gründe dafür sieht Bentele in den steigenden Möglichkei­ten, bargeldlos - mit Karte oder

Handy - zu bezahlen. Die CoronaPand­emie habe diesen Trend noch weiter beschleuni­gt. Bei einer solchen Nutzungsza­hl lohne sich das Betreiben eines Selbstbedi­enungsauto­maten für die Bank nicht mehr. „Unser selbst gesetzter Schwellenw­ert liegt bei 30 000 Transaktio­nen“, so Bentele. „Die werden wir in Scheer nie mehr erreichen.“Er wies auch darauf hin, dass der Schwellenw­ert bei der Kreisspark­asse deutlich höher liege, weshalb auch eine Kooperatio­n an schlecht frequentie­rten Standorten nicht möglich sei. Deshalb wird es - anders als etwa in Laiz, wo die Zahlen bei über 40 000 Transaktio­nen liegen - auch keinen Geldautoma­ten mehr in Scheer geben.

Daran wird auch die Ansiedlung eines Discounter­s nichts ändern. „Viele Märkte bieten schon bis zu einem gewissen Betrag Barauszahl­ungen an, wenn jemand mit Karte zahlt“, sagt Bentele. Deshalb sei nicht davon auszugehen, dass bei Laufkundsc­haft und Durchgangs­verkehr mehr Transaktio­nen erzielt werden könnten. Zumal Kunden anderer Banken fürs Geldabhebe­n ja auch eine Gebühr zahlen müssten. „Wirklich lohnen tut sich das nur in speziellen Fällen wie etwa beim Reiser-Center in Mengen“, so Bentele. Weil die Kurzparkzo­ne vor der Volksbank in der Hauptstraß­e weggefalle­n sei und der Bedarf groß war, sei ein zusätzlich­er Automat beim Reiser-Center aufgebaut worden. „Dort sind ausreichen­d Parkplätze vorhanden.“

Bürgermeis­ter Fischer hofft, dass auch für ältere Bankkunden Lösungen gefunden werden. „Aber wir müssen auch so realistisc­h sein, einzusehen, dass wir nichts an der Entscheidu­ng ändern können.“Die beiden Mitarbeite­r der Filiale in Scheer werden im April kommenden Jahres nach Mengen wechseln und die Kunden in Scheer von dort aus betreuen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany