Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Nutzung des Geldautomaten liegt weit unter der Schwelle
Wie die Volksbank die Schließung der Filiale in Scheer erklärt und was der Bürgermeister dazu sagt
- Bei einem Termin mit den beiden Vorstandsmitgliedern der Volksbank Bad Saulgau hat Scheers Bürgermeister Fischer am Mittwochmorgen genauere Erklärungen für die Schließung der Filiale in Scheer zum April 2022 eingefordert. „Ich bin immer noch schlecht gelaunt, weil diese Entscheidung die Infrastruktur der Kommune weiter schwächt“, sagt er nach dem Gespräch. „Aber zähneknirschend muss ich auch die wirtschaftlichen Argumente des Bankenvorstands anerkennen.“Die Nutzungszahlen an den Selbstbedienungsautomaten hätte er selbst nicht so niedrig eingeschätzt, gibt er nach einem Blick auf die Zahlen zu.
Den Bürgermeister hat außerdem die Art und Weise gestört, wie er über die Schließung der Bankfiliale informiert worden ist. Während Michael Hahn, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse ihn seinerzeit wenigstens in einem persönlichen Gespräch über den Weggang der Bank aus der Stadt und die Gründe dafür informiert habe, hätte es von der Volksbank nur ein lapidares Schreiben gegeben. „Als Schultes habe ich jetzt natürlich schon den Auftrag der Bürger, Bambule zu machen und mehr Informationen einzufordern“, sagt Fischer.
Die Zahlen, die ihm Edwin Bentele als Prokurist und Leiter des Vorstandsstabs präsentiert, sprechen allerdings eine deutliche Sprache. „Die Transaktionen, die durch das Abheben von Bargeld am Automaten entstehen, sind in Scheer schon seit Jahren rückläufig“, sagt Bentele. 2020 hätten sie bei rund 23 000 Transaktionen gelegen, für das laufende Jahr sei absehbar, dass sie unter 20 000 bleiben werden. Gründe dafür sieht Bentele in den steigenden Möglichkeiten, bargeldlos - mit Karte oder
Handy - zu bezahlen. Die CoronaPandemie habe diesen Trend noch weiter beschleunigt. Bei einer solchen Nutzungszahl lohne sich das Betreiben eines Selbstbedienungsautomaten für die Bank nicht mehr. „Unser selbst gesetzter Schwellenwert liegt bei 30 000 Transaktionen“, so Bentele. „Die werden wir in Scheer nie mehr erreichen.“Er wies auch darauf hin, dass der Schwellenwert bei der Kreissparkasse deutlich höher liege, weshalb auch eine Kooperation an schlecht frequentierten Standorten nicht möglich sei. Deshalb wird es - anders als etwa in Laiz, wo die Zahlen bei über 40 000 Transaktionen liegen - auch keinen Geldautomaten mehr in Scheer geben.
Daran wird auch die Ansiedlung eines Discounters nichts ändern. „Viele Märkte bieten schon bis zu einem gewissen Betrag Barauszahlungen an, wenn jemand mit Karte zahlt“, sagt Bentele. Deshalb sei nicht davon auszugehen, dass bei Laufkundschaft und Durchgangsverkehr mehr Transaktionen erzielt werden könnten. Zumal Kunden anderer Banken fürs Geldabheben ja auch eine Gebühr zahlen müssten. „Wirklich lohnen tut sich das nur in speziellen Fällen wie etwa beim Reiser-Center in Mengen“, so Bentele. Weil die Kurzparkzone vor der Volksbank in der Hauptstraße weggefallen sei und der Bedarf groß war, sei ein zusätzlicher Automat beim Reiser-Center aufgebaut worden. „Dort sind ausreichend Parkplätze vorhanden.“
Bürgermeister Fischer hofft, dass auch für ältere Bankkunden Lösungen gefunden werden. „Aber wir müssen auch so realistisch sein, einzusehen, dass wir nichts an der Entscheidung ändern können.“Die beiden Mitarbeiter der Filiale in Scheer werden im April kommenden Jahres nach Mengen wechseln und die Kunden in Scheer von dort aus betreuen.