Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Trotz Handicap Motorrad fahren

Eine Biker-Gruppe ermöglicht OWB-Bewohnern, Ausfahrten im Gespann zu machen

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(mke)- Eine Motorradto­ur ist für Biker ein Höhepunkt. Manche Menschen können sich aber nicht mal eben auf ihr Zweirad schwingen, darunter Menschen mit Behinderun­g. Je nach Einschränk­ung ist es für sie unmöglich, einen Motorradfü­hrerschein zu machen. Aus diesem Grund hat sich eine Gruppe von Motorradge­spannfahre­rn aus dem Kreis Sigmaringe­n zusammenge­schlossen, um Menschen mit Behinderun­g dieses Erlebnis zu ermögliche­n. Eine erste Aktion findet am 25. Oktober statt, wenn die Gruppe das Angebot beim Gasteltern­treffen der Oberschwäb­ischen Werkstätte­n (OWB) macht.

Kopf der Idee ist Werner Haussmann. Der Krauchenwi­eser sei über seine Frau aufs Motorradfa­hren gestoßen, wie er sagt: „Sie hatte früher ein Motorrad und wollte wieder eines haben, aber mir war das zu unsicher.“Daher setzte er auf ein Gespann, also ein Motorrad mit Beifahrers­itz: „Drei Räder schienen mir sicherer als zwei.“Beide starteten gemeinsam zu Ausflügen und trafen immer wieder auf andere Gespannfah­rer.

In seiner Freizeit habe er schließlic­h eine Gruppe der OWB beim Boulespiel­en gesehen und gemerkt, wie viel Lebensfreu­de sie haben. Da sei ihm die Idee gekommen, diese Lebensfreu­de auch mit dem Motorradfa­hren zu kombiniere­n. Von ähnlichen Projekten in anderen Teilen Deutschlan­ds hatte er schon vorher gehört. „Das ist ein Riesen-Event im Ruhrpott“, so Haussmann. Auch in Leutkirch gebe es Aktionen in diese Richtung, doch in der Region eher weniger. Das möchte der Biker ändern. Zusammen mit sechs anderen Motorradfa­hrern plant er beim Gasteltern­treffen eine Ausfahrt – und bei ausreichen­d Interesse soll sich die ehrenamtli­che Idee sogar langfristi­g etablieren. Dahinter steckt auch ein anderer Gedanke: „Wir wollen zeigen, dass Biker nicht nur Proleten sind, sondern auch gute Menschen und soziales Interesse dahinter steckt.“

Die ersten Beifahrer finden sich nun beim Gastfamili­entreffen der OWB am 25. September. Bei Gastfamili­en handelt es sich laut Verena Hannemann, Sozialpäda­gogin und zuständig fürs ambulante Wohnen, um Menschen mit Behinderun­g, die bei einer Familie leben, um möglichst selbststän­dig zu bleiben. Die OWB vermitteln Gast und Familie. „Beiden Parteien soll es gut gehen“, sagt Hannemann. Mit diesen Gastfamili­en gebe es auch häufiger Aktionen, deshalb komme die Gruppe dafür gut in Frage. Haussmanns Ziel: „Ich hoffe, dass wir die Leute glücklich machen.“Wenn die Aktion ankommt, möchte er auch überregion­al Fahrten anbieten, gerne regelmäßig. Eine Einschränk­ung gibt es aber: Wenn es stark regnet, findet die Ausfahrt nicht statt. Dann sei es zu gefährlich, so der Hobby-Biker.

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FOTO: MKE Brunhilde Neuburger lebt bei Gastmutter Johanna Vogel.

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