Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Machtkampf in der Union

Brinkhaus nur für sieben Monate Fraktionsc­hef – Laschet tritt vorerst nicht zurück

- Von Claudia Kling, Theresa Gnann und Agenturen

- Union-Kanzlerkan­didat Armin Laschet droht nach der historisch­en Wahlnieder­lage nun der Machtverlu­st in den eigenen Reihen. Mit einem Kompromiss im Kampf um den Fraktionsv­orsitz im Bundestag konnte der CDU-Vorsitzend­e am Dienstag aber zunächst das Gesicht wahren. Der bisherige Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus (CDU) wurde wiedergewä­hlt – jedoch nur für sieben Monate bis Ende

April und nicht wie üblich für ein ganzes Jahr. In der auf 196 Abgeordnet­e geschrumpf­ten Fraktion erhielt er am Abend nach Angaben aus Teilnehmer­kreisen 164 Ja-Stimmen.

Laschet sagte nach der Sitzung der Unionsfrak­tion: „Wir haben diese Wahl nicht gewonnen.“In einer unübersich­tlichen Lage wie dieser „muss jede demokratis­che Partei bereit sein, auch Verantwort­ung zu übernehmen. Und das sind wir“.

Vor der Sitzung hatten CSU-Chef Markus Söder und der wiedergewä­hlte CSU-Landesgrup­penchef

Alexander Dobrindt den Druck auf Laschet noch einmal erhöht. „Die Fraktion muss handlungsf­ähig sein“, betonte Dobrindt. Söder, der dem SPD-Kanzlerkan­didaten Olaf Scholz zu seinem Wahlerfolg gratuliert­e, betonte erneut, es gebe keinen Regierungs­auftrag für die Union. „Die besten Chancen, Kanzler zu werden, hat derzeit Olaf Scholz“, sagte er. Die CSU sei dann bereit zu Gesprächen über eine Jamaika-Koalition, falls die Gespräche über ein Regierungs­bündnis aus SPD, Grünen und FDP zu keinem Erfolg führen sollten.

„Aber wir werden uns nicht anbiedern“, betonte Söder.

CDU-Landeschef Thomas Strobl warb derweil in Stuttgart für ein Bündnis aus CDU, Grünen und FDP. „Wir glauben, dass Jamaika gut für die Republik wäre. Und wir haben die klare Erwartung, dass die Bundes-CDU auch in diese Richtung die Gespräche führt.“Persönlich­e Konsequenz­en aus dem schlechten Abschneide­n der CDU will er nicht ziehen: „Erst das Land, dann die Partei und dann die Person. Jetzt geht es um das Land“, so Strobl. LEITARTIKE­L, SEITEN 4, 5

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