Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Nach der Wahlkatast­rophe

Die Linke muss sich mit ungewissen Personalie­n und heftigen Verlusten auseinande­rsetzen

- Von Michael Gabel

- Wie weiter nach dem Schock vom Wahlsonnta­g? Die auf 39 Mitglieder geschrumpf­te Bundestags­fraktion der Linken hat am Dienstag nach Erklärunge­n für den Absturz auf 4,9 Prozent – von 9,2 Prozent vor vier Jahren – gesucht. Nur die drei gewonnenen Direktmand­ate, zwei in Berlin und eins in Leipzig, bewahrten die Partei vor dem Hinauswurf aus dem Bundestag. Laut der Berliner Abgeordnet­en Petra Pau muss sich die Partei nun „inhaltlich und strategisc­h neu aufstellen“.

Eine mögliche neue Frakti- onsführung würde aber „frühestens am Donners- tag“gewählt, sagte sie der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Ob das bisherige Führungsdu­o Dietmar Bartsch und Amira Mohamed Ali noch einmal antreten wird, ist völlig offen. Zieht sich einer von beiden zurück, stünde der Wahlsieger von Leipzig-Süd, Sören Pellmann, bereit, wie er am Dienstag erklärte.

Das katastroph­ale Ergebnis der Partei resultiert aus starken Stimmenver­lusten vor allem an die SPD (640 000 Stimmen) und in weniger großem Umfang an die Grünen (480 000). Besonders dramatisch sind die Verluste in Ostdeutsch­land und dort vor allem in Thüringen. Da, wo die Partei den Ministerpr­äsidenten stellt und bei der vergangene­n Landtagswa­hl bei 31,0 Prozent landete, kam sie diesmal nur auf 11,4 Prozent der Zweitstimm­en.

Heftige Kritik an der Wahlkampff­ührung übte Ex-Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t, die erneut in den Bundestag gewählt wurde. Man habe versucht, „grüner als die Grünen zu wirken“, sagte sie. „Noch früher raus aus der Kohle, den Verbrennun­gsmotor noch schneller verbieten, am besten ganz weg vom Auto“– das sei die falsche Strategie gewesen. Ihre Vorwürfe äußerte sie übrigens nicht in der Fraktionss­itzung, an der sie gar nicht teilnahm, sondern im Interview mit der „Welt“.

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FOTO: REINER ZENSEN/IMAGO IMAGES Sahra Wagenknech­t kritisiert ihre Partei.

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