Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Krönung zum fettesten Braunbär

Mit dem „Fat Bear“-Wettstreit weist der Katmai-Park auch auf die Gefahren für die Tiere hin

- Von Barbara Munker

(dpa) - Beim „Fat Bear“-Wettbewerb in Alaska geht es um eine gute Figur – und die ist alles andere als schlank: Welcher Braunbär ist am fettesten? Der lustige Wettstreit hat auch einen ernsten Hintergrun­d.

Kann der massige Braunbär mit der Nummer 747 und dem Spitznamen „Jumbo Jet“seinen „Fat Bear“Titel von 2020 verteidige­n? Oder wird „Holly“in dieser Saison wieder Siegerin? 2019 war die üppige Braunbärin im Katmai-Nationalpa­rk bereits zum stattlichs­ten Pelztier gekürt worden. Mit den beiden Veteranen messen sich zehn weitere Kandidaten, darunter das pummelige Jungtier „132 Spring Cub“und ein imposantes Männchen mit dem vielsagend­en Beinamen „Chunk“(auf Deutsch „Klotz“).

Nach einem kalorienre­ichen Sommer mit fetten Lachs-Mahlzeiten am Brooks River geht nun im Katmai-Park im Südwesten von Alaska zum siebten Mal die „Fat Bear Week“über die Bühne. Online können Besucher und Bären-Fans von Mittwoch an für die dicksten Prachtexem­plare stimmen. Der Gewinner wird am kommenden Dienstag gekürt.

Ein weltweites Publikum klickt sich durch Vorher-Nachher-Fotos der Anwärter oder schaut ihnen via Webcam live beim Fressen zu. Im Frühjahr sind die Bären noch mager, bis zum Herbst haben sie kräftig angespeckt. „Während des Winterschl­afs können sie gut ein Drittel ihres Gewichts verlieren“, erzählt Park-Rangerin Naomi Boak im Telefonint­erview. „Es ist toll, wie hart sie daran arbeiten, vor dem nächsten Winter richtig fett zu werden.“

Für Dutzende Braunbären sind die Wasserfäll­e des Brooks-Flusses ein umkämpftes Buffet, an dem sie von Juni bis Oktober Lachse fangen. Sie hätten Bären beobachtet, die an einem Tag 40 Lachse fressen, mit jedem Fisch verspeisen sie gut 4000 Kalorien, erklärt Boak. Das ist den Pelztieren nun deutlich anzusehen. „747 ist einfach gigantisch“, schwärmt die Rangerin. „Vor zwei Jahren wurde er auf 635 Kilogramm geschätzt und ich glaube, er ist nun noch schwerer.“

Geschätzte Kilos sind nur ein Kriterium, auch die Lebensumst­ände spielen bei der Auswahl der Kandidaten

eine wichtige Rolle. Otis ist mit 25 Jahren einer der ältesten Bären in dem Gebiet. „Er hat nur noch wenige Zähne und war zu Beginn des Sommers sehr dünn, aber er hat kräftig aufgeholt“, sagt die Rangerin. Das Weibchen „Grazer“beschreibt sie als „furchtlose Fischerin“mit „riesigen Ohren und einem noch dickeren Nacken“. Auch der jüngste Teilnehmer sei nicht zu unterschät­zen, meint Naomi Boak: Bei der Geburt vor neun Monaten habe „Spring Cub“gerade mal ein halbes Kilo gewogen, aber seither beachtlich­e 30 Kilogramm zugenommen.

Mit dem „Fat Bear“-Wettstreit will der Park über das Ökosystem und den Lebensraum der über 2000 Braunbären in der Region informiere­n – und auf Gefahren für die Pelzriesen

hinweisen. Die Folgen des Klimawande­ls sind eine Sorge. 2019 erlebte Alaska einen Sommer mit Hitzerekor­den, erzählt Boak. Damals war das Wasser im Fluss so warm, dass die Lachse eine Weile ausblieben.

„Je mehr Menschen sich für unsere Bären begeistern und diese Zusammenhä­nge verstehen, umso stärker werden sie sich für den Schutz der Umwelt einsetzen“, hofft die Tierhüteri­n.

Mehr als 640 000 Stimmen wurden bei der „Fat Bear“-Woche im vorigen Herbst abgegeben, viele Fans feuerten ihre Favoriten im Netz mit lustigen Kommentare­n an. Auch diesmal deutet alles auf einen heißen Wettkampf hin. Schon vor Beginn der Abstimmung begeistert­en sich

Besucher auf der Park-Website: „Stimmt für Otis, den gut aussehende­n Teddybär, alt und erfahren, der König von Katmai“, schrieb eine Nutzerin am Montagaben­d. Andere outeten sich als „Holly“-Fans oder machten sich für „747“stark.

Auf der Onlineplat­tform „Explore.org“werden in der „Fat Bear Week“täglich Bären zur Abstimmung präsentier­t. Nach sechs Runden stehen sich im Finale dann nur noch zwei der ursprüngli­ch zwölf Mitstreite­r gegenüber.

„Natürlich habe ich einen Favoriten“, räumt Rangerin Naomi Boak auf ein Nachfragen hin ein. Aber sie werde keinen Namen nennen. Es sei eine wichtige Wahl – und sie müsse unparteiis­ch sein, witzelt die Parkmitarb­eiterin.

 ?? FOTO: IMAGEBROKE­R/IMAGO IMAGES ?? Zwei Braunbären liegen dösend nebeneinan­der im Sand des Katmai-Nationalpa­rks. Dort sucht man jetzt – traditione­ll – wieder das Tier, das am imposantes­ten für den Winter angespeckt hat.
FOTO: IMAGEBROKE­R/IMAGO IMAGES Zwei Braunbären liegen dösend nebeneinan­der im Sand des Katmai-Nationalpa­rks. Dort sucht man jetzt – traditione­ll – wieder das Tier, das am imposantes­ten für den Winter angespeckt hat.

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