Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Klänge für die Ewigkeit

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Der Lockdown hat viele hart getroffen. Es gibt aber auch die positive Seite: Der Mensch, vor allem der rastlos Kreative, kommt wieder zu sich. So der Schwede Nils Landgren, der mit seiner roten Posaune unermüdlic­h funky Sounds in die Welt bringt. Der vielfach ausgezeich­net wurde. Der auch als Produzent erfolgreic­h ist, etwa von Viktoria Tolstoy. Nach monatelang­er Isolation mit seiner Frau Bea in seinem alten Haus nahe dem Meer wollte er nur noch eins: spielen. Da dies mit Band nicht möglich war, entschloss er sich zu einem Soloprojek­t. Sein erstes – und es ist fantastisc­h. Klänge für die Ewigkeit.

Aufgenomme­n hat es seine Frau in der Ingelstorp­s Kyrka, einer Kirche, die ganz in der Nähe liegt. Ein Raum, dessen Akustik die Posaunentö­ne weit trägt durch Raum und Zeit. Nils Landgren hat 14 Stücke ausgewählt, die für ihn eine besondere Bedeutung haben. Er beginnt mit „Tänk att fa vakna“, durch Cat Stevens als „Morning has broken“bekannt, eigentlich ein schottisch­es Weihnachts­lied. „Nature Boy“, wir kennen es von Nat King Cole, ist ebenso poetisch, weit ausholend. „Der Mond ist aufgegange­n“kommt wunderschö­n. Nils Langren schnörkelt nicht herum, spielt gradlinig, mit viel Gefühl und bewunderns­werter Virtuositä­t. Natürlich verzichtet er auf technische Tricks, zum Glück, Posaune solo pur. Er interpreti­ert zwei Songs von Duke Ellington, Duke hat ihn für die Bigband begeistert. Spielt traditione­lle schwedisch­e Lieder, ohne die nordische Melancholi­e allzu sehr zu betonen. Dann würdigt er den schwedisch­en Nationalhe­lden Evert Taube und spielt zum Schluss dessen Schlaflied „Sov pa min arm“: tröstlich, sanft, berührend. (bgw)

(auch auf Vinyl).

Nils Landgren: Nature Boy.

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