Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Frauenforum steht vor der Auflösung
Stolz und Wehmut beim Gesprächsabend der Frauen im Bürgercafé
- Das Bad Saulgauer Frauenforum wird noch in diesem Jahr voraussichtlich aufgelöst. Beim Diskussionsabend am Montag im Bürgercafé hat sich schnell herauskristallisiert, dass es für den Verein mit seiner bisherigen Struktur und Ausrichtung keine Zukunft geben wird. Auch wenn der Schritt durchaus mit Wehmut verbunden ist, wird dankbar und voller Stolz auf das zurückgeblickt, was der Verein in all den Jahren geleistet hat.
Nur wenige Frauen sind der Einladung der Vorstandschaft zum Gespräch über eine mögliche Zukunft des seit rund zwanzig Jahren bestehenden Vereins gefolgt. Die sehr spärliche Resonanz ließ von Anfang an erahnen, dass es keine großen Diskussionen rund um einen möglichen Neuanfang geben wird. Die seit einem Jahr als kommissarische Vereinsvorsitzende agierende Doris Gaißmaier unterstrich bei ihrer Begrüßung nochmals, dass es bei ihrem Entschluss bleibt, ihr Amt abzugeben.
Schnell war auch abzusehen, dass sich von den Anwesenden niemand bereit erklären würde, in ihre Fußstapfen zu treten oder als weiteres Organ des Vorstands aktiv zu werden. Und das aus mehreren Gründen. Zum einen mangelt es an entsprechenden Zeitfenstern. Aber es rückte im Laufe des Gesprächs auch zunehmend die Erkenntnis in den Vordergrund, dass „alles seine Zeit hat“.
„Wir haben in diesen Jahren so viel erreicht“, sagte Vereinsmitglied Helga Brey und erinnerte an die Anfangsjahre, als es vorrangig darum ging, mehr Frauen in den Gemeinderat zu bringen. Die Wurzeln des Vereins
lassen sich an einem kommunalpolitischen Frauenabend im Jahr 1993 festmachen. Danach folgten mit Blick auf die bevorstehenden Kommunalwahlen zunächst weitere Abende mit politischen Inhalten. „Wenn es weiter gehen soll, dann mit einer anderen Generation“, fuhr die Stadträtin fort. Zwar gab es in der Vergangenheit Bemühungen, jüngere Frauen anzusprechen, doch die Resonanz war unbefriedigend. So steht die Vermutung im Raum, dass die junge Generation keinen Bedarf sieht, sich einem Verein mit dieser Ausrichtung anzuschließen oder schlicht keine Zeit für Vereinsaktivitäten hat. So wird an diesem Abend schon bald – notgedrungen - statt nach vorne vorrangig zurückgeschaut. Und das nicht ohne Stolz auf das, was der Verein in diesen Jahren auf die Beine gestellt hat. Stolz darauf, dass Themen wie etwa sexuelle Gewalt oder gleichgeschlechtliche Beziehungen zu einem vergleichsweise frühen Zeitpunkt aufgegriffen wurden.
Auch die jährlich stattfindende Frauenwoche – im vergangenen Jahr wurde sie zum 26. Mal veranstaltet – mit einer Fülle an Programmangeboten wurde mit erkennbarem Wehmut thematisiert. Gleichzeitig aber auch mit großer Dankbarkeit für das, was gemeinsam im wahrsten Sinne des Wortes auf die Bühne gebracht wurde und mit großem Engagement und viel Freude umgesetzt werden konnte. Dass möglicherweise im kommenden Jahr etwas ganz Neues mit neuen Inhalten und anderen Strukturen entstehen wird, das kann sich die Gesprächsrunde durchaus vorstellen. Doch zuvor wird der Verein in den nächsten Wochen im Rahmen einer Mitgliederversammlung aufgelöst. Derweil dürfen sich die Mitgliedsfrauen und Förderer auf einen gemeinsamen Abschlussabend freuen. Die Termine werden rechtzeitig bekanntgegeben.