Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ein Beitrag zur Erinnerungskultur
Stephan Reitemann möchte Informationen zum Kriegerdenkmal schülergerecht aufbereiten
- Wie stark auch ein kleiner Ort wie Hohentengen in die Weltgeschichte eingebunden ist, zeigt sich eindrucksvoll beim Besuch der beiden Denkmäler auf dem Friedhof. Mehr als 300 Namen erinnern an die Männer aus der Göge, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gestorben sind. Das Denkmal an der Friedhofsmauer gedenkt Franzosen und Österreichern, die bei einer Schlacht 1799 bei Hohentengen fielen. In seiner Bachelorarbeit beschäftigt sich Stephan Reitemann aus Hohentengen gerade mit der Frage, wie das Interesse gerade junger Menschen für diese Geschichte geweckt werden kann und Informationen zu den Denkmälern aufbereitet und angeboten werden können.
Dazu hat er einen Fragebogen ausgearbeitet, den vor allem interessierte Schüler noch bis zum Ende der Woche beantworten können. „Im vergangenen Dezember haben wir uns im Gemeinderat intensiv mit der Friedhofsplanung beschäftigt“, erzählt Stephan Reitemann, der dem Gremium als Mitglied der CDUFraktion angehört. „Wir haben darüber gesprochen, wie man jungen Leuten einen besseren Zugang zur Geschichte und zu den Denkmälern schaffen kann.“Gedankenspiele seien gewesen, dass Interessierte etwa durch das Einscannen eines QR-Codes direkt vom Friedhof aus Informationen von der Gemeinde-Homepage laden können. „Außerdem haben wir überlegt, dass es schön wäre, die von Franz Ott regelmäßig im Amtsblatt veröffentlichten Texte zur Geschichte der Göge ebenfalls im Internet zu bündeln“, so Reitemann.
All das sei ihm wieder in den Sinn gekommen, als es galt, ein Thema für die eigene Bachelorarbeit zu finden. Reitemann studiert an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten Lehramt für die Fächer Geschichte und Geografie. Dem didaktischen Anspruch möchte er mit dem Fragebogen gerecht werden, mit der er auf der einen Seite vorhandenes Wissen zu den Denkmälern und Symbolen abfragt, auf der anderen Seite aber auch von den Schülern wissen möchte, was sie interessiert, wo sie sich mehr tiefer gehende Informationen wünschen und wie diese angeboten werden sollten. In einem zweiten Schritt wird der Student die Bögen auswerten und Empfehlungen für ein Informationsangebot auf dem Friedhof und im Internet erstellen.
„Dabei soll es weder um Heldenverehrung oder Feindbilder gehen“, betont Reitemann. Vielmehr sollen junge Menschen die Denkmäler in ihre historischen Kontexte einordnen können und so einen Zugang zur lokalen Geschichte des eigenen Orts oder der Region bekommen. „Wir haben da auch als Gesellschaft die Verantwortung, zu einer guten Erinnerungskultur beizutragen.“
Dass Jugendliche Geschichte spannend finden können, davon ist Stephan Reitemann überzeugt. Schließlich habe er selbst in den Schulferien mehrfach freiwillig am Jugendlager Federsee des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge teilgenommen, bei dem junge Menschen Soldatenfriedhöfe und
Gedenkstätten im Ausland pflegen und sich mit Krieg und Gewaltherrschaft auseinandersetzen. „Es ist schon interessant zu sehen, wie etwa in Russland der Zweite Weltkrieg aufgearbeitet wird“, sagt er.
Dank seiner guten Verbindungen zur Landjugend, zu Vereinen und Schulen hätten bereits viele Schüler an der Umfrage teilgenommen. Auch ein Ortstermin auf dem Friedhof war mit 15 Teilnehmern gut besucht. „Ich würde mich sehr freuen, wenn am Ende ein paar Ideen zur Geschichtsvermittlung in Absprache mit Gemeinderat und Verwaltung umgesetzt werden können“, sagt Reitemann. Als Gemeinderat wolle er seinem Heimatort gern etwas zurückgeben, dieses Projekt gehöre da auch dazu.
Wer gern mehr über das Geschichtsprojekt erfahren oder an der Umfrage teilnehmen möchte, kann sich per Mail an stephan.reitemann@outlook.de melden.