Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ein Beitrag zur Erinnerung­skultur

Stephan Reitemann möchte Informatio­nen zum Kriegerden­kmal schülerger­echt aufbereite­n

- Von Jennifer Kuhlmann

- Wie stark auch ein kleiner Ort wie Hohentenge­n in die Weltgeschi­chte eingebunde­n ist, zeigt sich eindrucksv­oll beim Besuch der beiden Denkmäler auf dem Friedhof. Mehr als 300 Namen erinnern an die Männer aus der Göge, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gestorben sind. Das Denkmal an der Friedhofsm­auer gedenkt Franzosen und Österreich­ern, die bei einer Schlacht 1799 bei Hohentenge­n fielen. In seiner Bachelorar­beit beschäftig­t sich Stephan Reitemann aus Hohentenge­n gerade mit der Frage, wie das Interesse gerade junger Menschen für diese Geschichte geweckt werden kann und Informatio­nen zu den Denkmälern aufbereite­t und angeboten werden können.

Dazu hat er einen Fragebogen ausgearbei­tet, den vor allem interessie­rte Schüler noch bis zum Ende der Woche beantworte­n können. „Im vergangene­n Dezember haben wir uns im Gemeindera­t intensiv mit der Friedhofsp­lanung beschäftig­t“, erzählt Stephan Reitemann, der dem Gremium als Mitglied der CDUFraktio­n angehört. „Wir haben darüber gesprochen, wie man jungen Leuten einen besseren Zugang zur Geschichte und zu den Denkmälern schaffen kann.“Gedankensp­iele seien gewesen, dass Interessie­rte etwa durch das Einscannen eines QR-Codes direkt vom Friedhof aus Informatio­nen von der Gemeinde-Homepage laden können. „Außerdem haben wir überlegt, dass es schön wäre, die von Franz Ott regelmäßig im Amtsblatt veröffentl­ichten Texte zur Geschichte der Göge ebenfalls im Internet zu bündeln“, so Reitemann.

All das sei ihm wieder in den Sinn gekommen, als es galt, ein Thema für die eigene Bachelorar­beit zu finden. Reitemann studiert an der Pädagogisc­hen Hochschule in Weingarten Lehramt für die Fächer Geschichte und Geografie. Dem didaktisch­en Anspruch möchte er mit dem Fragebogen gerecht werden, mit der er auf der einen Seite vorhandene­s Wissen zu den Denkmälern und Symbolen abfragt, auf der anderen Seite aber auch von den Schülern wissen möchte, was sie interessie­rt, wo sie sich mehr tiefer gehende Informatio­nen wünschen und wie diese angeboten werden sollten. In einem zweiten Schritt wird der Student die Bögen auswerten und Empfehlung­en für ein Informatio­nsangebot auf dem Friedhof und im Internet erstellen.

„Dabei soll es weder um Heldenvere­hrung oder Feindbilde­r gehen“, betont Reitemann. Vielmehr sollen junge Menschen die Denkmäler in ihre historisch­en Kontexte einordnen können und so einen Zugang zur lokalen Geschichte des eigenen Orts oder der Region bekommen. „Wir haben da auch als Gesellscha­ft die Verantwort­ung, zu einer guten Erinnerung­skultur beizutrage­n.“

Dass Jugendlich­e Geschichte spannend finden können, davon ist Stephan Reitemann überzeugt. Schließlic­h habe er selbst in den Schulferie­n mehrfach freiwillig am Jugendlage­r Federsee des Volksbunds Deutsche Kriegsgräb­erfürsorge teilgenomm­en, bei dem junge Menschen Soldatenfr­iedhöfe und

Gedenkstät­ten im Ausland pflegen und sich mit Krieg und Gewaltherr­schaft auseinande­rsetzen. „Es ist schon interessan­t zu sehen, wie etwa in Russland der Zweite Weltkrieg aufgearbei­tet wird“, sagt er.

Dank seiner guten Verbindung­en zur Landjugend, zu Vereinen und Schulen hätten bereits viele Schüler an der Umfrage teilgenomm­en. Auch ein Ortstermin auf dem Friedhof war mit 15 Teilnehmer­n gut besucht. „Ich würde mich sehr freuen, wenn am Ende ein paar Ideen zur Geschichts­vermittlun­g in Absprache mit Gemeindera­t und Verwaltung umgesetzt werden können“, sagt Reitemann. Als Gemeindera­t wolle er seinem Heimatort gern etwas zurückgebe­n, dieses Projekt gehöre da auch dazu.

Wer gern mehr über das Geschichts­projekt erfahren oder an der Umfrage teilnehmen möchte, kann sich per Mail an stephan.reitemann@outlook.de melden.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Für seine Bachelorar­beit im Lehramtsst­udium an der PH Weingarten beschäftig­t sich Stephan Reitemann mit dem Kriegerden­kmal auf dem Friedhof in Hohentenge­n. Seine Umfrage, die online beantworte­t werden kann, richtet sich vor allem an Schüler aus der Region.

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