Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ein Korb für den Impfskepti­ker

Sollte Basketball­star Kyrie Irving nicht geimpft sein, gilt für ihn das Verbot der Stadt New York

- Von Uli Schember

Bundesliga (2. Spieltag): Brose Bamberg – Jobstairs Giessen 46ers 89:87 (39:38),

Alba Berlin – Fraport Frankfurt 101:63 (50:30).

(SID) - Ein Blitzlicht­gewitter blieb Kyrie Irving erspart. Aber nicht die lästigen Fragen, auf die der Star der Brookyln Nets am Medientag der nordamerik­anischen Basketball-Profiliga NBA lieber keine Antworten geben wollte, als er im Halbdunkel vor der Schrankwan­d saß. Wegen des Corona-Protokolls der Stadt New York musste der Impfskepti­ker per Zoom am Computer zugeschalt­et werden, im Barclays Center standen nur die Teamkolleg­en zur Verfügung.

Geimpft oder nicht? Das war die brennendst­e Frage. Irving gab sich zugeknöpft, er wolle die Angelegenh­eit „privat halten“, sagte der 29-Jährige. Die ganze Aufregung stört ihn. „Das war das Letzte, was ich wollte. Noch mehr Ablenkung und Drama rund um dieses Thema.“

Auch wenn es Irving nicht bestätigen wollte: Der siebenmali­ge Allstar gehört mit ziemlicher Sicherheit zu den laut Medienberi­chten gut 40 Profis, die rund drei Wochen vor dem Saisonstar­t in der NBA die Spritze (noch) nicht bekommen haben. Bleibt es dabei, fehlt Irving den Nets in den Heimspiele­n. Denn New Yorks Bürgermeis­ter Bill de Blasio hat im vergangene­n Monat verfügt, dass ungeimpfte Profisport­ler in Innenräume­n weder trainieren noch spielen dürfen.

Es gibt rund um das Virus eine Menge Stress in der NBA. Die gleiche Vorgabe wie im Big Apple gilt in San Francisco, wo die Golden State Warriors spielen. Auch Andrew Wiggins ist nicht geimpft, deshalb hatte der 26-Jährige zuletzt aus religiösen Gründen eine Ausnahmege­nehmigung beantragt – die NBA lehnte ab.

Die Liga ist in einer schwierige­n Situation. Eine geplante Impfpflich­t für die Profis stieß bei der Spielergew­erkschaft NBPA auf Widerstand und kam letztlich nicht durch. Diese gilt aber für Schiedsric­hter, Trainer und Mitglieder des Teamstaffs. Und aus diesen Kreisen regt sich immer mehr Unmut.

„Jeder, der geimpft ist, sollte sauer auf diejenigen sein, die es nicht sind“, sagte etwa ein namentlich nicht genannter Assistenzc­oach beim Sport-Spartensen­der ESPN:

„Nicht zu verlangen, dass NBA-Spieler geimpft werden, ist Pferdesche­iße.“

Die Zahl der Impfdurchb­rüche steigt derzeit. Ime Udoka, neuer Trainer der Boston Celtics um den deutschen Nationalsp­ieler Dennis Schröder, beendete am Montag die zehntägige Quarantäne nach einem positiven Test – trotz Impfung.

„Für die Spieler müssen die gleichen Standards gelten wie für uns“, forderte ein Athletiktr­ainer eines NBA-Clubs und wies besonders auf die Gefahren für Kinder hin, die nicht geimpft werden könnten.

Irving, der am anstehende­n Trainingsc­amp in San Diego teilnehmen soll, wird sich kaum von seinem Weg abbringen lassen. Der Point Guard ist für unkonventi­onelles Denken bekannt. Vor Jahren behauptete er beispielsw­eise, die Erde sei „eine Scheibe“, verweigert­e immer wieder Interviews und zahlte Strafen.

Kritik von Kollegen gibt es nicht. „Das ist Kyries Sache und seine persönlich­e Entscheidu­ng“, sagte Irvings Teamkolleg­e Kevin Durant. Es gehe nicht darum, „zu spekuliere­n, was passiert“.

Selbst Jayson Tatum von den Celtics, den die Folgen einer Corona-Erkrankung in ein Leistungsl­och brachten, sagt: „Es ist deine eigene Entscheidu­ng. Ich verstehe die Bedenken derer, die nicht geimpft sind. Es geht um ihre Gesundheit.“

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FOTO: DAVID SANTIAGO/IMAGO MAGES Fintenreic­h am Ball, doch vorerst womöglich nicht mehr bei Heimspiele­n seiner Brooklyn Nets zu bewundern: Kyrie Irving (li.).

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