Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Mit Geduld in die neue Saison
Die Ravensburg Towerstars vor der am Wochenende beginnenden DEL2-Spielzeit 2021/22
- Neuer Trainer, neuer Geschäftsführer Sport, viele neue Spieler – mit stark verändertem Gesicht starten die Ravensburg Towerstars am kommenden Wochenende in die neue Saison in der Deutschen Eishockey-Liga 2. Das Ziel bleibt unverändert zu den Vorjahren, ein Platz unter den besten sechs Mannschaften soll es sein. „Wir wollen ein aufregendes Produkt anbieten, es soll Spaß machen, uns zuzuschauen“, sagt der neue Trainer Peter Russell.
Die Eisfläche in der Ravensburger CHG-Arena liegt noch im Dunkeln, als die Towerstars am Dienstagvormittag zur Saisoneröffnungs-Pressekonferenz in die „Eiszeit“laden. Eigentlich sollten die Lichter schon an sein, denn am späten Vormittag findet in der Regel das Training der Profis statt. Doch das fällt am Dienstag aus. Gleich zwölf Spieler sind erkrankt, eine Erkältungswelle hat zugeschlagen. Deshalb ist auch kein Vertreter der Mannschaft dabei, als die Clubverantwortlichen ihre Statements abgeben und Fragen der Journalisten beantworten. Ganz gut in die Runde gepasst hätte etwa Vincenz
Mayer, der auch unter dem neuen Trainer als Kapitän vorangehen wird. „Das war sehr einfach. Er verdient es“, begründet Russell seine Entscheidung für Mayer. Dem erfahrenen Stürmer zur Seite stehen werden zwei neue Assistenten: Stürmer Sam Herr und Verteidiger Julian Eichinger. Herr hatte schon zuletzt zwei Jahre eine Führungsposition inne, als Kapitän in Nottingham und Innsbruck. „Er ist ein Leader und mit seiner Art sehr wichtig auch in der Kabine“, lobt Russell. Auch Eichinger, den der Trainer als „ruhig und intelligent“bezeichnet, war schon in dieser Rolle – vor zwei Jahren in Kaufbeuren.
Unabhängig von seiner künftigen Führungsmannschaft auf dem Eis und in der Kabine spricht Russell davon, ein „gutes Team“zu haben. Zudem lobt er eine „positive Umgebung“. Mit einem Augenzwinkern weist der neue Cheftrainer auf eine besondere Entdeckung hin, die er schon in den ersten Wochen in Oberschwaben gemacht hat: Die Menschen hier seien in sportlicher Hinsicht entweder sehr euphorisch oder total enttäuscht– er selbst sei dagegen „eine sehr geduldige Person“. Er „fühle keinen Druck, den größten mache ich mir selber“, sagt der Schotte, der in den vergangenen zwei Jahren den EHC Freiburg zu einer DEL2-Spitzenmannschaft gemacht hat und sich nun in Ravensburg einer neuen Herausforderung stellt.
Einen großen Anteil daran, dass Russell nun bei den Towerstars in Verantwortung ist, hat Daniel Heinrizi. Der hat an der Seite von Russell als Sportlicher Leiter in Freiburg gearbeitet und ist nun neuer Geschäftsführer Sport in Ravensburg. Die Geschäftsführung verantwortet Heinrizi gemeinsam mit dem früheren Towerstars-Profi Raphael Kapzan, der den kaufmännischen Bereich unter sich hat.
„Wir freuen uns auf die Saison“, sagt Kapzan, der dabei nicht zuletzt an die Rückkehr der Fans denkt. Den Schnitt aus der Vor-Corona-Zeit von 2800 Zuschauern pro Heimspiel zu halten, sei schwierig. Er hoffe zu Beginn auf mehr als 2000 Fans, sagt Kapzan. Das erste Heimspiel bestreiten die Towerstars am Sonntag (18.30 Uhr, CHG-Arena) gegen die Heilbronner Falken.
Abhängig wird das Interesse sehr wahrscheinlich vom Erfolg der Towerstars sein. „Top sechs“sei das Ziel, sagt Russell. Die defensiven und offensiven Reihen, um dieses zu erreichen, hat er derweil mehr oder weniger schon gefunden. Schnell zeigte sich in der Vorbereitung, auf welche Konstellationen der neue Trainer setzt. Geht es nach Russell, wird sich daran auch wenig ändern. „Ich mag die Reihen so. Es gibt keinen Grund für einen Wechsel. Zu viel verändern verunsichert die Jungs“, glaubt er. Allerdings muss Russell zu Beginn der Saison auf zwei eingeplante Stützen verzichten. Andreas Driendl kuriert noch immer seine Gehirnerschütterung aus, auch Verteidiger Kilian Keller fehlt verletzt. „Keller war im Training einer der besten Spieler, das sind zwei schmerzhafte Ausfälle“, sagt Russell. Ingolstadts Förderlizenzspieler Samuel Dubé soll daher „so lange wie möglich hier bleiben“, meint der Towerstars-Trainer.
Als stärkste Gegner sieht Heinrizi die beiden Vorbereitungsgegner ESV Kaufbeuren und Heilbronner Falken an, zudem die Frankfurter Löwen, die Kassel Huskies und den EV Landshut. Los geht es am Freitag (19.30 Uhr) gleich mit dem Derby in Kaufbeuren. Die Weichen sind gestellt – jetzt müssen die Towerstars nur wieder fit werden.