Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Neue Vorsitzende setzt auf Verjüngung
Führungswechsel beim Verein „Engagement für berufliche Zukunft“– Richard Hunsicker zieht sich zurück
- Das Lern- und Jobpatenprojekt „Engagement für berufliche Zukunft“(EfbZ) hat kürzlich im Steidle-Strandbad nach eineinhalbjähriger Abstinenz seine Arbeit wieder aufgenommen und die turnusmäßige Mitgliederversammlung abgehalten. Gründungsvater und bisheriger Vorsitzender Richard Hunsicker gab dabei einen kurzen Abriss zum aktuellen Stand der Patenschaften, bevor er seinen Vorsitz nach 12 Jahren in die Hände von Margitta Vlieckx legte.
„Einen Jahresrückblick braucht es nicht, während des Lockdowns liefen keine Aktivitäten“, sagte der scheidende Vorsitzende in seinem Bericht. Vielmehr zeichnete er ein Lagebild, das trotz Zwangspause zufriedenstellen kann: „Alle unsere Schützlinge in Schul- oder Berufsausbildung haben ihre Abschlüsse geschafft.“Hunsicker bat die Paten und Patinnen um Geduld bei der Aufnahme neuer Patenschaften, die Schulen seien momentan noch mit anderen Dingen gefordert. Er verwies auf die von ihm gut gepflegte Homepage des Vereins und wandte sich an die Anwesenden mit der Bitte, diese an Nachbarn, Freunde und
Bekannte weiterzuempfehlen. „Wir müssen in unserer Arbeit nicht perfekt sein, aber wir müssen den jungen Menschen Mut machen“, plädierte Hunsicker und gab mit diesen Worten das Credo des Vereins und seiner 60 Mitglieder aus. Im Anschluss reichte er den „Staffelstab“an die bisherige zweite Vorsitzende, Margitta Vlieckx aus Hettingen, weiter. „Du hast dem Verein Leben eingehaucht, das efbz wird immer mit deinem Namen verbunden sein“, dankte die neue Vorsitzende ihrem Vorgänger.
Hunsicker wird dem Verein weiterhin erhalten bleiben. „Ich trete in die zweite Reihe zurück, das wird dem Verein vielleicht ganz guttun“, sagte er. Er wolle raus aus der ständigen Präsenz und Erreichbarkeit, und sich Zeit nehmen, um sein Französisch aufzubessern und in Frankreich Wanderungen zu unternehmen.
„Und man wird ja auch nicht jünger“, fügte der Inzigkofer lächelnd an.
In ihrer Antrittsrede nannte Margitta Vlieckx ehrgeizige Ziele, unter anderem „die Verjüngung des Vorstands“sowie eine gezielte Mediennutzung. Die Pandemie habe gezeigt, dass hier Nachhol- und Schulungsbedarf bei den vorrangig älteren Mitgliedern bestehe. „Wir planen auch Auftritte auf Instagram und Co“, sagte Vlieckx. Außerdem wolle sich der
Verein in Kindergärten etablieren, Anzeigenaktionen für neue Paten starten oder Aushänge in Schulen tätigen. „Schaut euch um, vielleicht hat jemand Interesse an ehrenamtlich anspruchsvoller Arbeit.“
Türen öffnen, Schüler, Jugendliche und Auszubildende stärken und ihnen den Übergang von der Schule in die Berufswelt zu ebnen, sind Hauptanliegen des Vereins. Besonderes Augenmerk gilt dabei auch der Integration von Flüchtlingen. „Circa 65 Prozent der Schützlinge haben einen Migrationshintergrund“, sagt Nicole Golubovic, die als Sozialpädagogin beim Landratsamt angestellt ist und mit einer 50-Prozent-Stelle als pädagogische Leitung dem Verein zur Seite steht. Denn das efbz wird vom Landratsamt Sigmaringen unterstützt. Golubovic ist wie Hunsicker Gründungsmitglied und engagierte Patin. So begleitet sie seit mittlerweile fünf Jahren eine junge Frau, die damals als 17-Jährige ohne Familie nach Deutschland kam und heute als Arzthelferin voll integriert ist. „Sie ist mir wie eine Tochter ans Herz gewachsen, auch wenn sie mich natürlich heute nicht mehr so braucht wie damals.“
Der Saulgauer Bernhard Weh begleitet seit anderthalb Jahren einen 14-Jährigen, hauptsächlich in Sprachkompetenz und Persönlichkeitsstärkung. Während der Pandemie mussten sie sich aufs Telefonieren und kurze Treffen im Freien beschränken, auch, um die Gesundheit von Wehs Frau zu schützen, die an einer Lungenkrankheit leidet. Abgebrochen ist der Kontakt aber nie. Nach erfolgreichem Hauptschulabschluss möchte sein Schützling nun die mittlere Reife ablegen. „Jetzt konzentrieren wir uns auf die Berufsfindung, sodass es kontinuierlich weitergeht“, so Weh. Seit einiger Zeit können sie den Kontakt auch wieder intensivieren, er und auch sein Schützling sind geimpft.
Neuland in puncto Patenschaft wird ein junger Mann betreten, der erst vor kurzem dem Verein beigetreten ist und in der kommenden Woche sein Patenkind, einen Schüler der Gemeinschaftsschule Ostrach, kennenlernen wird. „Ich bin zugezogen und wollte mich irgendwo engagieren“, verriet der Neu-Ostracher, „da bin ich auf das efbz gestoßen und fand, dass sich das super anhört“. Und mit ihm dürfte auch das Vorhaben der Verjüngung im Verein etwas an Fahrt aufgenommen haben.