Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Klimaaktivisten spielen mit der Polizei Katz und Maus
Bareiß-Kritiker lassen sich von den Sicherheitskräften nicht abwimmeln – Wer Einsätze bezahlt, ist unklar
- Hartnäckigkeit zahlt sich aus – diesen Schluss könnten die Klimaaktivisten Samuel Bosch und Charlie Roth nach ihrer Aktion zum Weltklimastreik am Freitag vergangener Woche in Sigmaringen ziehen.
Der 18-Jährige und die 19-Jährige hatten geplant, in einer spektakulären Schwimm- und Kletteraktion ein Banner über der Donau aufzuhängen, das zur Abwahl des Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß aufruft. Doch die Polizei hatte bereits im Vorfeld von der Aktion erfahren. Woher, das will Polizeisprecher Oliver Weißflog vom Polizeipräsidium Ravensburg nicht sagen.
So begründet er das Eingreifen der Einsatzkräfte: „Das Überspannen eines Flusslaufes mit einer Schnur und darauf aufbauende Aktionsformen bergen ein schwer kalkulierbares Gefahrenpotenzial, sowohl für die Akteure selbst als auch für auf dem Fluss verkehrende Fortbewegungsmittel. Derartiges Vorgehen stellt somit eine Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung dar.“
Aufgabe der Polizei sei es, Gefahren abzuwehren. Deswegen habe die Polizei die nicht angemeldete Aktion verhindert und ein bereits gespanntes Seil mit Unterstützung der Feuerwehr entfernt.
Doch am Abend kehren die Aktivisten zurück und hängen ihr Banner an die Bahnbrücke, die ein paar Meter weiter flussabwärts über die Donau führt. „Wir haben uns für die Brücke entschieden, weil das Banner an der Stelle eben gerade niemanden stört oder gefährdet“, sagt Bosch. Auch der Panthelstein sei eine Option gewesen, doch den hätten sie aus Sicherheitsgründen ausgeschlossen.
Als die Aktivisten sich von der Brücke abseilen, wird die Polizei auch auf ihren zweiten Versuch aufmerksam. „Um die im Klettergeschirr unter der Brücke und über der Donau hängenden Akteure nicht weiter zu gefährden, wurden diese erst nach der Befestigungsaktion einer Kontrolle unterzogen“, schreibt Polizeisprecher Weißflog. „Da weitere Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nicht ausgeschlossen werden konnten, wurde die mitgeführte und zuvor verwendete Kletterausrüstung gefahrenabwehrrechtlich sichergestellt.“
Doch davon lassen sich die Aktivisten nicht aufhalten – schon in der
Nacht darauf klettern sie auf die Basilika von Weingarten. „Wir haben ja nicht nur eine Kletterausrüstung“, sagt Bosch mit einem Schmunzeln. Dass ihm bei einer seiner waghalsigen Aktionen eines Tages etwas schief gehen könnte, will er nicht glauben. „Wenn wir uns bei etwas unsicher sind, dann lassen wir es einfach bleiben“, sagt er.
Ob die Aktion in Sigmaringen für Bosch ein rechtliches Nachspiel haben wird, ist derzeit noch unklar. „Wegen uns hätte es keinen Einsatz geben müssen“, meint Bosch, „das kostet ja schließlich alles Steuergelder.“Post habe er jedenfalls noch keine bekommen, sagt der Ravensburger. „Nach aktuellem Stand sind im vorliegenden Sachverhalt bislang keine verwirklichten Straftatbestände erkennbar“, schreibt die Polizei. Geprüft werde allerdings noch, in wieweit die Kosten für die Gefahrenbeseitigung den Verursachern der Einsätze in Rechnung gestellt werden könnten.