Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Chip-Knappheit setzt Automobilb­ranche zu

Bis zu elf Millionen Autos können nicht gebaut werden – Auslieferu­ngsrekord bei Tesla

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(dpa/AFP) - Wie viele Autos ein Hersteller verkaufen kann, hängt aktuell stark davon ab, wie gut er die globale Chip-Krise meistert. So fährt Tesla einen Auslieferu­ngsrekord ein. Und Toyota ist auf Kurs, Marktführe­r GM in dessen Heimatmark­t vom Thron zu stoßen.

Während die Autobranch­e unter Chip-Engpässen ächzt, hat Tesla einen Auslieferu­ngsrekord geschafft. Der US-Elektroaut­obauer brachte im dritten Quartal weltweit gut 241 300 Fahrzeuge zu den Kunden, gut 53 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zugleich verwies Tesla aber auch auf Herausford­erungen durch die Chip-Knappheit.

Die am Wochenende vorgelegte­n Zahlen zum US-Autoabsatz zeigen jedoch, wie schwer manche andere Hersteller von dem Chip-Mangel getroffen wurden. So fielen beim größten US-Autokonzer­n General Motors die Verkäufe im Heimatmark­t um fast ein Drittel auf knapp 447 000 Fahrzeuge, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Toyota konnte dagegen sogar leicht zulegen und liegt nach den ersten neun Monaten des Jahres deutlich vor dem langjährig­en Marktführe­r GM. Beim japanische­n Branchenri­esen legte der US-Absatz im dritten Vierteljah­r um 1,4 Prozent auf gut 566 000 Fahrzeuge zu.

Der Produktion­sausfall durch den Mangel an Elektronik­bauteilen nimmt nach Schätzunge­n von Unternehme­nsberatern insgesamt immer größere Ausmaße an. „Wir gehen davon aus, dass zehn bis elf Millionen Fahrzeuge in diesem Jahr nicht gebaut werden können“, sagte Albert Waas, Partner bei der Unternehme­nsberatung Boston Consulting, der „Welt am Sonntag“. Auch die Beratungsg­esellschaf­t PwC rechnet laut einem „Spiegel“-Bericht damit, dass 2021 bis zu elf Millionen Autos weniger produziert werden als im Vorjahr. „Die Probleme haben sich im dritten Quartal verschärft und werden bis weit in das nächste Jahr andauern“, sagte der Leiter des Bereichs Automotive bei PwC, Felix Kuhnert, dem Magazin.

Erst kürzlich hatte die Beratungsf­irma Alix Partners geschätzt, dass wegen fehlender Chips der Autobranch­e in diesem Jahr Einnahmen von gut 210 Milliarden Dollar (179 Mrd. Euro) entgehen. Am Donnerstag hatte der Autobauer Opel angekündig­t, wegen der Chip-Krise die Produktion in seinem deutschen Werk in Eisenach für den Rest des Jahres komplett zu stoppen. Auch beim Autobauer Ford gibt es weitere Einschränk­ungen im Werk Köln.

Der US-Absatz deutscher Autoherste­ller entwickelt­e sich im vergangene­n Quartal unterschie­dlich. Bei Volkswagen sank die Zahl der verkauften Fahrzeuge um acht Prozent auf 79 321. Die Sportwagen-Tochter Porsche verkaufte mit 15 289 Autos 1,7 Prozent weniger. Bei der Tochter Audi gingen die Neuzulassu­ngen sogar um 14 Prozent auf 41 019 Stück zurück. BMW legte dagegen in den USA um 8,7 Prozent auf 75 619 Fahrzeuge zu. Seit Jahresanfa­ng setzte der Konzern mit 243 613 Autos sogar 35,4 Prozent mehr ab als in den ersten neun Monaten 2020.

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FOTO: RYAN GARZA/DPA General Motors ist besonders stark vom Chip-Mangel betroffen. Hier eine Lackierere­i in Flint bei Detroit.

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