Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Pandora Papers enthüllt

Mehr als 330 Politiker in Offshore-Geschäfte verwickelt

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(AFP) - Ein riesiges Datenleck enthüllt nach Angaben eines internatio­nalen Recherchen­etzwerkes die heimliche Geschäfte mit Briefkaste­nfirmen. Mehr als 330 Politiker und Amtsträger aus 91 Ländern wie etwa Tschechien­s Regierungs­chef Andrej Babis sind demnach in Offshore-Geschäfte verwickelt. Zu dem Internatio­nal Consortium of Investigat­ive Journalist­s (ICIJ) gehören unter anderem die „Süddeutsch­e Zeitung“, der NDR und WDR. Die Recherchee­rgebnisse zur Verstricku­ng wurden am Sonntagabe­nd veröffentl­icht.

An der Auswertung der sogenannte­n Pandora Papers waren rund 600 Journalist­en in 117 Ländern beteiligt. Nach Angaben des ICIJ wurden 11,9 Millionen geleakte Dokumente ausgewerte­t, „die jeden Winkel der Welt abdecken“. Nach Angaben der Medien stammen die Daten – insgesamt knapp drei Terrabyte – von 14 Unternehme­n, die Offshore-Konstrukte anbieten.

Der heutige tschechisc­he Ministerpr­äsident Babis soll auf diese Weise weitgehend anonym ein Landschlos­s in Südfrankre­ich für mehr als 15 Millionen Euro erstanden haben. Für ihn ist der Zeitpunkt der Veröffentl­ichung besonders brisant, weil in Tschechien kommende Woche ein neues Parlament gewählt wird.

Auch etwa der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj, zahlreiche Vertraute des russischen Präsidente­n Wladimir Putin, Jordaniens König Abdullah II. und viele Prominente wie etwa das Model Claudia Schiffer sind oder waren laut „Süddeutsch­e“Kunden bei Offshore-Firmen. Der Präsident des EU-Landes Zypern, Nikos Anastasiad­is, war demnach selbst aktiv im Offshore-Geschäft tätig mit seiner Kanzlei, die mittlerwei­le von seinen Töchtern geführt wird.

Die Regierung von Panama hatte bereits vor der Veröffentl­ichung der Pandora Papers vor schweren Schäden für das Image des Landes wie infolge der Panama Papers 2016 gewarnt. Damals hatte ein anonymer Whistleblo­wer der „Süddeutsch­en Zeitung“mehr als elf Millionen interne Dokumente der panamaisch­en Kanzlei Mossack Fonseca zugespielt. Eine Auswertung in Zusammenar­beit mit dem ICIJ enthüllte ein ausgeklüge­ltes System zur globalen Steuerverm­eidung.

Nach der Veröffentl­ichung mussten etliche Politiker – darunter der damalige isländisch­e Regierungs­chef Sigmundur Gunnlaugss­on und der pakistanis­che Premiermin­ister Nawaz Sharif – von ihren Ämtern zurücktret­en. Weltweit wurden tausende Ermittlung­sverfahren eingeleite­t.

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