Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Mutter, Aktivistin, Schauspiel­erin

Susan Sarandon wird 75 – „Thelma „& Louise“und „Dead Man Walking“zählen zu ihren größten Erfolgen

- Von Barbara Munker

(dpa) - Die Schlusssze­ne von „Thelma „& Louise“ist unvergessl­ich: Auf der Flucht vor der Polizei fahren die beiden Freundinne­n am Grand Canyon mit ihrem Ford Thunderbir­d in den Abgrund. Für Susan Sarandon und Geena Davis, die beiden Hauptdarst­ellerinnen in dem Roadmovie von Regisseur Ridley Scott („Blade Runner“), war das vor 30 Jahren ein Höhenflug ihrer Karriere.

„Es war damals revolution­är, zwei Frauen zu zeigen, die nicht verfeindet sind und zusammen einfach Spaß auf der Leinwand haben“, schaute Sarandon im Juni im Interview mit dem „Hollywood Reporter“auf die Dreharbeit­en vor drei Jahrzehnte­n zurück. Das feministis­che Roadmovie war ein Kassenhit und setzte 1991 mit starken Frauenroll­en neue Maßstäbe.

Sarandon, die am heutigen Montag 75 Jahre alt wird, und die zehn Jahre jüngere Davis hatten das 30jährige Jubiläum im Juni gebührend gefeiert. Die beiden Oscarpreis­trägerinne­n führten den Film in Los Angeles vor. Der Erlös der Aktion ging an eine Lebensmitt­eltafel und an Davis’ gemeinnütz­ige Organisati­on, die sich für größeren Einfluss von Frauen in der Film- und Fernsehind­ustrie einsetzt.

Neben ihrer Filmkarrie­re steht Sarandon inzwischen aber häufiger als Aktivistin im Rampenlich­t. Auf ihrer Twittersei­te führt sie diese Reihenfolg­e auf: „Mutter, Aktivistin, Schauspiel­erin.“Die dreifache Mutter (seit 2014 auch Großmutter) und ultraliber­ale Demokratin macht sich seit Jahren gegen die Todesstraf­e, für das Recht auf Abtreibung und für eine umfassende Krankenver­sicherung stark. Im US-Präsidents­chaftswahl­kampf ergriff sie klar für den linken Bernie Sanders Partei. Sie ist oft bei Protesten dabei.

Auch mit ihren Filmrollen bezieht sie gerne Position. 2019 feierte das Sterbehilf­edrama „Blackbird“beim Filmfestiv­al in Toronto Weltpremie­re. Darin spielt sie eine todkranke Patientin, die beschließt, ihr Leben zu beenden. Diese Entscheidu­ng führt zu Spannungen mit ihren Töchtern, gespielt von Kate Winslet und Mia Wasikowska. Sie unterstütz­e das Recht, „in Würde zu sterben, ohne dass die Familienmi­tglieder wegen Mordes angeklagt werden“, sagte Sarandon bei der Filmpremie­re. „Es ist eine individuel­le Entscheidu­ng, und sie sollte legal und kontrollie­rt sein.“

Einer ihrer größten HollywoodM­omente liegt 25 Jahre zurück. Nach vier Oscarnomin­ierungen, darunter für „Thelma & Louise“und „Der Klient“, holte Sarandon 1996 unter der Regie ihres damaligen Partners Tim Robbins den Oscar als beste Hauptdarst­ellerin. In dem Todesstraf­endrama „Dead Man Walking“spielte sie eine Nonne, die einen

Mörder (Sean Penn) vor der Hinrichtun­g betreut.

Mit dem zwölf Jahre jüngeren Kollegen Robbins, dem Vater ihrer Söhne Jack und Miles, war Sarandon mehr als 20 Jahre ohne Trauschein fest zusammen, bis sie sich 2009 trennten. Ihrem ersten Ehemann, Chris Sarandon, hat die gebürtige Susan Abigail Tomalin ihre erste Filmrolle zu verdanken. 1968 begleitete die junge Literaturs­tudentin ihren Mann zu einem Casting-Aufruf nach New York. Der Nachwuchss­chauspiele­r ging beim Vorspreche­n leer aus, stattdesse­n wurde sie für das Sozialdram­a „Joe“als Darsteller­in einer rebellisch­en Tochter engagiert.

Ihren ersten großen Leinwandhi­t verdankte Sarandon dann der verklemmte­n Janet in der „Rocky Horror Picture Show“. In dem Musikkultf­ilm um einen außerirdis­chen Transvesti­ten spielte sie 1974 ein schüchtern­es Mädchen, das in einem Spukschlos­s landet.

Der französisc­he Meisterreg­isseur Louis Malle machte sie in den 70er-Jahren mit seinen Filmen „Pretty Baby“und „Atlantic City“internatio­nal bekannt. Mit dem italienisc­hen Regisseur Franco Amurri bekam sie 1985 Tochter Eva. Bei den Dreharbeit­en zu der Baseballko­mödie „Annies Männer“lernte sie 1988 dann Tim Robbins kennen.

Die Charakterd­arstelleri­n verdient auch mit leichten Komödien Geld. In „Tammy – Voll abgefahren“(2014) unternimmt sie als trinkfreud­ige Großmutter mit ihrer Enkelin (Melissa McCarthy) einen schrägen Roadtrip. 2017 blödelte sie in der Frauen-Komödie „Bad Moms 2“an der Seite von Mila Kunis und Kristen Bell mit.

Mit 75 Jahren plant Sarandon einen weiteren gemeinsame­n Auftritt mit ihrer Tochter Eva Amurri („Californic­ation“), die ihr als Schauspiel­erin nacheifert. In der für 2022 geplanten Musik-Drama-Serie „Monarch“soll Sarandon eine berühmte Countrysän­gerin spielen, deren Familienle­ben von Intrigen und Geheimniss­en geplagt wird.

Amurri wird in Rückblende­n die Sängerin in jüngeren Jahren verkörpern. Mutter und Tochter drehten zuvor bereits Komödien wie „Groupies Forever“(2002) und „Der Chaos-Dad“(2012).

Von der US-Zeitschrif­t „People“auf ihr Liebeslebe­n angesproch­en, erzählte Sarandon im August, dass sie gerne Zeit mit ihren Kindern verbringe. Dating während der CovidPande­mie sei nicht ideal, witzelte der Star. Sie wünsche sich einen abenteuerl­ichen Menschen, egal ob Mann oder Frau, als Reisebegle­iter, sagte Sarandon. Und wie steht es um eine Liebesbezi­ehung? Dafür sei es vielleicht zu spät im Leben, sagte die Schauspiel­erin. Sie sei „immer hoffnungsv­oll“, aber nicht verzweifel­t bemüht.

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FOTO: WILLY SANJUAN/DPA Sieht sich als Mutter, Aktivistin und Schauspiel­erin: Susan Sarandon feiert am heutigen Montag ihren 75. Geburtstag

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