Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Die Leute lieben ihn“
SC Freiburg festigt Dank Petersen seinen Platz in der Spitzengruppe
(dpa) - Viel aufsehenerregender kann sich Nils Petersen nicht zurückmelden. Es war sein 30. Jokertor im 250. Bundesligaspiel, er schoss mit einem Fallrückzieher den Siegtreffer. Er war der Matchwinner zum 2:1 bei Hertha BSC, mit dem er zum außergewöhnlich starken Abschneiden des SC Freiburg in der bisherigen Saison der Bundesliga beitrug. Erst zwei Minuten vorher war der frühere Nationalspieler eingewechselt worden. Der Ball landete nach einer Ecke bei ihm, sehenswert bugsierte er ihn aus kurzer Distanz ins Tor. Typisch für Petersen, dem oft wenige Momente reichen.
„Das ist eine sehr, sehr schöne Geschichte für den SC Freiburg“, schwärmte SC-Trainer Christian Streich vom treuen Angreifer und hob nicht nur die fußballerischen Qualitäten, sondern auch den Charakter des 32-Jährigen hervor: Er sei mehr als nur ein „großartiger Sportler“, sagte Streich. „Er ist ein Mensch, den sich ein Trainer wünscht. Nils stellt sich immer mit 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft“, so der 56-Jährige: „Die Leute lieben ihn, weil er als Mensch so ist, wie er ist.“
Streich blickte am Samstag auch noch einmal darauf zurück, dass Petersen dem Verein aus dem Breisgau die Treue hielt, obwohl er im Sommer 2015 in die 2. Liga abgestiegen war. „Das war eine großartige Entscheidung für ihn, für die Fans und für den Verein“, sagte der Coach über seinen Torjäger, mit dem er sich eng verbunden fühlt.
Für Petersen läuft es in Freiburg aber nicht immer rund. Dieses Gefühl des Toreschießens kannte er in dieser Saison noch nicht. Anfang Mai, am 32. Spieltag der vergangenen Spielzeit, hatte der erfolgreichste Joker der Bundesliga zuletzt getroffen. „In erster Linie spielt man für den mannschaftlichen Erfolg“, sagte der Angreifer nun, erklärte aber auch: „So ein Tor tut persönlich gut.“Er weiß jetzt, dass er es noch kann.
Im Trainingslager in der Sommerpause hatte sich Petersen am Knie verletzt und war wochenlang ausgefallen. Als er wieder im Training war, hatte Streich moniert, dass sich der Freiburger Rekordtorschütze anstrengen und hart arbeiten müsse, um mit den jüngeren Spielern mitzuhalten. Natürlich ist Petersen auch aus Sicht von Streich ein „außergewöhnlicher Stürmer“, in der Startelf fehlte er aber auch in der vergangenen Saison oft.
Nun baute er den Liga-Rekord für Treffer als Einwechselspieler mit seinem ersten Saisontor aus. Auch dank ihm bleibt der Sport-Club nach sieben Spielen in dieser Spielzeit ungeschlagen und rein von der Tabelle her ein Spitzenteam. Besser als jetzt mit 15 Punkten war Freiburg zu diesem Saison-Zeitpunkt in der Bundesliga noch nie. Verteidiger Philipp Lienhart hatte die Gäste in Berlin in Führung gebracht (17. Minute),
Hertha-Stürmer Krzysztof Piatek für die wankende Hertha ausgeglichen (70.). Dann traf Petersen.
Groß jubeln wollte Trainer Streich nicht über den Sieg in einem „durchschnittlichen“Spiel. Er lebt weiter Demut vor: „Jetzt läuft es gut. Ich bereite mich darauf vor, wenn es nicht so gut läuft.“