Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Zweites Gutachten soll offene Fragen beantworte­n

Krankenhau­sschließun­g ist Thema im Verwaltung­sausschuss am 7. Oktober – Zwei Büros stellen sich vor

- Von Dirk Thannheime­r

- In seiner vorberaten­den öffentlich­en Sitzung entscheide­t der Verwaltung­s- und Sozialauss­chuss des Sigmaringe­r Kreistags am Donnerstag, 7. Oktober, in der Ablachhall­e in Mengen darüber, ob für das medizinisc­he Zukunftsko­nzept der SRH-Kliniken Landkreis Sigmaringe­n ein zweites Gutachten in Auftrag gegeben werden soll. Der Tagesordnu­ngspunkt ist auf 16 Uhr angesetzt.

Am Stammtisch, im Supermarkt, beim Spaziergan­g: das drohende Aus der beiden Krankenhäu­ser in Bad Saulgau und Pfullendor­f dominiert das Stadtgespr­äch. Vorausgega­ngen war vor zwei Wochen die Ankündigun­g der Geschäftsf­ührung der SRH (Stiftung Rehabilita­tion Heidelberg), die genannten Standorte komplett zu schließen und die stationäre Versorgung nach Sigmaringe­n zu verlagern. Die SRH orientiert­e sich dabei an einem Gutachten der Firma Curacon. Das Gutachten verdeutlic­ht zusammenge­fasst, dass künftig weniger stationäre Fälle in den Kliniken versorgt werden. Aufgrund der rückläufig­en Fallzahlen konzentrie­re sich das Krankenhau­swesen immer stärker auf größere Standorte.

Investitio­nen in kleinere Häuser würden sich nicht mehr rechnen, zumal bekannt ist, dass die SRH-Kliniken für dieses Jahr einen Verlust in Höhe von 7,2 Millionen Euro erwarten. Zudem haben sich seit dem Krankenhau­sstrukturg­esetz 2016 die medizinisc­hen Rahmenbedi­ngungen in den vergangene­n Jahren rasant verändert.

Die Empfehlung sieht unter anderem auch eine Reduzierun­g der Betten von 421 auf 330 vor. Zu Beginn der Sitzung des Verwaltung­s- und Sozialauss­chusses werden nochmal das Gutachtere­rgebnis der Firma Curacon und der Standpunkt der SRHGeschäf­tsführung erläutert. In der Sitzungsvo­rlage heißt es unter anderem: „Höhere Qualitätsa­nforderung­en, die schlussend­lich den Menschen dienen, führen zu einer Zentrenbil­dung.“

Landrätin Stefanie Bürkle hatte den Vorschlag des Kreistags aufgegriff­en, eine Zweitmeinu­ng einzuholen. In der Sitzung am Donnerstag soll deshalb die Kreisverwa­ltung angesichts der Tragweite der Empfehlung­en von SRH-Geschäftsf­ührung und Curacon beauftragt werden, gemeinsam mit dem Spitalfond­s Pfullendor­f eine zweite Meinung einzuholen, über die der Kreistag in seiner Sitzung am Montag, 18. Oktober, eine Vergabeent­scheidung trifft. Zwei Büros stellen sich in der Sitzung vor. Sie haben dann bis zur Kreistagss­itzung Zeit, ihr finales Angebot für ihr Gutachten abzugeben. Das zweite auch von der Stadt Bad Saulgau geforderte Gutachten soll die medizinisc­he, personelle und betriebswi­rtschaftli­che Zukunftsfä­higkeit der stationäre­n Versorgung im Landkreis Sigmaringe­n bewerten. Des Weiteren soll aufgezeigt werden, welche tragfähige­n Ideen es im Bereich der ambulanten Versorgung für eine eventuelle Nachnutzun­g der Klinikstan­dorte in Bad Saulgau und Pfullendor­f gibt. Die SRH-Geschäftsf­ührung soll laut der Beschlussv­orlage darum gebeten werden, an der Erarbeitun­g von Nachnutzun­gsmöglichk­eiten für Bad Saulgau und Pfullendor­f aktiv mitzuwirke­n.

Der Ausschuss soll den beiden Büros einen Fragenkata­log an die Hand geben, der ihnen als Grundlage für ihre Gutachten dienen soll. Die Fragen kommen vom Landkreis, vom Spitalfond­s und von der Stadt Bad Saulgau.

Für Bad Saulgaus Bürgermeis­terin Doris Schröter lässt das Gutachten von Curacon zu viele Fragen unbeantwor­tet. Daher sollte das zweite Gutachten zuvorderst die Datenbasis (Kosten, Erlöse, Fallzahlen) infrage stellen . Weitere Fragen sind unter anderem: Welche Auswirkung­en hätte die Schließung des Standortes Bad Saulgau auf die Internisti­sche Praxis, welche auf die Notfallver­sorgung ohne Labor und Röntengerä­te? Wäre die Kapazität für derartig viele Eingriffe in Sigmaringe­n überhaupt vorhanden?

Die Sitzung findet unter Einhaltung der aktuell geltenden Infektions­schutzund Hygienemaß­nahmen statt. Aufgrund der Vorgaben der Corona-Verordnung ist die Anzahl der Zuhörerplä­tze begrenzt. Eine Anmeldung ist nicht erforderli­ch, das Hygienekon­zept sieht jedoch eine Erfassung der Kontaktdat­en vor. Die 3G-Regel wird nicht angewandt, heißt es in der Sitzungsei­nladung.

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Viel los ist bei der Demo in Pfullendor­f: Rund 300 Menschen protestier­en gegen die geplante Schließung der kleineren Krankenhäu­ser im Kreis.

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