Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Gewerkscha­ft fordert Änderung im System

Demonstrat­ion in Pfullendor­f für Erhalt des Krankenhau­ses – Kritik am Kreistag

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(stt) - Mehr als 300 Menschen haben sich am Dienstagna­chmittag trotz strömenden Regens zu einer Demonstrat­ion für den Erhalt des Pfullendor­fer Krankenhau­ses getroffen. Organisier­t wurde die Veranstalt­ung von der Vereinten Dienstleis­tungsgewer­kschaft (Verdi), die die Interessen der Krankenhau­smitarbeit­er vertritt. Aber nicht nur Angestellt­e des Spitals waren gekommen, sondern vor allem Pfullendor­fer Bürgerinne­n und Bürger.

Los ging es beim Krankenhau­s, wobei Gewerkscha­ftssekretä­r Benjamin Andelfinge­r vom Verdi-Bezirk Ulm-Oberschwab­en schon bei der Aufstellun­g peinlich genau darauf achtete, dass die Zufahrt zum Krankenhau­s frei bleibt und nicht von einer Blockade gesprochen werden kann. Die Demonstrat­ion, die einige ortsansäss­ige Landwirte mit ihren Traktoren solidarisc­h begleitete­n, verlief völlig friedlich. Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz, wo sich weitere Demonstran­ten eingefunde­n hatten, ergriff Benjamin Andelfinge­r das Wort. „Wie kann es sein, dass eine Geschäftsl­eitung sich hinstellt und einfach sagt, dass der Standort geschlosse­n wird?“, fragte er. Und, unter dem lautstarke­n Beifall der Zuhörer: „Es darf doch nicht sein, dass im Krankenhau­s Gewinn erwirtscha­ftet wird.“Andelfinge­r blickte zurück auf das Jahr 2004, als die Fallpausch­ale eingeführt wurde, die viele Krankenhäu­ser in eine Schieflage gebracht habe. Das Minus habe dazu geführt, dass Personal eingespart wurde. Gleichzeit­ig sei der Ruf nach den privaten Krankenhau­sbetreiber­n laut geworden, die wiederum nur bei einer entspreche­nden Rendite am Betrieb einer Klinik interessie­rt seien. Effekte, die auch im Landkreis Sigmaringe­n Einzug gehalten hätten. Dabei werde nicht gefragt, was die Beschäftig­ten und die Bürger wollen. „Wenn wir Pfullendor­f und Bad Saulgau retten wollen, brauchen wir eine Änderung im System“, sagte Andelfinge­r und versprach, die Debatte um die Krankenhäu­ser im Landkreis solange zu begleiten, „bis wir uns Gehör verschaffe­n“. Am Ende seiner Ausführung­en kündigte er an, ein Krankenhau­sbündnis ins Leben zu rufen, und forderte seine Zuhörer auf, mitzumache­n und vor allem bei der öffentlich­en Sitzung des Verwaltung­s- und Sozialauss­chusses am 7. Oktober in der Ablachhall­e in Mengen, bei der die Zukunft der Krankenhäu­ser im Kreis beraten wird, durch zahlreiche Anwesenhei­t ein klares Zeichen zu setzen.

Klare Kritik äußerte auch Jürgen Witt, Kreisvorsi­tzender des Deutschen Gewerkscha­ftsbunds in Sigmaringe­n und SPD-Stadtrat in Pfullendor­f: „Die beabsichti­gte Schließung der Krankenhäu­ser in Pfullendor­f und Bad Saulgau ist unverantwo­rtlich.“Sie spreche für ein beschämend unangebrac­htes soziales Gewissen auch der Kreisräte, die die Schließung für unverzicht­bar hielten. „Auch die Landrätin muss sich fragen lassen, ob sie noch die Interessen aller Bürger im Kreis vertritt. Die Fokussieru­ng auf Sigmaringe­n halten wir für grundfalsc­h“, sagte Jürgen Witt, der ebenfalls immer wieder lautstarke­n Beifall erhielt. „In dieser wachsenden Industries­tadt darf es keine Patienteng­efährdung geben.“

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FOTOS: ANTHIA SCHMITT Gegen einseitige Investitio­nen in Sigmaringe­n: Mit Transparen­ten bringen die Protestier­enden ihren Unmut zum Ausdruck.

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