Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Das Finalturnier der Nations League spaltet die Gemüter
(SID) - Ein 7,5 Kilo schwerer Silberpokal, Preisgelder in Millionenhöhe – und Duelle von Welt- und Europameistern: Das Finalturnier der Nations League wirkt auf den ersten Blick wie ein großes Fußballfest. Und doch fremdeln viele Fans, der künstlich geschaffene Wettbewerb spaltet immer noch die Gemüter. Um die Wertigkeit des Titels entbrannten vor dem Start am Mittwoch wieder einmal hitzige Diskussionen. „Es ist keine Welt- oder Europameisterschaft“, sagte Belgiens Axel Witsel und legte direkt nach: „Wenn ich mich zwischen der Nations League und der Champions League entscheiden muss? Die Champions League!“Dennoch werde in dieser Woche „ein Preis“vergeben, führte der Dortmunder aus: „Wir sind extrem motiviert und wollen endlich einen Pokal gewinnen.“
Dafür müssen die Roten Teufel in einer Neuauflage des WM-Halbfinals von 2018 am Donnerstag (20.45 Uhr) erstmal Weltmeister Frankreich aus dem Weg räumen. Tags zuvor fordert Spanien bereits Europameister Italien (20.45 Uhr/jeweils DAZN) zur kleinen Revanche nach dem kürzlich verlorenen EM-Halbfinale. Diese vier Teams gewannen 2020 ihre Vorrundengruppen in der A-Liga und kämpfen um die Nachfolge des Premierensiegers Portugal.
322 Tage vergingen zwischen der in Corona-Hochzeiten durchgeprügelten Gruppenphase und dem Final Four in Italien, vorher war im übersättigten Fußballkalender kein Platz. Die Nations League wurde 2018 von der UEFA ins Leben gerufen, um die Zahl ungeliebter Freundschaftsspiele zu reduzieren. Doch gerade als solche sehen die mächtigen Fußballländer eben in Teilen auch die Partien der Nations League. Schließlich hält sich der Mehrwert in Grenzen. Zwar gibt es für die Topteams dadurch einen Rettungsanker zur Qualifikation für die WM in Katar, doch diesen Umweg wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keiner der Halbfinalisten gehen müssen. So bleibt nur der 71 Zentimeter hohe Pokal, der finanzielle Reiz – und ein überschaubarer Prestigegewinn. Spanien-Coach Luis Enrique sagte dennoch: „Das ist ein Wettbewerb, den wir gerne gewinnen würden.“