Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Tage der Phrasendre­scherei

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Wenn es im politische­n Berlin Spitz auf Knopf steht, erkennt das der aufmerksam­e Beobachter und Zuhörer an den Sprachbild­ern, mit denen Parteivert­reter ihre Aussagen umwölken. Peter Altmaier (CDU) – seines Zeichens Noch-Bundeswirt­schaftsmin­ister – meint zum Beispiel, dass der „Ampel-Zug“jetzt abgefahren sei. Markus Söder (CSU) – Noch-Ministerpr­äsident von Bayern – mag nicht das fünfte Rad am Wagen sein. Wobei er keine Zweifel daran lässt, wer den Wagen in den Graben gefahren hat. Hoch auf dem grünen Wagen sitzt indes Robert Habeck und meint, der Keks sei noch nicht gegessen. Würde Markus Söder das ausdrücken wollen, würde er das bayerischf­ränkische Äquivalent verwenden: „Der Kaas is no ned biss’n.“

Kekse, so wissen es Menschen, die gelegentli­ch Kinder in Autos transporti­eren, machen Krümel. Ein schönes backwerksp­ezifisches Sprichwort lautet: „Die Krümel haben Pause, wenn der Keks spricht.“Wobei diese natürlich besonders laut vor sich hinbröseln, wenn niemand so genau weiß, wer überhaupt der Keks ist oder es werden soll.

Um im Sprachgebr­auch der Großen und Mächtigen zu bleiben: Die Würfel sind noch nicht gefallen. Wer den Karren aus dem Dreck ziehen wird, steht also noch nicht fest. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Und wenn Ihnen die inflationä­ren Metaphern von Politikern und Journalist­en langsam auf den Keks gehen, können wir an dieser Stelle nur trotzig ausrufen: „Wer anderen eine Grube gräbt, dem fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, während es noch nicht aller Tage Abend ist.“(nyf )

untermstri­ch@schwaebsic­he.de

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FOTO: COLOURBOX Viele knusprige Kekse – allesamt noch nicht gegessen.

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